Darts-Profi Mensur Suljovic im Interview: "Ich spiele die WM nicht gerne"

Mensur Suljovic geht nicht mit einem guten Gefühl in die Darts-WM
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SPOX: In diesem Jahr war mit den German Darts Masters in Düsseldorf das erste World-Series-Event auf deutschem Boden. Im nächsten Jahr macht die Premier League in Berlin Halt. Wie sehen Sie die Entwicklung des Darts-Standorts Deutschland?

Suljovic: Ich bin begeistert. Die Hallen sind immer proppenvoll. In Deutschland gibt es so viel Potenzial. Ich habe selbst jahrelang in Deutschland gespielt. Da gibt es wirklich eine Menge super Dartsspieler. Aber dieser Weg zur Profikarriere ist sehr hart. Ich hoffe natürlich, dass es noch mehr wird - auch in Österreich. Wenn die PDC die mediale Aufmerksamkeit in Deutschland und Österreich weiter so befeuert, wachen vielleicht irgendwann alle auf und sagen: "Ich habe jetzt jahrelang gespielt. Ich kann noch einen Schritt weiter gehen." Ich wollte 2011 aufhören, weil es finanziell nicht mehr weitergegangen wäre. Aber die Sponsoren haben mich unterstützt. Und jetzt läuft es. Dafür bin ich sehr dankbar.

SPOX: Glauben Sie, dass Sie als erfolgreicher, deutschsprachiger Spieler einen großen Teil dazu beitragen, dass Deutschland als Darts-Standort immer weiter wächst?

Suljovic: Ich glaube schon. Für jedes Land ist es gut, Identifikationsfiguren zu haben. Max Hopp hat in den letzten Jahren schon ein paar gute Auftritte bei der WM gezeigt. Martin Schindler hat schon bewiesen, dass er viel Talent hat. Und jetzt hört man die beiden überall in den Medien. Das ist sehr gut für den Dartssport. Ich würde mich freuen, wenn zehn deutsche Spieler es schaffen würden. Das würde bei jedem sehr guten Hobbyspieler den Ehrgeiz wecken, es vielleicht auch als Profi zu probieren.

SPOX: Sie sprechen Hopp und Schindler als die beiden deutschen Aushängeschilder im Darts an. Wie sehen Sie deren Entwicklung?

Suljovic: Sehr gut. Ihr riesengroßer Vorteil ist, dass sie beide sehr jung sind. In Deutschland ist Darts viel populärer als in Österreich. Ich finde, sie haben das Talent und ich hoffe, sie lassen sich von Rückschlägen wie der verpassten WM-Qualifikation von Max nicht zu weit zurückwerfen. Ich hoffe, sie bleiben hart und ziehen ihr Training weiter durch. Medienarbeit ist gut, aber man sollte sich nicht nur darauf fokussieren. Man muss hart trainieren. Am Wochenende hilft uns keiner. Du stehst alleine dort und musst liefern. Und wenn du auf einmal nichts triffst, dann interessiert es die Medien auch nicht. Das ist sehr schwierig. Aber sie sind jung, die Erfolge werden kommen, wenn sie etwas konstanter werden.

SPOX: Letztes Jahr haben Sie gesagt, Sie fühlen sich noch nicht bereit für die Premier League und hoffen darauf, keine Wildcard zu bekommen, weil Sie keine Lust hätten, jede Woche abgeschlachtet zu werden...

Suljovic: ...das ist korrekt, das habe ich wirklich gesagt. Aber es ist ja auch so: Mir bringt es nichts, wenn ich dort hingehe und jede Woche 1:7, 2:7 oder 3:7 verliere. Das ist ja schlecht für meine Karriere. Irgendwann zieht dich das mental runter und du freust dich nicht auf das Spiel, sondern denkst dir immer, dass du sowieso verlierst. Wenn das erst einmal im Kopf ist, ist es sehr schwer wieder herauszubekommen, selbst mit Mentaltrainer. Du musst daran glauben, dass du ein Match gewinnen kannst. Aber du kennst ja die Leute, die in der Premier League dabei sind. Ich hatte letztes Jahr einfach immer wieder schlechte Spiele dabei. Deswegen war ich wirklich nicht bereit.

SPOX: Hat sich diese Ansicht während dieser erfolgreichen Saison 2017 geändert?

Suljovic: Ja, auf jeden Fall. Ich bin viel konstanter und ich verliere nicht oft in der ersten Runde. Das ist sehr wichtig. Auch auf großen Turnieren läuft es gut.

SPOX: Also sind Sie dieses Jahr soweit?

Suljovic: Ich bin der Meinung, ich bin bereit für die Premier League. Ich warte auf einen Anruf. Ich hoffe, er kommt. (lacht)

SPOX: Zuvor steht noch das große Highlight dieses Jahres an: die Weltmeisterschaft im Ally Pally in London. Wie fühlen Sie sich mit Blick auf die WM und wie schätzen Sie Ihre eigenen Chancen ein?

Suljovic: Ich bin immer nervös, wenn die Weltmeisterschaft losgeht. Da bin ich nie erfolgreich. Ich werde mich fokussieren, ich werde mein Bestes geben, dass ich es vielleicht irgendwann unter die besten Acht schaffe, aber die anderen schlafen ja auch nicht. Die wollen auch Weltmeister werden. Ich spiele die WM nicht gerne, das ist nicht mein Turnier.

SPOX: Ist dieses Jahr eine besondere WM, wenn Phil Taylor das letzte Mal im Ally Pally antritt?

Suljovic: Auf jeden Fall. Und ich hoffe, es ist nichts Taylors letzte WM. (schmunzelt)

SPOX: Ach, glauben Sie denn, es ist realistisch, dass er vielleicht doch noch weitermacht?

Suljovic: Nein, glaube ich nicht. Wenn Phil sagt, er hört auf, dann hört er auf. Zu 100 Prozent.

SPOX: Würden Sie gerne bei seiner letzten WM noch einmal gegen ihn spielen?

Suljovic: Nein. Er ist mein Idol, das wäre keine leichte Situation für mich. Taylor soll die Weltmeisterschaft gewinnen und für mich wäre das Viertelfinale ein großer Erfolg.

SPOX: Können Sie sich an das erste Mal erinnern, als Sie gegen Taylor gespielt haben?

Suljovic: Das war in Holland und ich habe 0:6 verloren. Ich habe mich gefreut, dass ich gegen ihn gespielt habe, aber ich war so nervös, dass ich beim Checkout gar nicht wusste, was ich tun soll. Ich habe die Darts soweit an den Doppelfeldern vorbei geworfen, das war nichts.

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