Das Blut seines Gegners hatte sich Tyson Fury für seinen zweiten großen Auftritt schnell aus dem Gesicht gewischt. Mit dem jadegrünen WM-Gürtel über der Schulter verwandelte der furios zurückgekehrte Schwergewichts-Champion den Boxring im MGM Grand in seine Showbühne.
Inbrünstig schmetterte Fury den Evergreen "American Pie", diese bittersüße Ballade von Don McLean gewidmet dem Lifestyle des Rock 'n' Roll, den er selbst nur zu gut kennt.
In diesem Moment sang der neue WBC-Weltmeister von einem Leben in höchsten Höhen und tiefsten Tiefen. Einem Leben, das ihn nach bewegten Jahren wieder unter die Besten der Welt geführt hat. "Der König ist auf den Thron zurückgekehrt", sagte Fury nach seinem überlegenen Sieg in Las Vegas über den alten Weltmeister Deontay Wilder durch technischen K.o. in der siebten Runde. Und wie. Schon nach zwei Runden rann Wilder das Blut aus den Ohren, in der dritten schlug der Engländer den US-Amerikaner krachend zu Boden.
"Ich war echt angepisst, denn ich habe Runde zwei vorhergesagt", scherzte Fury nach dem Fight. Nach dem Niederschlag war es um Wilder geschehen, Fury trieb ihn vor sich her und traf immer wieder hart. Zudem wollte die Blutung aus Wilders Ohr einfach nicht stoppen. Kurios: In der sechsten Runde tropfte Wilder Blut auf die Schulter, Fury streckte beim Klammern seine Zunge danach aus. Als Wilders Ecke das Handtuch in der siebten Runde nach einem Schlaghagel von Fury warf, schien der entthronte Champ schon nicht mehr richtig bei sich.
Tyson Fury: "Wer als nächstes kommt, wird die gleiche Behandlung bekommen"
Für Fury war es die glorreiche Revanche für das Remis aus dem ersten Duell der beiden 2018, das Fury damals bereits als Sieg für sich beansprucht hatte. "Ein Remis ist Versagen für mich. Alles was ich mache, ist gewinnen, gewinnen, gewinnen. Diesmal wollte ich den Knock-out. Das war der einzige Weg, wie ich sicherstellen konnte, dass ich gewinne", sagte er nach dem Kampf. Dort erschien er in einem weißen Anzug, auf dem er selbst in vielfacher Ausführung aufgedruckt war - darunter trug er nur eine grüne Krawatte.
Fury ist eben immer noch der Exzentriker, der schon im November 2015 mit dem Sieg über Wladimir Klitschko die Boxwelt auf den Kopf gestellt hatte. Aber er wirkt wesentlich gefestigter. Die Zeiten, als er im Oktober 2016 als dreifacher Weltmeister seine Gürtel zurückgeben musste und ihn Depressionen sowie Drogenprobleme plagten, scheinen lange vergessen. Er ist wieder dort, wo er seiner Meinung nach hingehört.
Und nun? "Ich habe die Kriegsbeute gerade erst eingefahren, ich muss diesen Sieg erstmal genießen", sagte er angesprochen auf einen Vereinigungskampf gegen Anthony Joshua, der alle anderen wichtigen WM-Gürtel hält. Dessen Promoter Eddie Hearn meldete sich prompt bei Twitter und forderte, dass der Kampf noch "dieses Jahr" steigen müsse.
Fury will aber auch Wilder die Chance geben, die Trilogie zu vervollständigen: "Ich bin ziemlich sicher, dass wir das nochmal machen - wenn er das will." Und falls jener kneift, soll eben ein anderer das Schicksal Wilders erfahren. "Wer als nächstes kommt, wird die gleiche Behandlung bekommen. Das ist mal sicher", kündigte Fury an.
Deontay Wilder vs. Tyson Fury: Die Daten im Vergleich
Deontay Wilder | Tyson Fury | |
Kampfname | Bronze Bomber | Gypsy King |
Bilanz (S-N-U) | 42-1-1 | 30-0-1 |
K.o. | 41 | 20 |
Größe | 2,01 Meter | 2,06 Meter |
Reichweite | 2,11 Meter | 2,16 Meter |