Anthony Joshua hat den Rückkampf gegen Andy Ruiz gewonnen und ist wieder Schwergewichts-Weltmeister. Der Engländer setzte sich in der saudi-arabischen Stadt Diriyya einstimmig nach Punkten (119:109, 118:110, 118:110) gegen den Mexikaner durch, gegen den er im Juni in New York sensationell seine Titel der Verbände WBA, IBF, WBO und IBO verloren hatte. Nach dem Fight übte der ehemalige Klitschko-Manager Bernd Bönte im Gespräch mit SPOX und DAZN scharfe Kritik an Ruiz.
Nach dem Spektakel von New York war der "Clash on the Dunes" (JETZT im RE-LIVE auf DAZN) ein enttäuschender, weil einseitiger Fight. Joshua hatte das Geschehen komplett im Griff, Ruiz boxte plan- und hilflos.
Anschließend räumte der 30-Jährige noch im Ring ein, sich nicht gut genug vorbereitet zu haben. "Ich hätte mich besser vorbereiten sollen, ich hatte zu viel Gewicht. Aber ich will nicht nach Ausreden suchen", sagte Ruiz: "Es war Joshuas Nacht. Er hat verdient gewonnen."
Dass der "Destroyer" nicht fit zu einem WM-Fight im Schwergewicht erscheint, ist für Bernd Bönte ein Unding. "Ich bin sehr enttäuscht von Ruiz. Das ist jemand, der zehn Millionen Dollar für so einen Kampf bekommt. Die Leute schalten ein, zahlen Pay-per-View - und dann so eine Leistung. Wenn jemand auf Weltniveau boxt, dann ist das Mininum, das ich erwarten kann, dass er fit ist. Unfit in einen solchen Kampf zu gehen, das ist ein Lacher. Das ist ein No-Go, ein komplettes No-Go. Das hätte man bei Evander Holyfield oder den Klitschkos niemals gesehen", sagte der Ex-Klitschko-Manager im Gespräch mit SPOX und DAZN.
Und Bönte, der den Kampf am DAZN-Mikrofon als Experte begleitete, weiter: "Ruiz hat eigentlich gar nichts gebracht. Er hat einfach zu viel gewogen, war einfach unfähig, aus dieser Situation mehr zu machen, weil er AJ nicht stellen, ihm nicht den Weg abschneiden konnte."
Joshua setzt seine Taktik zu 100 Prozent um
So war von den Fähigkeiten des Boxers mit der Wampe, die die Fans beim Sieg durch technischen K.o. in der siebten Runde im Juni so begeistert hatten, nichts zu sehen. Joshua nutzte von Beginn an seine Reichweitenvorteile aus und hielt den Titelverteidiger auf Distanz. Am Ende feierte der Brite den 23. Sieg im 24. Profikampf, für Ruiz war es die zweite Niederlage im 35. Fight.
"Ich habe meine Fehler korrigiert und die schönen Seiten dieses Sports gezeigt. Ich bin hungrig geblieben und das werde ich bleiben", sagte Joshua.
AJ habe hervorragend geboxt, befand auch Bönte: "Er hat die Taktik, die er mit seinem Team abgesprochen hatte, zu 100 Prozent umgesetzt: schön auf Distanz bleiben, hinter dem Jab arbeiten, beweglich bleiben, wenn es eng wird klammern und clinchen, aufpassen. Das waren genau die richtigen Punkte."
Man habe eindeutig gesehen, erklärte Bönte weiter, dass Joshua die Tipps von Wladimir Klitschko umgesetzt habe. "Das heißt: Nicht mehr so viel an den Rudermaschinen, am Stepper, mit Gewichten arbeiten, sondern 'boxing fit' werden. Es ist kein Bodybuilding-Wettbewerb, sondern eine Box-WM."
Joshua vs. Ruiz: Gibt es einen dritten Kampf?
Nun stellt sich die Frage, wie es mit Joshua weitergeht, gegen wen er seine Titel verteidigen wird? Im Ring ließen AJ und Ruiz durchblicken, einem dritten Kampf nicht abgeneigt zu sein.
Bönte hält von dieser Idee allerdings nicht viel: "Wer will denn diesen dritten Kampf sehen? Wenn Ruiz irgendwann mal im nächsten halben, dreiviertel Jahr einen namhaften Boxer schlägt und sich wieder hinten anstellt, dann ja. Aber jetzt wollen die Fans und wir andere Kämpfe sehen."
Bönte brachte einen bereits seit langer Zeit erwarteten Fight zwischen AJ und Deontay Wilder ins Gespräch. Allerdings sei auch ein englisches Duell gegen Tyson Fury denkbar.