Drei deutsche Darter sind heuer dabei, wenn es ins größte Turnier des Jahres geht. Der am höchsten Gesetzte ist dabei Max Hopp auf Platz 45 der Weltrangliste. Der 19-Jährige kürte sich vor Kurzem zum jüngsten Juniorenweltmeister aller Zeiten und ist der erste deutsche Spieler überhaupt, der einen PDC-Titel erringen konnte.
Bei TV Total verkündete er Anfang Dezember, er wolle in den nächsten fünf Jahren in die Top Ten aufsteigen - eine ehrgeizige Aussage, die er bei der WM untermauern könnte. Die erste Runde ergab für ihn mit Benito van de Pas ein glückliches Los, bei dem er durchaus eine Chance hat. Generell erwarten ihn bis zum Viertelfinale Gegner, die er an guten Tagen schlagen könnte - Favorit wäre er aber in keiner der Partien.
Auch Jyhan Artut ist zum inzwischen fünften Mal dabei. In der ersten Runde trifft er auf Stephen Bunting und geht das Match durchaus zuversichtlich an: "Es kommt in den 20 Minuten auf der Bühne auf die Höchstleistung an. Ich habe ihn schon geschlagen, bin guter Dinge. Mal sehen, was passiert", sagte er zu Sport1.
Rene Eidams ist der Dritte im Bunde. Seine Qualifikation lief kurios: Schon die Quali für die "Bull's Superleague" hatte der Hagener eigentlich verpasst. Er rückte dennoch nach, gewann in der Gruppenphase nur eins von drei Spielen und holte sich trotzdem am Ende den Sieg. "Komplettes Neuland" für den Kiosklieferanten, der sich mit lauter Musik und aufgedrehter Heizung auf den Ally Pally vorbereiten will.
Mit Mensur Suljovic ist auch der auf Platz 21 der Order of Merit gelistete Österreicher am Start. Er trifft in der ersten Runde auf Jermaine Wattimena. Rowby-John Rodriguez muss gegen Dave Chisnall ran, mit Michael Rasztovits startet der dritte Österreicher gegen Rob Szabo.
8. Stephen Bunting
Zugegeben, ein bisschen Sympathiebonus kommt bei Bunting dazu. Aber der Ex-Weltmeister der BDO ist weiter auf dem aufstrebenden Ast. Nach seinem knappen 4:5-Aus bei der letztjährigen WM gegen Raymond van Barneveld zeigte er in der Premier League nur wenige gute Auftritte (wie das 7:3 gegen Adrian Lewis) und wurde am Ende Achter.
Er spielte starke UK Open bis zum Halbfinale, als er von Peter Wright einen Whitewash kassierte. Bei den World Series of Darts Finals marschierte er bis ins Viertelfinale, wo Phil Taylor zu stark für das Peter-Griffin-Imitat war.
Schon in der zweiten Runde könnte Bunting, nach einem Sieg gegen Artut, auf seinen letztjährigen Bezwinger van Barneveld treffen. Die dritte Runde hielte dann bereits Mighty Mike für den 17. der Order of Merit bereit. Spielt Bunting gute Darts, kann das ein Vorteil sein, wenn er nicht über die ganz große Distanz gegen die beiden antreten muss. Ein frühes Aus wäre dagegen mehr als schädlich für den Aufstieg des Liverpoolers.
7. Raymond van Barneveld
Klar, Raymond van Barneveld ist nicht mehr der Alte. Klar auch, Barney ist immer noch einer der besten seines Fachs. In einem Jahr mit einigen Auf und Abs wusste er aber insgesamt zu überzeugen und kämpfte sich so wieder auf Platz 16 der Order of Merit.
Vor allem in der Premier League beeindruckte Barney. Natürlich sticht hauptsächlich das 7:4 gegen Taylor heraus, bei dem Taylor einen 115er Average spielte. Aber auch hohe Siege gegen Lewis und Michael van Gerwen bewiesen, dass Ray es noch drauf hat, auch wenn MVG ihn dann im Halbfinale ausschalten konnte. Der Tiefpunkt des Jahres folgte beim World Matchplay, als es für van Barneveld eine Erstrundenniederlage setzte. Beim Grand Slam dagegen war er wieder oben auf und wurde erst im Finale von Taylor gestoppt.
In der ersten Runde der WM trifft der Niederländer auf seinen Landsmann Dirk van Duijvenbode. Ein brisantes Duell vor allem, weil Barney den 25 Jahre jüngeren van Duijvenbode vor Kurzem zu seinem Ausrüster Unicorn Darts lotste und ihn dort als hoffnungsvollen Spieler anpries.
6. Dave Chisnall
Chisnall rutschte zwar in der Order of Merit aus den Top Ten, das liegt aber weniger an seinen Leistungen als am Preisgeld für das Finale des Grand Prix' vor zwei Jahren, das ihm in der Geldrangliste gestrichen wurde. Seine Performance 2015 war nämlich beeindruckend. Vor allem die Premier League rockte er Anfang des Jahres, als er in der Gruppenphase in neun von 16 Spielen einen 100er Average spielte und nur einen Punkt hinter Mighty Mike landete.
Sonst machten ihm vor allem die beiden "Großen" einen Strich durch höhere Ziele, als er bei den Players Championship Finals und dem Masters gegen MVG, beim World Matchplay gegen Taylor ausschied. Letzterem wird er bei der WM nur im Finale begegnen können, van Gerwen lauert frühestens im Halbfinale auf Chizzy.
Trotzdem wird die Route schwer. In der ersten Runde wartet der aufstrebende Österreicher Rowby-John Rodriguez, in der Dritten könnte er auf Snakebite Wright treffen und im Viertelfinale auf Lewis. Chizzy verbesserte seine Doppelquote zuletzt stetig, hat aber immer wieder schwache Phasen dabei. Kann er die abstellen, mausert er sich zu einem legitimen Kandidaten.
5. Adrian Lewis
"Es ist einfach eine riesige Party, ich liebe es", fasste Lewis die Weltmeisterschaft bei Sky Sports treffend zusammen, bei der vor allem die "fantastischen Fans und die brilliante Atmosphäre" beeindrucken würde.
Der zweifache Weltmeister spielte seine besten Darts in diesem Jahr in Australien. Bei den Auckland Masters schaltete er nacheinander Gary Anderson, Taylor und schließlich in einem packenden Finale van Barneveld aus (11:10). Er ist damit erst der dritte Spieler, der ein Event der World Series of Darts gewann - seit der Wiedereinführung der Serie im Jahr 2013 hatten Taylor und MVG die Titel unter sich ausgemacht.
Daran will Jackpot anknüpfen, wenn es in den Ally Pally geht: "Meine Leistungen waren zuletzt gut", sagte der 30-Jährige. Das war auch im letzten Jahr der Fall, trotz eines 9-Darters war damals aber schon in der dritten Runde Endstation. Jetzt trifft er in der ersten Runde auf Jan Dekker, zweimaliger Halbfinalist bei der BDO - Stolpergefahr? Ja. Unwahrscheinlich? Auch. Denn bis auf das letzte Jahr erreichte er seit 2009 immer die letzten Acht, was auch in diesem Jahr das Minimalziel sein muss.