Tränen statt Podest: Eine orientierungslose Kenianerin hat den großen Traum von Gesa Felicitas Krause auf eine erneute WM-Medaille über 3000 m Hindernis zerstört. Die deutschen Zehnkämpfer Kai Kazmirek und Rico Freimuth sind hingegen auf Kurs.
Die Vorlaufschnellste Beatrice Chepkoech, die schon in der zweiten Runde am Wassergraben vorbeigerannt war und wieder umdrehen musste, war nach 1000 m an einem Hindernis gestolpert und hatte Krause mitgerissen. Die 25 Jahre alte Triererin, 2015 in Peking mit Bronze dekoriert, rannte verzweifelt dem Feld hinterher und schaffte nur noch den Anschluss an die Verfolgergruppe.
In den Medaillenkampf konnte sie nicht mehr eingreifen, am Ende blieb in 9:23,87 Minuten nur Platz neun. Gold ging überraschend an die Amerikanerin Emma Coburn (9:02:58). "Ich habe einen Schlag auf den Kopf bekommen und dachte erst ans Aufhören. Ich war den ersten Kilometer benommen", sagte Krause, die mit den Tränen kämpfte, in der ARD: "Es ist schwer, das in Worte zu fassen. Ich habe ein Jahr dafür trainiert. Ich bin stolz auf mich, dass ich durchgelaufen bin. Ich habe mich vorne gesehen, wo jetzt die beiden Amerikanerinnen gelandet sind. Das ist bitter, wenn man nicht eingreifen kann." Ein Bluterguss am rechten Knie war das äußere Zeichen der Tortur.
Zehnkämpfer mit gutem Wettkampftag
Damit blieb es für das deutsche Team auch nach dem achten Tag der Titelkämpfe an der Themse bei einmal Silber durch Siebenkämpferin Carolin Schäfer. Die magere Bilanz soll sich aber am Samstag aufhellen, denn das Duo Kai Kazmirek (Neuwied) und Rico Freimuth (Halle/Saale) marschiert im Zehnkampf dem Medaillen-Double entgegen. Zudem erreichte Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz (Mannheim) souverän das Finale.
Nach dem ersten Tag lag der Olympiavierte Kazmirek mit 4421 Punkten auf Rang zwei vor Freimuth, der 4361 Zähler sammelte. Spitzenreiter Kevin Mayer (Frankreich/4478) schien bereits enteilt. "Er dürfte nicht mehr zu schlagen sein", sagte Freimuth.
Kazmirek arbeitete sich mit exzellenten 2,11 m im Hochsprung nach vorne und lief abschließend über 400 m 47,19 Sekunden. Damit war er erneut Bester des gesamten Feldes. Zuvor lieferte der 26-Jährige solide 10,91 Sekunden über 100 m und gute Leistungen im Weitsprung (7,64) und Kugelstoßen (13,87) ab. Freimuth zeigt bisher ebenfalls einen Wettkampf auf hohem Niveau (10,53/7,48/14,85/1,99).
Pamela Dutkiewicz kam im Halbfinale hinter Peking-Olympiasiegerin Dawn Harper-Nelson (12,63) und vor Weltrekordlerin Kendra Harrison (beide USA/12,86) ins Ziel. "Ich hatte einen ganz schlechten Start, wollte besonders vorsichtig sein", sagte Dutkiewicz in der ARD. Der erste Startversuch war abgebrochen, aber nicht als Fehlstart gewertet worden - der Wattenscheiderin fiel erkennbar ein Stein vom Herzen: "Ich hatte da schon mitgezuckt, bin dann beim zweiten Mal relativ verunsichert rausgelaufen. Aber jetzt ist alles gut, ich freue mich so sehr auf das, was morgen kommt."
Salman-Rath: "Das tut schon weh"
Großes Pech hatte Claudia Salman-Rath im Weitsprung-Finale. Die Frankfurterin, die im Siebenkampf beim Silber von Klubkollegin Schäfer Achte geworden war, verpasste als Zehnte mit 6,54 m den Einzug in den Endkampf um zwei Zentimeter. "Das tut schon ein bisschen weh, ich hätte so gerne sechs Versuche gemacht. Ich habe den Siebenkampf schon gespürt", sagte Salman-Rath. Gold sicherte sich mit 7,02 m zum vierten Mal nach 2009, 2011 und 2013 Brittney Reese (USA) vor Darya Klischina (7,00), die als neutrale Athletin startende Russin.
Ein deutsches Trio verpasste die Medaillenentscheidungen. 800-m-Meisterin Christina Hering (München) war in 2:02,69 Minuten als Halbfinal-Siebte chancenlos. Über 1500 m erfüllten sich die Hoffnungen von Timo Benitz (LG Nordshcwarzwald) und Homiyu Tesfaye (Frankfurt) als Elfter bzw. Zehnter nicht.
Gold wie schon 2015 holte sich über 200 m Dafne Schippers aus den Niederlanden, die in 22,05 Sekunden triumphierte. Das Hammerwerfen der Männer gewann zum dritten Mal in Serie der Pole Pawel Fajdek mit 79,81 m.