Stefan Härtel legt in Erfurt eine erfolgreiche Profi-Premiere hin. Die Gevor-Brüder machen einen Doppelpack perfekt und Tyron Zeuge bleibt auch mit einer Hand ungeschlagen.
Halbschwergewicht: Abel Gevor (GER - 8-0-0) besiegte Attila Palko (HUN - 17-14-0) nach Punkten (einstimmig)
Blutiges, aber erfolgreiches Debüt für Abel Gevor! Der Bruder von Noel Gevor stieg in Erfurt zum ersten Mal bei einer Sauerland-Veranstaltung in den Ring und setzte sich gegen Attila Palko nach Punkten durch.
Dabei musste der 21-Jährige allerdings eine Schrecksekunde überstehen. Nach durchdachtem Beginn gegen einen relativ eindimensional boxenden Palko fing Gevors rechtes Auge infolge eines unabsichtlichen Kopfstoßes in der vierten Runde stark zu bluten an.
Der Ungar witterte Oberwasser und versuchte im Anschluss sein Glück im In-Fight. Gevor wirkte jedoch nur kurzzeitig verunsichert. Mit Beginn der fünften Runde übernahm der Deutsche, der als schlagstärker und explosiver als sein Bruder gilt, wieder das Kommando.
Dank seines beweglichen Oberkörpers wich er Palkos Schlägen aus und konterte seinen Gegner immer wieder eiskalt aus. Mit dem Schlussgong fand sich Palko sogar am Boden wieder, allerdings war der 27-Jährige nur ausgerutscht. Am einstimmigen Sieg des weiterhin ungeschlagenen Gevor kamen aber auch so keine Zweifel auf.
Federgewicht: Dennis Ceylan (DEN - 12-0-1) - Cristian Montilla (ESP - 6-3-1) Unentschieden
Acht Runden Offensive. Acht Runden Feuerwerk. Acht Runden offener Schlagabtausch. Dennis Ceylan und Cristian Montilla boten den Zuschauern in der Messehalle ein echtes Spektakel.
Von Beginn an suchten beide Boxer den Weg nach vorne. Sah es allerdings zuerst noch so aus, als würde die dänische Nachwuchshoffnung die Oberhand behalten, drehte Montilla im Laufe des Kampfes immer mehr auf.
Ab der vierten Runde ging es hin und her. Insbesondere der rechte Schwinger des Spaniers bereitete Ceylan Probleme, später kam auch noch die linke Gerade dazu. Doch so einfach wollte sich der 25-Jährige nicht geschlagen geben.
Ceylan zeigte Moral, kämpfte sich wieder zurück in den Fight und hatte in der Schlussphase sogar die besseren Aktionen. Ein Aufwärtshaken hätte das Ende bedeuteten können, sauste aber knapp an Montillas Kopf vorbei. So mussten die Punktrichter entscheiden, die sich auf ein Unentschieden einigten - und damit goldrichtig lagen. Denn einen Verlierer hatte dieser Kampf eigentlich nicht verdient.
Super-Mittelgewicht: Stefan Härtel (GER - 1-0-0) besiegte Olegs Fedotovs (LAT - 18-15-0) nach Punkten (60-53, 60-53, 60-53)
Der Olympia-Teilnehmer von 2012 ist mit einem ordentlichen Auftritt in der Welt des Profi-Boxens gelandet. Stefan Härtel, der seit Mai bei Sauerland unter Vertrag steht, hatte in seinem ersten Kampf bei den großen Jungs keinerlei Probleme mit seinem Gegner Olegs Fedotovs.
Der 26-Jährige machte von der ersten Runde an Druck und brachte seine Schläge mit schöner Regelmäßigkeit im Ziel unter. Dass Härtel fast nach Belieben schalten und walten konnte, lag allerdings auch an seinem Gegenüber.
Fedotovs wirkte in seinen Aktionen nicht sonderlich durchdacht und überließ das Feld meist Härtel. Ein Punktabzug in der dritten Runde auf Grund eines Kopfstoßes verbesserte die Situation des Gastes auch nicht wirklich.
Stefan Härtel im Interview: "Arroganz ist keine Voraussetzung"
Der Rest war für den Debütanten Dienst nach Vorschrift, auch wenn man in einigen Momenten doch Härtels Unerfahrenheit merkte, als er es verpasste, Fedotovs Inaktivität für einen K.o. auszunutzen. Doch das wäre für den ersten Profi-Kampf wohl zu viel verlangt.
"Für mein Debüt war es ganz okay, ich bin zufrieden. Ich habe fast 190 Amateurkämpfe auf dem Buckel, da ist die Coolness vorhanden", resümierte Härtel, dessen Karriere in den nächsten Jahren Fahrt aufnehmen soll.
Cruisergewicht: Noel Gevor (GER - 13-0-0) besiegte Ismail Abdoul (BEL - 54-30-2) nach Punkten (einstimmig)
Sich die Blöße geben und im Gegensatz zu seinem Bruder verlieren? Das wollte sich Noel Gevor offenbar nicht antun, auch um sich später keine Sprüche von Abel anzuhören, wie es wohl in jeder Bruder-Bruder-Beziehung gang und gäbe gewesen wäre.
Stattdessen machte er den Gevor-Doppelpack in Erfurt perfekt. Gerade mit seiner Flexibilität zog Noel seinem Gegner Ismail Abdoul früh den Zahn. Der Belgier konnte zwar nach einem Niederschlag (erst der zweite seiner Karriere) in der dritten Runde das vorzeitige Ende vermeiden.
Doch damit verlängerte er eigentlich nur seine eigene Abreibung. Zwischenzeitlich hatte man fast den Eindruck, als benutze Gevor seinen Kontrahenten als lebenden Punching Ball. Dank seiner Größen- und Reichweitenvorteile konnte es sich der Deutsche sogar leisten, in den späteren Runden ein wenig die Deckung zu vernachlässigen, weil Abdoul nie die richtige Distanz fand.
Einzig den Knockout - gegen eine zugegebenermaßen harte Nuss - blieb Gevor, der als nächstes einen Intercontinental-Titel ins Visier nehmen dürfte, schuldig.
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IBF International Meisterschaft im Super-Mittelgewicht: Tyron Zeuge (GER - 15-0-0) besiegte Baker Barakat (GER - 40-17-4) via TKO (9. Runde)
Der Aufstieg des Tyron Zeuge setzt sich fort! Auch im 15. Kampf bewahrte sich der Super-Mittelgewichtler seine weiße Weste - und staubte ganz nebenbei den nächsten Titel ab.
Zeuge darf sich fortan IBF-International-Champion nennen, nachdem er sich den vakanten Titel in beeindruckender Manier gegen Baker Barakat schnappte. Beeindruckend deshalb, weil sich der Schützling von Karsten Röwer von nichts aus der Ruhe bringen ließ.
Nicht von seinem sehr erfahrenen Gegner (61 Kämpfe). Und auch nicht von einer Verletzung an der Schlaghand aus der dritten Runde, die ihn im zweiten Teil des Kampfes merklich beeinträchtigte. "Nach einem Aufwärtshaken tat die Rechte höllisch weh. Aber ich habe das Beste daraus gemacht."
Das kann man wohl sagen. Zeuge bewies ein großes Kämpferherz und hielt Barakat, der bereits am Ende der ersten Runde den Boden küsste, in Schach. Der gebürtige Syrier kam nach seinem Niederschlag zwar etwas besser in den Kampf und fing hinter seiner Doppeldeckung nicht mehr so viele Hände.
Sobald er allerdings in den Vorwärtsgang schaltete, offenbarte seine Deckung einige Lücken, die Zeuge meistens nutzen konnte. Zuerst mit schönen Schnellfeuer-Kombinationen, am Ende notgedrungenen mit seinem Jab, um die verletzte Hand zu schonen.
Für einen vorzeitigen Erfolg reichte es trotzdem, da Barakats zugeschwollenes Auge, das nach einem Cut langsam aber sicher eine bedrohliche Farbe annahm, den Ringarzt zu einem Abbruch in der neunten Runde zwang - sehr zum Missfallen des 33-Jährigen: "Der Abbruch war nicht nötig. Der Cut war lächerlich und eigentlich gut geschlossen."
Davon ließ sich Zeuge aber nicht die Freude über den neuen Titel verderben. Auch sein Coach zeigte sich zufrieden. "Tyron hat die Fähigkeit, einen Kampf auch mit der Führhand zu entscheiden. Das war ein guter Auftritt. Er muss aber noch disziplinierter werden. Ihm fehlen am Ende des Kampfes manchmal die Körner. Daran müssen wir arbeiten", so Röwer.
Europameisterschaft im Halbmittelgewicht: Jack Culcay (GER - 18-1-0) besiegte Isaac Real (ESP - 10-1-1 ) nach Punkten (115-112, 115-113, 117-110)
Neuer Trainer, neues Glück! So lautet mal wieder das Motto von Jack Culcay. Und die erste Etappe in der Zusammenarbeit mit Joey Gamache, seines Zeichens Ex-Weltmeister im Super-Federgewicht sowie im Leichtgewicht, hat das Duo erfolgreich hinter sich gebracht.
Golden Jack entthronte Isaac Real und kürte sich zum neuen Europameister im Halbmittelgewicht. Der Weg dahin war aber mehr als steinig. Zum ersten Mal in seiner Karriere wurde Culcay nach einem Niederschlag in der dritten Runde angezählt.
Auch mit den zeitweise wilden Aktionen seines Kontrahenten hatte der 28-Jährige zu Beginn des Kampfes so seine Probleme. Doch je länger das Aufeinandertreffen ging, desto besser nahm Culcay die spanische Herausforderung und das offene Duell an.
Er ging das Tempo mit, machte Druck und überzeugte mit präzisen Schlägen. Gerade die Kombinationen zum Kopf des Gegners hinterließen Eindruck auf den Zetteln der Punktrichter.
Doch der konditionsstarke Real blieb bis zum Ende gefährlich, auch wenn seine Taktik, in der Schlussphase nur noch den Weg durch die Mitte zu suchen, zu durchsichtig war. Ganz anders Culcay: Ob Uppercut am Mann oder ein Haken über die Außen, der Deutsche zeigte sich sehr variabel und sicherte sich auch deswegen verdient den EM-Titel.
"Großer Respekt an Real, er war super vorbereitet. Der Niederschlag in der dritten Runde ging so schnell, das habe ich nicht gesehen. Aber ich bin zurückgekommen." Damit liegt Golden Jack in seinem eigenen Zeitplan. EM-Kampf 2014? Check! WM-Kampf 2015? To be continued...
IBF Weltmeisterschaft im Cruisergewicht: Yoan Pablo Hernandez (GER - 29-1-0) besiegte Firat Arslan (GER - 34-8-2) nach Punkten (113-115, 115-113, 116-113)
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