"MvG an schlechten Tagen um Welten besser"

Dragutin Horvat ist einer von zwei deutschen WM-Teilnehmern
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SPOX: Warum ist die Suche nach Sponsoren gerade in Deutschland schwierig?

Horvat: Wenn überhaupt, bekommt man Sponsoren aus der Szene. Diese haben aber bereits andere Spieler unter Vertrag. Es gibt zwar genug Leute mit dem entsprechenden Geld, aber viele nehmen uns nicht wirklich ernst. Keine 300 Meter Luftlinie von mir spielt eine Fußball-Mannschaft in der Kreisliga B oder so und da werden jährlich mehrere Zehntausende Euro reingesteckt. Für nichts und wieder nichts! Darts kann man wenigstens im Fernsehen verfolgen.

SPOX: Wie oft melden sich überhaupt potentielle Sponsoren bei Ihnen?

Horvat: Das passiert öfters, aber man muss immer aufpassen, wer da am anderen Ende der Leitung sitzt. In diesem Geschäft gibt es viele dubiose Menschen. Ich habe mittlerweile zwar ein paar Sponsoren, aber wenn es hart auf hart kommt, sind viele Geldgeber plötzlich wie vom Erdboden verschluckt.

SPOX: Wie professionell können Sie unter diesen Voraussetzungen überhaupt Darts spielen?

Horvat: Für mich ist Darts ein reines Hobby und wie oft ich vor dem Board stehe, hängt von der Jahreszeit ab. Ich bin gelernter Stahl- und Stahlbetonbauer. Im Sommer sind die Arbeitstage auf dem Bau länger und ich spiele wenig Darts: Da komme ich teilweise nur zwei Mal in der Woche dazu.

SPOX: Und im Winter?

Horvat: Zu dieser Jahreszeit bin ich beruflich bedingt ohnehin mehr zu Hause. Aber trotzdem drehe ich wegen der WM nicht komplett am Rad und trainiere viel mehr als im letzten Winter, ich will nicht all meine Gewohnheiten ändern. Es bringt mir nichts, wenn ich jetzt übertreiben würde. Momentan trainiere ich deshalb täglich eineinhalb bis zwei Stunden. Aber je näher die WM kommt, desto mehr Training steht auf dem Plan. Auf der Bühne entscheidet aber ohnehin nur der Kopf, werfen können wir alle.

SPOX: Mit der WM steht Ihr Karriere-Highlight kurz vor der Tür. Haben Sie für die Zeit danach auch schon konkrete Ziele?

Horvat: Natürlich hoffe ich, dass die WM grundsätzlich ein Sprungbrett für mich ist - sowohl sportlich als auch wirtschaftlich. Wenn ich die finanziellen Möglichkeiten hätte, würde ich natürlich gerne als Profi Darts spielen. Aber ohne Sponsoren kann ich nicht an allen Turnieren teilnehmen, das wäre ein reines Minusgeschäft. Im Optimalfall bräuchte ich auch einen neuen Arbeitgeber, der mich für die Turniere freistellt. Im Jahr 2016 hatte ich wegen Darts bereits mehrere Arbeitgeber. Seit ich mit Darts angefangen habe, ist es für mich ein Hobby. Auch wenn es schön wäre, wenn sich das nochmal ändert, kämpfe ich nicht verbissen um eine Profi-Karriere.

SPOX: Wann hatten Sie denn Ihre ersten Pfeile in der Hand?

Horvat: Ich bin zum Darts gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Ich bin Fan vom weltbesten Verein, nämlich Schalke und wollte eigentlich in einer Kneipe Fußball schauen, aber parallel hat eine Darts-Mannschaft gespielt und es hat ein Spieler gefehlt. Dann habe ich mich überreden lassen. Das war 1999, davor habe ich nur sporadisch gespielt.

SPOX: Derzeit belegen Sie in der Order of Merit Rang 127 und mit guten Auftritten im Ally Pally könnten Sie schnell um einige Plätze klettern. Welchen Average können wir von Ihnen bei der WM erwarten?

Horvat: Zufrieden bin ich, wenn ich einen Average spiele wie in Riesa oder bei der Bulls Super League - das war zwischen 95 und 100. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich an einem guten Tag auch Whitlock in Gefahr bringen kann, aber mein größtes Manko gegenüber den Profis ist die fehlende Konstanz. Die Stars spielen ihre Top-Averages auch mal eine ganze Woche am Stück, ich bin glücklich, wenn ich zwei Tage in Serie mein Maximum auf das Board bekomme. An einem guten Tag kann jeder jeden schlagen - außer Michael van Gerwen. Van Gerwen funktioniert wie eine Maschine und er ist an einem schlechten Tag noch um Welten besser als ich. Wenn er scheiße spielt, liegt sein Average immer noch über 100 und die Doppelquote bei 33 Prozent.

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