Ständig auf sein geliebtes frittiertes Hühnchen verzichten? Sich im Training immer wieder bis zur Erschöpfung quälen? Auch die besten Reggae-Partys als einer der ersten verlassen? Usain Bolt hat genug von all den Entbehrungen. Der Sprint-König tritt ab, nach der Leichtathletik-WM in London 2017 endet eine der schillerndsten Karrieren der Sportgeschichte.
"Je älter du wirst, desto mehr musst du opfern", sagte Bolt nun dem englischen TV-Sender Sky: "Und um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass ich diese Disziplin habe." Bolt, mittlerweile immerhin 30 Jahre alt, meint es also wirklich ernst.
Was der Jamaikaner schon nach seinem olympischen Triple-Triple von Rio angekündigt hatte, wird nächsten Spätsommer Realität. "Ich weiß, wann es genug ist", sagte Bolt. Und neun olympische Goldmedaillen, die Weltrekorde über 100 und 200 m sowie mit der 4x100-m-Staffel sowie die angestrebten WM-Titel zwölf bis 14 in London sollen für den Mann aus Trelawny genug sein.
Zweite Karriere beim BVB?
Die tägliche Schufterei für die nötige Top-Form macht dem Lebemann Bolt mehr und mehr zu schaffen. "Ohne Training könnte ich ewig weitermachen", sagte Bolt, der sich noch nicht entschieden hat, was er nach der Karriere machen will. Eine Laufbahn als Politiker oder Trainer schloss er aber aus. Und vielleicht wird sein zweiter großer Traum ja doch noch wahr - und der Schlaks startet als Fußballer durch. Kontakte zu Thomas Tuchel, dem Trainer von Borussia Dortmund, habe er bereits geknüpft, ein Probetraining sei geplant. Danach "werden wir sehen, was passiert", sagte er zuletzt.
Ein Jahr hat die Leichtathletik jetzt Zeit, sich auf den Verlust des letzten globalen Superstars der Szene vorzubereiten. Nur ein Jahr. "Der Mann ist ein Genie. Seit Muhammad Ali hat niemand die Phantasie der Leute so angeregt", sagte IAAF-Präsident Sebastian Coe zuletzt über Bolt. Er werde eine "riesige Lücke" hinterlassen, doch die Welt werde sich trotzdem weiter drehen. Die Leichtathletik könne diese Lücke zwar nicht "über Nacht füllen, aber es gibt große, talentierte Athleten da draußen".
Das mag stimmen, aber unter ihnen ist derzeit kein neuer Bolt. Nach 2008 und 2012 holte der Jamaikaner mit Ansage auch am Zuckerhut über 100 m, 200 m und 4x100 m den Hattrick - das hatte es noch nie gegeben. Doch es sind nicht nur die Leistungen, die die Fans ins Stadion locken. Bolt hat Charisma, er liefert den Menschen eine Show. Er muss nur mit der Augenbraue zucken und alle flippen aus. "Die Leute lieben mich", sagte Bolt in Rio: "Ich habe meinen Sport auf eine andere Ebene gehoben." Doch jetzt hat er genug.