"Van Gerwen ist ein gefährlicher Jäger"

Mensur Suljovic hat in Riesa seinen ersten PDC-Titel geholt
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SPOX: Den Anfang haben Sie in Riesa mit ihren ersten PDC-Titel gemacht.

Suljovic: Das war Erleichterung pur. Ich hatte nie gedacht, dass ich in ein Finale kommen würde und hatte immer Angst vor dem Gewinnen. Man macht sich auf der Bühne zu viele Gedanken, über die Familie, Geld, Fans, einfach alles. Aber jetzt habe ich einen Mentaltrainer, der mir hilft. In meinen Augen macht der Kopf 20 Prozent aus und ohne Mentaltraining schafft es kein Spieler ganz nach oben.

SPOX: Dieses Jahr läuft es bei Ihnen grundsätzlich richtig gut. Was haben Sie sonst noch verändert?

Suljovic: An meiner Herangehensweise und meinem Training hat sich überhaupt nichts geändert, aber ich bin jetzt mehr unterwegs und da muss ich mich bei meiner Familie bedanken, dass sie mein Leben als Darts-Profi akzeptiert.

SPOX: Da Sie mittlerweile zu den besten Darts-Spielern der Welt gehören, müssen Sie sich nicht mehr für jedes Turnier qualifizieren. Welche Rolle spielt das?

Suljovic: Ich wollte vor zweieinhalb Jahren mit Darts aufhören, weil es unfassbar ins Geld geht: Startgeld, Reise, Verpflegung, Übernachtung. Wenn man sich dann noch qualifizieren muss, geht es von Donnerstag bis Sonntag. Da hat ein Normalsterblicher keine Chance. Es gibt viele talentierte Darts-Spieler, die den Schritt zum Darts-Profi hundertprozentig geschafft hätten, aber sie trauen sich nicht, dieses große Risiko einzugehen. Durch Darts kann man schnell bei der Bank im Minus sein und bankrottgehen.

SPOX: Wer hat Sie vom Weitermachen überzeugt?

Suljovic: Das waren meine Sponsoren, denen ich jeden Tag dankbar dafür bin. Ohne Freunde schafft man nichts im Leben und ohne diese Leute würden wir heute nicht miteinander sprechen, weil ich dann nicht diesen Lauf hinter mir hätte.

SPOX: Wenn Sie weiterhin so gute Ergebnisse einfahren, sind Sie einer der heißesten Kandidaten für die Wild Card der Premier League. Was würde das für Sie bedeuten?

Suljovic: Ich hoffe, ich bekomme diese Wild Card nicht.

SPOX: Warum?

Suljovic: Ich glaube, das kommt noch zu früh. Ich lebe für enge Spiele, in denen ich kämpfe. Wenn ich dann verliere, ist das okay. Aber abschlachten lassen möchte ich mich nicht, das ist nicht mein Leben. In der Premier League spielen Woche für Woche nur die besten Spieler der Welt und jeder Ausrutscher wird bestraft.

SPOX: Michael van Gerwen ist als Nummer eins der Welt ein Dauergast in der Premier League. Wie sehen Sie seine Dominanz?

Suljovic: Wir kennen uns sehr gut und machen viele Späße. Wenn wir zusammen trainieren, wetten wir immer um zehn Euro und selten habe ich danach mehr Geld als davor. (lacht) Van Gerwen ist ein gefährlicher Jäger und bei jedem noch so kleinen Fehler fährt er dir in die Parade. Respekt und Hut ab für diese Leistung!

SPOX: Wird er irgendwann den Status von Phil Taylor erreichen?

Suljovic: Nein, für Darts-Spieler ist Taylor ein Gott, weil er so viel für den Sport gemacht hat. Ich sehe Taylor auf einem Level mit Sir Alex Ferguson, ohne Taylor wären wir alle nicht hier. Zu seinen besten Zeiten gab es niemanden, der ihm auch nur ansatzweise das Wasser reichen konnte. Er hat sich nur auf Darts konzentriert. Familie, Darts, Familie, Darts - so sah und sieht teilweise immer noch sein Alltag aus. Taylor hat alles gewonnen und ich wünsche ihm von Herzen, dass er nochmal alles gewinnt.

SPOX: Schnappt er sich noch den WM-Titel Nummer 17?

Suljovic: Würde die WM nur über ein Wochenende gehen, würde ich sofort auf ihn setzen. Aber sie dauert zu lange und auf längere Distanz ist van Gerwen kaum zu schlagen.

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