Witali Klitschko ist es gewohnt, seine Kämpfe zu gewinnen. Im Boxring sowieso. 45 Mal stand er als Profi im Ring, 43 Mal verließ er ihn als Sieger. Am Samstag in München versucht der vorlaute Brite Dereck Chisora dem WBC-Champion seinen Schwergewichtstitel abzunehmen und sorgte am Tag zuvor beim Wiegen schon mal für einen erwarteten Eklat.
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Mit seiner Rechten verpasste er Klitschko eine schallende Ohrfeige. "Ich werde am Samstag zurückschlagen", sagte der deutlich gezeichnete Champion, "er wird seine Abreibung bekommen."Dann sitz auch wieder Ehefrau Natalia am Ring, mit der er seit 15 Jahren verheiratet ist. "Auch um die Liebe muss man kämpfen", sagt Klitschko, auch da ist er offenbar erfolgreich. Vergangenes Jahr wurden die beiden Wahl-Hamburger zum "Paar des Jahres" gekürt. Und dabei mag sie die Boxerei doch gar nicht.
Gegner kämpfen nicht mit fairen Mitteln
Aber sie weiß, dieser Teil von Witalis Leben neigt sich dem Ende entgegen. 40 Jahre alt ist ihr Mann inzwischen, aber "fitter denn je" (Trainer Fritz Sdunek). 110,5 Kilo brachte er auf die Waage, Chisora 109,4. Einen Boxkampf will Witali noch machen, im Sommer. Danach soll das neue Leben in der Politik so richtig beginnen. Mit Gegnern, die nicht mit fairen Mitteln kämpfen.
Chisora ist dagegen ein Job, der erledigt wird. Muss ja, der TV-Vertrag mit RTL verlangt es und es ist lukrativ. "Man muss immer voll konzentriert sein und darf den Gegner auf keinen Fall unterschätzen", sagt Klitschko, "Chisora ist sehr locker und selbstbewusst drauf. Er wird eine harte Nuss."
Chisora kündigt K.o. in Runde acht an
Der 27 Jahre alte Brite machte in der Woche vor dem Kampf seinen Job jedenfalls perfekt. Bis hin zum Watsch´n-Skandal. Er beleidigte, kündigte seinen Sieg an, schuf Interesse. Alles wie bestellt, ein Vollprofi. "Ich rieche Klitschkos Angst, etwas Großes zu verlieren, ich werde ihn in der achten Runde k.o. schlagen", sagte der Londoner, "Witali mag ein Doktor sein, ich bin die Pest."
Wenn der Kampf im Boxring geschlagen und wahrscheinlich gewonnen ist, dann folgt der Kampf gegen die herrschenden Verhältnisse in seinem Heimatland. Klitschko meint es offenbar ernst mit seinem Eintreten für Demokratie und Meinungsfreiheit, gegen Korruption und Vetternwirtschaft. "In der Ukraine läuft im Moment vieles falsch", sagt er, "wir sollten eine Demokratie nach westeuropäischen Vorbild werden."
"Die Ukraine ein autoritäres Land"
Im Sommer tritt er zunächst bei den Bürgermeisterwahlen in Kiew an. Zweimal bereits ist er dabei gescheitert, entmutigen lässt er sich dadurch nicht. 2010 hat Klitschko die "Ukrainische Demokratische Allianz für Reformen" gegründet, UDAR. Ein Wortspiel, Udar bedeutet Schlag. Im Oktober will er ins Parlament einziehen, die Umfragen machen optimistisch - und alarmieren die Gegner.
Schon gibt es Vorwürfe, Klitschkos Vater hätte seinen Diplomatenpass zum Waffenschmuggel missbraucht und er selbst leide an Parkinson. "Das sind die gleichen Leute, die Julia Timoschenko ins Gefängnis gesteckt haben", sagt Klitschkos Manager Bernd Bönte. Die ehemalige Ministerpräsidentin Timoschenko sitzt seit August 2011 wegen zweifelhafter Korruptionsvorwürfe in Haft.
"Die Ukraine ist ein autoritäres Land" sagt Klitschko, "jederzeit kann die Polizei kommen und dich in den Knast stecken." Das alles schreckt ihn aber nicht, er kämpft, so wie er es gewohnt ist in seinem Leben. Ein Dereck Chisora ist da wirklich das geringste Problem.