Sörgel plädierte dafür, Spitzen-Athleten aus gemeinnützigen Sportvereinen und von allen staatlich geförderten Sportveranstaltungen auszuschließen. Wenn etwa der jamaikanische Ausnahmesprinter Usain Bolt und andere Top-Athleten auf ihren eigenen Sportfesten "unter ärztlicher Aufsicht verbotene Substanzen nehmen, finde ich die Dopingmittel-Freigabe machbar", so Sörgel. Der sechsmalige Olympiasieger Bolt ist bislang nie positiv getestet worden.
"Zirkusnummern gedopter Sportler"
"Die, die dann richtige Sportler sehen wollen, gehen zu Veranstaltungen, die von den Verbänden streng geprüft und staatlich gefördert werden", erläuterte Sörgel sein sportpolitisches Modell. "Wer diese neue Wettkampfform nicht will, bleibt bei den Zirkusnummern gedopter Sportler." Zugleich will Sörgel die Profisportler zu höheren Zahlungen bei der Krankenversicherung verpflichten. "Sonst muss die Allgemeinheit dafür aufkommen, wenn sie sich kaputt spritzen."
Die Reaktion des Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge, auf die jüngsten Dopingbefunde wertete Sörgel als "die übliche Heuchelei". "Das IOC, der Deutsche Olympische Sportbund, der Internationale Leichtathletikverband - alle schauen sie beim Doping weg", sagte er dem Focus.
Die Funktionäre stellten sich schützend vor ihre Athleten, weil sie Erfolge vorweisen müssten und auf demselben Ast wie die Sportler säßen. "Der Sport hat als internationales Marketinginstrument eine derart große Bedeutung, dass die Verbände bei der Imagepolitur ihres Landes mitziehen müssen."
IOC-Präsident Rogge hatte nach den positiven Dopingbefunden bei den Jamaikanern erklärt, er sei "überrascht und enttäuscht".