Deutschland kann um die Medaillen mitspielen
Die wichtigste Nachricht zuerst: Das DBB-Team war in der knüppelharten Gruppe B nicht nur konkurrenzfähig, sondern fast makellos. Nüchtern betrachtet spielten fünf der besten zehn (?) Teams des bisherigen Turniers in Köln, Bosnien-Herzegowina mit eingerechnet. Deutschland besiegte drei von ihnen und war gegen Slowenien nicht chancenlos.
Das kann und sollte Mut machen, gerade nach der schwierigen Vorbereitung, in der Deutschland nahezu nie alle Spieler zur Verfügung hatte. Das gemeinsame Verständnis und die Teamchemie sind keine Probleme, im Gegenteil. Das Team wirkt wie eine Einheit, gerade in der Defensive, und zieht an einem Strang. Einige Faktoren helfen dabei.
Viele Spieler kennen sich schon lange, etwa aus gemeinsamen Vereinszeiten bei ALBA Berlin (Franz Wagner, Maódo Lô, Johannes Thiemann, Niels Giffey) oder sogar aus der Jugend, wie Daniel Theis und Dennis Schröder. Auch in der Nationalmannschaft spielten viele schon zusammen, wenn auch nie in der exakten jetzigen Besetzung.
"Es ist riesig. Maódo, Franz, Moritz, JT, ich, wir haben alle in irgendeiner Form zusammen gespielt. Dennis und Daniel, die Connection sieht man immer, wenn es bei denen klickt", sagte Giffey. "Man kennt sich." Das zeigt sich in einigen Automatismen, die in der kurzen Zeit sonst nicht herzustellen wären.
Nur wenige Teams haben bessere Einzelspieler
Und zum anderen ist der Nationalmannschaftsbasketball etwas anderes als der im Verein, da eben nicht in gleicher Weise die Zeit da ist, um irgendwelche Systeme über längere Zeit einzustudieren. Es muss weitaus mehr im Moment entschieden, Read & React gespielt werden, und das kommt dem deutschen Team durchaus entgegen.
Auf allen Positionen verfügt Bundestrainer Gordie Herbert über smarte Spieler, die Situationen gut lesen können und verschiedene Lösungen parat haben. Es läuft vieles instinktiv. Natürlich klappt das nicht immer, von Zeit zu Zeit gibt es schwächere Phasen, aber es läuft schon mehr richtig, als es vor dem Turnier zu erwarten war.
"Es kann nicht alles perfekt laufen, es ist ein zusammengewürfeltes Team. Wir haben nur kurze Zeit, um zusammen zu trainieren und hatten nur kurze Zeit, um uns auf diese EM vorzubereiten. Von daher ist es glaube ich okay, was wir abliefern", erklärte Thiemann nach dem Ungarn-Spiel.
Mehr als okay. Diese Performance in der mit Abstand bestbesetzten EM-Gruppe etablierte das DBB-Team unter den Medaillenkandidaten. Einzelne (lies: drei) Teams haben bessere Einzelspieler, trotzdem muss sich diese Mannschaft vor niemandem verstecken. Entsprechend geht es mit breiter Brust zur nächsten Aufgabe.