SPOX: Sofern nicht Schluss ist. Sie sagten im Vorfeld, dass Sie selbst im Falle eines Sieges durchaus die Möglichkeit in Betracht ziehen, Ihre Handschuhe an den Nagel zu hängen.
Sturm: Nach dem Kampf wissen wir mehr. Ja, so ein großer Sieg wäre ein toller Abschluss für meine Karriere. Keine Frage. Auf der anderen Seite sagt mir mein Körper allerdings, dass ich noch sechs oder sieben Kämpfe drauf habe. Ich werde jedenfalls keine vorschnelle Entscheidung treffen. Wie sagt der Kaiser: "Schau'n wir mal." (lacht)
SPOX: An Beschäftigung würde es Ihnen nicht mangeln. Sie sind Ihr eigener Herr und arbeiten als Promoter. Inzwischen haben Sie zudem weitere Projekte unter Ihrer Leitung, gründeten etwa eine neue Firma, die mit dem "Heavy 1" den Energydrink-Markt stürmen soll. Wie wichtig sind solche ungewöhnlichen Tätigkeitsbereiche als Ausgleich und auch im Hinblick auf die Endlichkeit Ihrer Karriere?
Sturm: Sie helfen mir den Kopf freizubekommen und natürlich blicke ich auch auf meine Zukunft. Ich arbeite immer an meiner Zeit nach dem aktiven Sport, egal wann diese nun beginnen wird. Ich will mich als Mensch immer weiterentwickeln und nicht nur als Sportler. Ich werde später jedenfalls nicht einfach nur ein Ex-Boxer sein. Der "Heavy1" funktioniert bereits super, aber: meine Rechte eben auch!
SPOX: Sie sprechen Ihre Zukunft an. Zurzeit sind Schädigungen des Hirns etwa in Folge von Gehirnerschütterungen im Sport ein großes Thema. Es handelt sich um Langzeitschäden, die sich oftmals erst Jahre nach der Karriere in den unterschiedlichsten Formen offenbaren. Sie mussten im ersten Duell mit Chudinov und auch in Ihrer Karriere einige Treffer einstecken.
Sturm: Ich kann dazu nur sagen, dass meine medizinische Versorgung perfekt ist. Und dass es eine Sache ist, auf die ich sehr gewissenhaft achte.
SPOX: Der Boxsport ist auch hinter den Kulissen ein knallhartes Geschäft. Es kann vielen nicht schnell genug gehen. Grundlegende Aspekte, wie eine Amateurkarriere, fehlen. Defizite in Technik und Verteidigungsarbeit sind die Folge. Als Beispiel kann wohl der Werdegang von Vincent Feigenbutz, für den es sehr schnell nach oben ging und der nach einem fragwürdigen Sieg gegen Giovanni De Carolis im Rückkampf einen schweren technischen K.o. kassierte, dienen. Erhöht dies nicht unnötiger Weise das Risiko?
Sturm: Ach wissen Sie, Feigenbutz. Er hat einfach ein übergroßes Selbstbewusstsein. Man kann auch sagen: Er hat ein großes Maul. Vielleicht hätte er sich tatsächlich etwas mehr hochkämpfen müssen. Nur hart schlagen zu können, reicht irgendwann einfach nicht mehr aus.
SPOX: Sie verfügen über den nötigen Hintergrund, die Technik und eine immense Erfahrung. Dennoch: Sie sind inzwischen auch zweifacher Vater, haben eine Frau. Können Sie überhaupt noch so unbeschwert in den Ring steigen wie früher?
Sturm: Ich weiß, dass ich technisch auf einem enorm hohen Level Boxen kann. Das vermeidet schwerste Treffer. Ich liebe meine Familie über alles, aber am Samstag wird geboxt - und zwar auf höchstem Niveau.
SPOX: Ihre Eltern stammen aus Bosnien und Herzegowina. Sie selbst wurden in Leverkusen geboren, haben eine große Bindung zum Heimatland Ihrer Eltern. Seit dem Jahr 2000 treten Sie nicht mehr unter ihrem bürgerlichen Namen Adnan Catic an, sondern unter Felix Sturm. Ziel war eine bessere Wahrnehmung beim deutschen Publikum. Ein Schritt, den etwa auch Abraham, Marco Huck und viele andere vollzogen.
Sturm: Ich bin in Deutschland geboren, habe bosnische Wurzeln. Ich bin stolz auf beide Länder. Heute höre ich auf Felix genauso wie auf Adnan. Ich sehe da keine Probleme.