"Klitschko geht mir aus dem Weg"

Jan Höfling
15. September 201516:25
Marco Huck fordert einen Kampf gegen Wladimir Klitschkogetty
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Im Prudential Center in New Jersey feiert Marco Huck seine Premiere in den USA. Gegen Krzysztof Glowacki will der Cruisergewichts-Weltmeister der WBO dabei nicht nur seinen Titel verteidigen, sondern auch Geschichte schreiben. Im Interview mit SPOX spricht der Champion über das Mekka des Boxens, Probleme mit Sauerland, die Bindung zu Ulli Wegner und die Jagd nach den Gürteln Wladimir Klitschkos.

SPOX: Herr Huck, gegen Krzysztof Glowacki stehen für Sie gleich zwei große Premieren an. Zum einen handelt es sich um den ersten Kampf nach der Trennung vom Sauerland-Stall, zum anderen ist es Ihr erster Fight in den Vereinigten Staaten. Wie groß ist die Vorfreude?

Marco Huck: Natürlich freue ich mich sehr, hier sein zu dürfen. Seit ich zum ersten Mal als Profi meine Handschuhe geschnürt habe, warte ich auf die Chance, in den Staaten zu kämpfen. Die USA sind schließlich noch immer das Mekka des Boxens. Bei Sauerland war ich schon kurz davor, es wurden bereits Gespräche mit HBO geführt. Leider hat es nicht geklappt. Nun ist es endlich soweit, ich kann hier in den Ring steigen und mich den Fans präsentieren.

SPOX: Als Sahnehäubchen winkt ein Rekord. Ein Erfolg gegen den ungeschlagenen Polen wäre Ihre 14. Titelverteidigung. Sorgt das alles nicht für einen immensen Druck?

Huck: Der Zeitpunkt ist perfekt. Ich kann Geschichte schreiben, es ist der erste Kampf unter der Flagge von Huck Sports Promotion und außerdem der erste mit meinem neuen Coach Don House. Und das alles in den USA. Der Druck ist zwar entsprechend groß, aber er motiviert mich nur noch mehr.

SPOX: Seit Ihrem letzten Sieg gegen Mirko Larghetti ist knapp ein Jahr vergangen. Macht sich dieser lange Zeitraum ohne Kampf negativ bemerkbar?

Huck: Ich hätte die Pause gerne kürzer gehalten, keine Frage. Man macht sich auch so seine Gedanken. Ein Problem ist es aber nicht. Ich bin motiviert und weiß, was ich kann. Ich habe in der Zwischenzeit hart gearbeitet und fühle mich extrem gut. Eigentlich bin ich sogar selbst ein wenig erschrocken, wie unheimlich gut alles läuft.

SPOX: Für viele war die House-Verpflichtung eine überraschende Wahl.

Huck: Eigentlich wollte ich immer bei Ulli Wegner bleiben. Er hat mich unter seine Fittiche genommen, was damals sicher nicht viele gemacht hätten. Nach der Trennung von Sauerland war das allerdings nicht möglich, obwohl von Wegners und meiner Seite aus einer Zusammenarbeit nichts im Weg gestanden hätte. Deshalb musste ich mich gezwungenermaßen nach einem neuen Trainer umschauen.

SPOX: Wurden Ihnen absichtlich Steine in den Weg gelegt? SPOX

Huck: Einhundertprozentig! Sauerland hat mir definitiv Steine in den Weg gelegt. Ich habe Wegner alles zu verdanken, er ist eine Vaterfigur für mich. Auch als ich nach Streitigkeiten zwischen Sauerland und ihm, die nach der Niederlage von Eduard Gutknecht gegen Jürgen Brähmer entstanden, schon gefragt wurde, welchen neuen Trainer ich gerne hätte, habe ich einen Wechsel strikt abgelehnt. Erst schien es nach meinen Abschied möglich, dass ich weiter bei ihm bleibe, dann hat sich die Situation jedoch geändert und ihm wurde gesagt, dass es nicht mehr möglich ist.

SPOX: Im Gespräch mit SPOX hatte sich Herr Wegner zuletzt unsicher gezeigt, ob der Weg, den Sie eingeschlagen haben, richtig ist - und dabei vor allem Ihr Umfeld heftig kritisiert.

Huck: Natürlich war ich etwas überrascht über die Aussagen, aber wir kennen doch alle Wegner. (lacht) Er hat unter anderem Arthur Abraham vor einem Millionenpublikum als Feigling beschimpft. Ich weiß, dass diese Aussagen nicht persönlich gemeint waren. Es bleibt dabei: Ich liebe Wegner über alles.

Interview mit Uli Wegner "Huck hat sich verrannt"

SPOX: Kommen wir zurück zur Gegenwart und damit zu House, der nebenbei als Cutman bei der UFC arbeitet. Wie kam es letztlich zur Zusammenarbeit?

Huck: Den ersten Kontakt gab es auf der WBO-Convention in Las Vegas im vergangenen Oktober. Wir haben dann im Gym von Floyd Mayweather Jr. ein wenig zusammen trainiert. Zuerst hatte ich gemischte Gefühle, immerhin ist der Stil in den Staaten ein komplett anderer. Deutsche Trainer von der Qualität Wegners gibt es aber keine und irgendeinen 08/15-Mann als Ersatz zu nehmen, nur weil er aus Deutschland kommt, war für mich keine Option.

SPOX: Gab es international noch Alternativen?

Huck: Ich habe mir zwar noch weitere Trainer, wie etwa Jimmy Montoya, angeschaut, allerdings hat es mit House im Endeffekt einfach am besten gepasst. Eine Entscheidung, die ich keine Sekunde bereue und mit der ich sehr zufrieden bin.

SPOX: Sie sind, wie Sie bereits sagten, inzwischen durch Ihre eigene Promotion-Firma Ihr eigener Herr. Droht durch die zusätzlichen Verpflichtungen der Fokus auf die Arbeit im Ring nicht in den Hintergrund zu rücken? Von den Schattenseiten dürfte unter anderem Felix Sturm ein Lied singen können.

Huck: Normalerweise wäre ich bei Sauerland geblieben, das war durch das gestörte Vertrauensverhältnis allerdings nicht möglich. Natürlich ist der Arbeitsaufwand jetzt höher und ich weiß auch, dass ich meine sportliche Leistung umso mehr bringen muss. Deshalb hat diese bei mir immer oberste Priorität.

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Seite 2: Huck über neue Impulse, Interesse an der UFC und ein Duell mit Klitschko

SPOX: House zeigte sich in den letzten Wochen sehr angetan von Ihnen. Welche neuen Impulse hat er gesetzt? Die Bilder aus der Wüste Nevadas mit Stahlkette und Reifen sehen nach harter Arbeit aus.

Huck: Den deutschen Stil, den ich bei Wegner gelernt habe, habe ich perfektioniert. Auf diesem Fundament baue ich nun unter House auf. Ich will mich durch den amerikanischen Stil verbessern. Die Fortschritte, wie die offensivere Arbeit mit dem Jab, sind trotz der eher kurzen Dauer unserer Zusammenarbeit schon klar erkennbar. Um ehrlich zu sein, finde ich von Einheit zu Einheit immer mehr Gefallen daran.

SPOX: Welcher Stil überwiegt aktuell?

Huck: Natürlich kann es sein, dass ich in Drucksituationen noch in alte Muster, wie eine geschlossene Deckung, verfalle. Allerdings bin ich mit diesen bisher auch ganz gut gefahren. (lacht) Es ist ein Lernprozess und der ist eben noch lange nicht beendet.

SPOX: Auch in Sachen Trainingslager hat sich vieles verändert. Sie waren in Las Vegas. Besteht in der "Stadt der Sünde" nicht die Gefahr, der einen oder anderen Ablenkung zu verfallen?

Huck: Mit Wegner war ich ja größtenteils in Kienbaum. Da ist das schon eine ganz andere Welt. Es wird einem so einiges geboten und etwas Abwechslung zum Training tut immer gut. Ich weiß allerdings, warum ich hier bin und vor allem, was ich zu tun und zu lassen habe.

SPOX: Unter anderem kam es zu einem Treffen zwischen Ihnen und UFC-Boss Dana White. Wie kam der Kontakt zustande?

Huck: Da House, wenn es zeitlich passt, bei der UFC arbeitet, war ein Besuch bei einem MMA-Event natürlich ein Pflichttermin. White wusste, wer ich bin und kam dann zu mir. Ich hatte natürlich auch schon von ihm gehört. Wir haben uns ein bisschen unterhalten.

SPOX: Als ehemaliger Kickbox-Weltmeister verfügen Sie über Erfahrungen und Anlagen außerhalb des Boxsports. Wäre da nicht irgendwann ein Wechsel in die UFC ein Thema?

Huck: Man weiß nie, was noch alles passiert. Ihm gefällt sehr, wie ich im Ring auftrete und ich bin davon überzeugt, dass ich mit dem einen oder anderen Gegner sicher den Boden aufwischen würde. Allerdings gehört noch deutlich mehr dazu, um ganz oben zu stehen. Interessant ist das Thema aber allemal, nur liegt mein Fokus aktuell auf anderen Dingen.

SPOX: Möglicherweise auf einem Duell gegen die 46-jährige Box-Legende Roy Jones Jr.? Ihr Treffen während der Vorbereitung wirkte intensiv, Jones brachte sich zudem bereits mehrfach selbst für einen Fight ins Gespräch.

Huck: Natürlich ist er das eine oder andere Mal in die Offensive gegangen. Als ich ihn dann allerdings das erste Mal getroffen habe, hätte ich ihn am liebsten umarmt. Jones hat so viel für unseren Sport geleistet, er ist einer der besten Sportler aller Zeiten. Dafür respektiere ich ihn. Aufgrund seiner unglaublichen Erfahrung wäre es wohl ein sehenswerter Kampf. Er ist trotz seines Alters noch immer brandgefährlich.

SPOX: Ihr Hauptaugenmerk lag zuletzt jedoch auf einem Duell mit Wladimir Klitschko und dem damit verbundenen endgültigen Wechsel ins Schwergewicht.

Huck: Daran hat sich nichts geändert. Es ist einfach die größtmögliche sportliche Herausforderung. Ich will dieses Duell, er anscheinend weniger. Er geht mir jedenfalls aus dem Weg.

SPOX: Klitschkos Auftritte in den USA sorgten für wenig Euphorie. Warum würde ein Duell zwischen Ihnen und dem Ukrainer die Zuschauer auch in den Vereinigten Staaten mitreißen?

Huck: Ich bin mir sicher, dass ein Kampf zwischen Klitschko und Huck in Deutschland jedes Stadion füllen würde. Das Olympiastadion wäre die perfekte Bühne und komplett ausverkauft. Hier in Amerika war sein letzter Kampf einfach zu wenig, auch der Gegner war zu schwach. Mein Ziel ist es, mir selbst einen Namen in den Staaten zu machen. Wer weiß, vielleicht wird dann irgendwann auch ein Kampf zwischen uns auf amerikanischem Boden möglich.

SPOX: Wie wäre es in diesem Zusammenhang mit einem Titelkampf gegen den amtierenden WBC-Weltmeister Deontay Wilder?

Huck: Absolut. Das könnte schneller passieren, als man denkt. Erst muss ich gegen Glowacki bestehen, dann folgt der nächste Schritt. Das Schwergewicht ist und bleibt mein Ziel.

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