Als Cruisergewichtler Marco Huck schwer getroffen in den Seilen hing und der Ringrichter den spektakulären WM-Kampf abbrach, hatte auch für Ulli Wegner die Leidenszeit ein Ende. "Das tut unheimlich weh. Da wieder rauszukommen, wird ganz, ganz schwer", sagte der Kulttrainer, der das Debakel seines ehemaligen Schützlings gegen den Polen Krzysztof Glowacki als Kommentator live miterlebte.
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Statt Rekord-Titelverteidigung setzte es bei Hucks USA-Debüt im Prudential Center in Newark/New Jersey am Ende schlimme Prügel und eine Niederlage durch technischen K.o. in Runde elf. "Sie haben gesagt, sie hätten an der Verteidigung gearbeitet, dann darf man sich nicht so präsentieren", sagte Ulli Wegner bei Sky erregt.
Für Erfolgscoach Wegner war es ein Rückfall in alte Zeiten. "In jungen Jahren" sei es Huck auch schon mal passiert, sagte Wegner, "aber heute ist er reifer, ein gestandener Mann. Da muss er das besser organisieren."
Huck, was nun?
Der Ausgang warf nicht nur bei Ulli Wegner Fragen auf. Vor allen eine lag in der Luft: Huck, was nun? Eigentlich wollte der Berliner den US-Markt erobern. Nach seiner Trennung im Unfrieden vom Sauerland-Stall trat er nach einjähriger Pause erstmals als sein eigener Promoter auf.
Als neuen Trainer verpflichtete Huck den Amerikaner Don House, die Hoffnungen vor dem Neubeginn waren groß. Aber so wie sich der 30-Jährige gegen den bulligen Glowacki präsentierte, dürfte auch ein geplanter Aufstieg in die Königsklasse Schwergewicht kaum Sinn machen.
Rückschlag mit alten Fehlern
Lange hatte sich Wegner in der Zusammenarbeit mit Huck darum bemüht, aus dem einst nur schlagstarken Fighter einen Weltklasseboxer zu machen. Das war Wegner mit viel Geduld und akribischer Arbeit letztlich auch geglückt. "Käpt'n Huck" wurde zum Chef in seiner Klasse, 13-mal verteidigte er seinen Titel erfolgreich. Nummer 14 hätte den alleinigen Rekord für das Cruisergewicht bedeutet.
Gegen Glowacki aber machte Huck wieder die alten Fehler. Selbstbewusst und offensiv, aber mit mangelhafter Deckung lud er seinen Gegner zu wirkungsvollen Schlägen ein. Diese Angebote nahm der in nunmehr 25 Kämpfen unbesiegte Krzysztof Glowacki dankbar an. So gleich in Runde eins, als er Huck mit einer krachenden Linken erstmals wirkungsvoll traf.
Niederschlag als Kehrtwende
Doch Huck biss sich zurück in den Kampf, übernahm ab Runde fünf wieder das Kommando und schlug Glowacki in Runde sechs sogar zu Boden. Doch von diesem Niederschlag ließ sich der Pole nicht beirren und bewegte sich weiter im Vorwärtsgang. "Als ich auf dem Boden lag, habe ich realisiert, wo ich bin. Das hat meine Sinne wieder geschärft", sagte der 28-Jährige.
Die Zuschauer erlebten auch in der Folgezeit einen spektakulären Fight mit spektakulärem Ende. Hatte Huck vor dem Kampf noch große Töne gespuckt ("Ich will einigen Leuten das Maul stopfen"), verschlug es ihm nach der dritten Niederlage im 42. Profikampf offenbar die Sprache: Kein Kommentar, schnelle Flucht in die Kabine.