Während Real damit weiter auf den neunten Titel und den ersten seit 1995 warten muss, heißt der neue Champion Maccabi. Die Israelis hatten zuletzt 2004/2005 zweimal in Serie die Euroleague gewonnen.
Im insgesamt 50. Showdown der beiden europäischen Powerhouses und im zweiten Final-Duell zwischen Real und Maccabi (89:85 Real 1980 in Berlin) war Ex-Bayer Tyrese Rice wie schon im Halbfinale am Ende der überragende Mann auf dem Feld und wurde zum Finals MVP gewählt.
Rice war mit 26 Punkten Topscorer, dazu punkteten bei Maccabi Ricky Hickman (18), Devin Smith (15), David Blu (14) und Alex Tyus (12) zweistellig. Tyus lieferte außerdem 11 Rebounds und 3 Blocks.
Bei Real traf einmal mehr Sergio Rodrigeuz (21 Punkte, 5/10 Dreier) am besten. Rudy Fernandez verbuchte 15 Punkte, 8 Rebounds und 4 Assists, Ioannis Bourousis kam auf 12 Punkte, 9 Rebounds und 4 Blocks.
Im nächsten Jahr hat Real die Chance, den so ersehnten Titel dann vielleicht endlich vor heimischem Publikum zu holen, denn das Euroleague Final Four 2015 wurde am Wochenende nach Madrid in den Palacio de Deportes vergeben.
Im Spiel um Platz drei setzte sich der FC Barcelona klar mit 93:78 (50:47) gegen ZSKA Moskau durch und schaffte nach der schlimmsten Niederlage der Klub-Geschichte im Halbfinal-Clasico gegen Real wenigstens einen versöhnlichen Abschluss. Topscorer war Juan Carlos Navarro (20 Punkte, 8/11 FG).
Die Reaktionen:
Final-Four-MVP Tyrese Rice: "Es war das beste und wichtigste Spiel meines Lebens. Trotzdem war es in erster Linie eine Teamleistung. Ich hätte ohne meine Teamkollegen niemals so ein Spiel abliefern können, deshalb gehört dieser Pokal allen von uns. Wir haben gegen Real Madrid und damit gegen das beste Team in Europa gespielt. Jetzt aber sind wir das beste Team in Europa."
Real-Coach Pablo Laso: "Das ist ein Schock, von dem wir uns erst einmal erholen müssen. Aber wir werden wieder aufstehen, denn wir dürfen auch stolz sein. Wir haben eine große Euroleague-Saison gespielt."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tipoff: Real beginnt wieder mit Sergio Llull und Rudy Fernandez im Backcourt, dazu gesellen sich Tremmell Darden, Nikola Mirotic und Ioannis Bourousis. MVP Sergio Rodriguez gibt wie gewohnt den Super-Sub. Maccabis Starting Five bilden Yogev Ohayon, Ricky Hickman, Devin Smith, Guy Pnini und Sofoklis Shortsanitis. Halbfinal-Held und Ex-Bayer Tyrese Rice kommt genauso von der Bank wie Dreierwaffe David Blu.
4.: Real ist durchaus beeindruckt von der Atmosphäre und der gelben Maccabi-Wand in der Arena, gegen die es anzuspielen gilt. Mirotic mit dem Airball aus der Ecke, Ohayon schnappt sich den Rebound geht Coast-to-Coast zum Layup durch. Erste Führung für Maccabi. 6:5.
6.: Es ist eine unfassbare Intensität im Spiel! Bourousis hat bei Real schon 3 Blocks gesammelt, jetzt wird auf der anderen Seite Mirotic von Smith abgeräumt! Smith legt dann auch noch den Layup nach. 8:5 Maccabi! Timeout.
12.: Erst steigt Rudy Fernandez zum Dunk hoch, dann knallt Sergio Rodriguez, natürlich wieder nach Llull-Pass, den Dreier rein! 21:15 Real! David Blatt braucht die Auszeit.
14.: Rudy mit dem genialen Alley-oop-Anspiel auf Slaughter, rumms! Real zieht davon, weil die Defense Maccabi jetzt in fast sechs Minuten nur 2 Punkte gestattet hat. 19:2-Run. 26:15 Real!
20.: Llull schmeißt den Ball nach einem Missverständnis mit Bourousis weg, Maccabi bekommt kurz vor der Pause nochmal den Ball und nutzt die Chance. David Blu for threeeeeeee! Maccabi ist nach einem 7:0-Lauf (alle Punkte durch Blu) zur Pause tatsächlich wieder voll im Geschäft. 35:33 Real.
24.: Bei Pninis Layup-Versuchen ist der Korb wie vernagelt, aber dafür sitzt der Midrange-Jumper von Hickman. Erstes Field Goal für Hickman und erste Maccabi-Führung seit langer Zeit. 41:40 Tel Aviv.
30.: Ein Führungswechsel jagt den nächsten. Nach den nächsten Hickman-Punkten kontert Rodriguez mit einem Dreipunktspiel! Schlecht für Maccabi: Der MVP läuft langsam heiß. Und: Shortsanitis hat vier Fouls und sitzt auf der Bank.
34.: Mirotic sorgt mit seinem Dreier dafür, dass die Maccabi-Fans kurz verstummen, aber lang hält das nicht an. Blu for threeeeee! Jetzt auch noch Smith offen für drei, aber das Ding fällt nicht. Der wäre wichtig gewesen... 63:61 Maccabi.
35.: Schon wieder so ein Money Shot von diesem Wahnsinns-Kerl Rodriguez! Sein vierter Dreier, Real wieder vorne. 64:63. Aber: Rice hängt Rodriguez das vierte Foul an, Laso muss seinen wichtigsten Mann erstmal auf die Bank holen. Darden kommt für ihn zurück.
37.: Real war nach einem Darden-Layup kurz auf 4 weg, aber Hickman und Rice schlagen sofort zurück. 67:67. Thriller!
40: UNFASSBAR! Wieder übernimmt Rice in der Crunchtime Verantwortung und tankt sich zum Korb durch, drin! 71:67! Maccabi trennen noch 58,5 Sekunden vom Triumph! Hier versteht niemand mehr ein Wort. Es ist ein gelber Wahnsinn! Timeout Real.
40.: Was für ein Druck! Bourousis bleibt aber eiskalt, verwandelt 21 Sekunden vor Schluss beide Freiwürfe und gleicht das Spiel zum 73:73 aus. Maccabi hat den letzten Angriff, der Ball landet draußen bei Rice. Natürlich bei Rice! For the Championship... fällt nicht! Tyus noch mal mit dem Putback, wieder nichts. Overtime!
43.: Rice! Rice! Rice! Rice! Der nächste Dreier, dann ein Pass auf Tyus für den Slam, auch die Freiwürfe macht Rice alle rein, der Junge ist irre! 85:79 Maccabi!
44.: Rodriguez zieht zum Korb, wird aber von Tyus weggeblockt! Rice natürlich wieder 2/2 von der Linie! 88:79 Maccabi! Nur noch 1:16 auf der Uhr. Das war's! Das Hallendach fliegt gleich weg!
45.: Ohayons Dunk ist der krönende Schlusspunkt eines sensationellen Spiels! Maccabi ist Champion! Die gelbe Party beginnt!
Real Madrid vs. Maccabi Tel Aviv: Hier geht's zum BOXSCORE
Der Star des Spiels: Tyrese Rice. Dass seine Quote am Ende nicht mal sonderlich gut war (7/17), spielt absolut keine Rolle. Rice war der Held im Halbfinale - und er wurde zum Helden im Finale. Den Championship-Winner Ende der regulären Spielzeit traf Rice zwar nicht, aber was er dann in Overtime spielte, war außerirdisch gut. 21 seiner 26 Punkte erzielte Rice im Schlussviertel und in der Verlängerung und killte damit die Königlichen. Eine Performance für die Ewigkeit.
Der Flop des Spiels: Sergio Llull. Der Point Guard führte zwar phasenweise überragende Regie und verteilte 8 Assists, aber er blieb in 36 Minuten auch völlig ohne Punkt. 0/7 aus dem Feld, 0/6 von der Dreierlinie, verheerend. Aber bei Real werden sich einige Spieler hinterfragen müssen. Mirotic wachte nach ganz schwachem Start zwar etwas auf, von einem guten Spiel war er aber auch weit entfernt (3/10 FG). Auch von Rudy Fernandez kam nichts mehr, als es drauf ankam.
Das fiel auf:
- Maccabi verteidigte Reals überragende Offense von Beginn an gnadenlos gut und war nach einem 11:2-Run sogar mal auf 6 weg (13:7), aber Real wäre nicht Real, wenn das Team nicht eine Antwort gehabt hätte. Sergio Llull initiierte mit seinen Assists einen 9:0-Lauf und schon lag Real nach den ersten zehn Minuten trotz mieser Quote aus dem Feld (5/17) doch wieder knapp vorne (16:15). Natürlich auch weil Maccabi ebenfalls nicht den nötigen Touch hatte (7/19).
- Der Underdog aus Israel bewies einmal mehr, dass er nicht totzukriegen ist und dass es kein Zufall war, dass man gegen Real in den Top 16 zweimal nur knapp (68:74, 76:77) unterlag. Als die Königlichen im zweiten Viertel das Spiel in den Griff zu bekommen schienen, kam Maccabi dank Blu doch wieder zurück. So ging es das gesamte Spiel weiter. Hauptgrund: Das Blatt-Team schaffte es, das Finale zu einer Defensivschlacht werden zu lassen. Wer Real, das im Schnitt knapp 86 Punkte macht, bei 35 und 38 Punkten in einer Halbzeit hält, hat hier den Schlüssel zum Sieg gefunden.
- Felipe Reyes sprang in der ersten Halbzeit für den schlecht aufgelegten Nikola Mirotic in die Bresche (12 Punkte, 4 Rebounds). Dank Reyes lag Real trotz des fehlenden Scorings von Mirotic und Llull sowie wenig Punkten von Rodriguez in Führung. In der zweiten Halbzeit war Reyes dann allerdings kein Faktor mehr.
- Rice war am Ende der Matchwinner, aber es war auch ein ganz großer Triumph eines ganz großen Teams. Topscorer Ricky Hickman begann extrem schlecht, aber wie sich der Ex-Gießener dann steigerte, war überragend. Devin Smith, Alex Tyus, David Blu, auch ein Yogev Ohayon - alle hatten ihren Anteil. Weil es so eine starke und leidenschaftliche Mannschaftsleistung war, konnte Maccabi sogar die Foulprobleme von Sofoklis Shortsanitis (spielte nur 10 Minuten) verkraften.
- Real war in der ganzen Saison eine nicht zu stoppende Offensiv-Maschine, ausgerechnet im Finale gingen die Quoten - dank der harten Maccabi-Defense - in den Keller. Nur 43 Prozent bei den Two-Pointern und nur 32 Prozent von Downtown (normal 40 Prozent) waren zu wenig, zumal Maccabi überraschend das Duell an den Brettern gewann (48:44-Rebounds) und sich weniger Ballverluste leistete. Außerdem war es bemerkenswert, wie sehr Real in Probleme geriet, sobald Rodriguez nicht auf dem Feld stand.
- Seit 1969 (Real vs. ZSKA) war kein Championship-Game mehr in die OT gegangen, jetzt sahen die Fans in Mailand einen Klassiker, der in die Geschichte eingehen wird. Alleine in der zweiten Halbzeit wechselte die Führung 19 Mal, sieben Mal stand es unentschieden.
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