SPOX: Sie haben einige denkwürdige Matches in diesem Jahr gespielt. Gab es ein Match, das in Ihren Erinnerungen besonders heraussticht?
Van Gerwen: Ja, das ist definitiv das WM-Finale gegen Gary Anderson. Es war so ein grandioses Finale, wahrscheinlich eines der besten Finals, das die WM jemals gesehen hat.
SPOX: Ebenfalls ein echter Thriller war das Premier-League-Finale gegen Peter Wright...
Van Gerwen: ...oh ja, da hatte ich ganz schön Glück, was?
SPOX: Allerdings!
Van Gerwen: Aber du brauchst auch Glück, um Finals zu gewinnen. Peter hatte mehrere Matchdarts und hat es nicht geschafft, einen davon zu treffen. Und ich habe mir gedacht: Gib mir die Chance und ich nutze sie. Und so ist es gekommen. Dankeschön. So läuft es nun mal.
SPOX: Sie haben in diesem Jahr in Düsseldorf beim German Darts Masters erstmals auf deutschem Boden bei einem World-Series-Event teilgenommen, bis Sie verletzungsbedingt aufgeben mussten. Im nächsten Jahr wird es in Deutschland auch einen Premier-League-Spieltag geben...
Van Gerwen: ...in Berlin...
SPOX: Genau. In welche Richtung steuert Deutschland als Darts-Standort Ihrer Meinung nach?
Van Gerwen: Es wird einfach jedes Jahr größer und größer. Sie haben viele European-Tour-Events, die World Series, nächstes Jahr die Premier League, im Januar gibt es die Promi-Darts-WM auf Pro Sieben. Die Hallen sind ausverkauft und der Hype wird stärker. Die deutschen Fans sind genauso verrückt wie alle anderen. (grinst) Sie sind großartig, haben eine gute Zeit, singen, verkleiden sich. Es gibt noch immer großes Potenzial, denn Deutschland ist ein großes Land.
SPOX: Das Highlight des Jahres steht in den kommenden Wochen an: die WM im Alexandra Palace in London. Mit welchen Vorsätzen gehen Sie in das Turnier?
Van Gerwen: Für mich kann es nur ein Ziel geben und das ist, die WM zu gewinnen, das ist doch ganz klar. Ich habe keine anderen Vorsätze, mir geht es nur um die Trophäe. Alles außer dem Titel wäre eine Enttäuschung. Jeder erwartet das von mir und ich selbst auch. Die WM steht besonders im Scheinwerferlicht, jeder schaut sich die WM an, deswegen ist es besonders wichtig, in diesen Tagen seine beste Performance zu zeigen.
SPOX: Woran viele Spieler bei der WM scheitern, ist der lange Zeitraum, über den sie sich erstreckt. Wie schaffen Sie es, den Fokus so lange am oberen Level zu halten?
Van Gerwen: Es geht darum, die richtige Balance aus hoher Konzentration und Entspannung zu finden. Letztes Jahr bin ich zwischendrin für eine paar Tage nach Hause geflogen, aber ich glaube, dass ich das dieses Jahr nicht machen werde. Ich werde wahrscheinlich meine Familie mitbringen und Weihnachten in London verbringen. Zumindest mache ich mir darüber Gedanken.
SPOX: Dieses Jahr ist eine besondere WM, da Phil Taylor das letzte Mal im Ally Pally an den Start gehen wird.
Van Gerwen: Für mich macht das keinen Unterschied.
SPOX: Wirklich?
Van Gerwen: Für ihn und auch die Fans ist es sicherlich etwas ganz Besonderes, aber für mich ist es die gleiche Voraussetzung wie vor jeder anderen WM. Ich will eine gute Leistung zeigen und das Turnier gewinnen, daran ändert sich für mich nichts.
SPOX: Glauben Sie, es wird ein seltsames Gefühl sein, ohne ihn als Rivalen in die neue Saison zu starten?
Van Gerwen: Naja, nicht wirklich seltsam, aber natürlich war er eine sehr lange Zeit da und hat für eine sehr lange Zeit auf hohem Niveau gespielt. Das erste Mal, dass ich in einem TV-Match gegen ihn gespielt habe, ist elf Jahre her. Ich habe so oft gegen ihn gespielt, wir haben so viele großartige Schlachten ausgetragen, aber er wird nächstes Jahr nun mal nicht mehr dabei sein. Ich denke, dass er womöglich noch die World Series spielen wird. Aber ich weiß nicht genau, wie seine Pläne aussehen, ich bin nicht Phils Management.