Alle drei Offiziellen werteten den Kampf vor 13.310 Zuschauern in der T-Mobile Arena von Las Vegas 114:113 für Ward. Die Entscheidung war umstritten. Kovalev schien auf dem Weg zum Punktsieg, nachdem Ward schon in der zweiten Runde einen Niederschlag eingesteckt hatte und mehrmals wackelig auf den Beinen wirkte.
"Es ist die falsche Entscheidung. Ich will meine Meinung gar nicht sagen", erklärte Kovalev anschließend: "Die Zeugen sind hier. Sie haben es gesehen! Es ist mein Job. Es war der Fight meines Lebens. Ich bin enttäuscht von der Entscheidung der Punktrichter."
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Zwar erklärte Kovalev, dass Ward einige Runden für sich entschieden habe, insgesamt sah er sich jedoch vorn. "Ich habe die Kontrolle behalten. Ich habe im ganzen Kampf vielleicht drei Runden abgegeben", sagte er und sah den Grund für die Niederlage im Austragungsort: "Es sind die USA und alle Punktrichter sind aus den USA. Es ist ein Sport. Man sollte keine Politik draus machen. Es ist Sport und ich habe den Kampf gewonnen."
Entscheidung in der letzten Runde
Hätten Punktrichter John McKaie und Glenn Trowbridge die letzte Runde seiner neunten Titelverteidigung für Kovalev gewertet, hätte der bisherige Titelträger seine Gürtel nach Split Decision behalten. Burt Clemens wertete die finale Runde zwar für den Russen, auf seinem Punktzettel hatte Ward aber schon zuvor einen Vorsprung.
Der neue Champion freute sich unterdessen über seinen Erfolg. "Wir haben es geschafft, Baby", rief er, als er die Titel übergeben bekam: "Surreal. Das war unser Ziel. Ich bin fünffacher Weltmeister in zwei verschiedenen Gewichtsklassen. Klingt gut: 'der neue Weltmeister im Halbschwergewicht'. Das war mein wichtigster und befriedigendster Sieg."
Ward dreht Kampf nach Niederschlag
Gerade die Art und Weise seines Erfolgs musste ihn zufriedenstellen. Von Beginn an hatte Kovalev die Oberhand. Schon in der ersten Runde traf ein harter Jab mit der Linken, Ward musste sich an Kovalevs Hüfte stützen. In der zweiten Runde begann der US-amerikanische Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele 2004 schon aus der Nase zu bluten, nach einer Links-Rechts-Kombination ging Ward in die Seile, eine harte Rechte an die Stirn schickte ihn auf die Bretter. Noch in der dritten Runde beschränkte sich Ward auf Passivität und klammerte.
Erst in der siebten Runde drehte Ward wirklich auf. Ein harter Jab ins Ziel ließ das Publikum jubeln. Anschließend kämpften beide Boxer auf Augenhöhe, die Entscheidung der Punktrechner schwer. Was das Kovalev-Lager aufregte, war Wards Kampfstil. Der Amerikaner klammerte ihnen zu oft. Immer wieder musste Referee Robert Byrd die Kämpfer trennen.
"Ward könnte eine große Karriere in der UFC haben. Ich habe seit Conor McGregor letzte Woche nicht mehr so viel Ringen gesehen", sagte Kovalev-Promoterin Kathy Duva. Sie kündigte an, die Rückkampfklausel sofort ziehen zu wollen. Ihr Klient stimmte zu: "Natürlich will ich ein Rematch. Ich will ihm in den Arsch treten. Ich will gutes Boxen zeigen." Wards lagert bügelte die Forderung zunächst ab.