"Muss beweisen, dass ich's noch kann"

Alexander Maack
02. Mai 201421:51
Nach seinem DTM-Titel 2010 wechselte Paul di Resta (r.) in die Formel 1 - jetzt kehrt er zurückdtm media
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Mit Paul di Resta kehrt der Meister der Saison 2010 nach drei Jahren in der Formel 1 zurück in die DTM. Im Interview mit SPOX verrät der ehemalige Force-India-Pilot, warum er noch Probleme mit dem aktuellen Mercedes hat und wo er sich noch steigern muss. Zudem verrät er, dass der Horror-Unfall seines Cousins Dario Franchitti Auswirkungen auf seine Karriereplanung hatte.

SPOX: Herr di Resta, nach drei Jahren in der Formel 1 gehen Sie wieder in der DTM an den Start. Der Serie, in der Sie 2010 Ihren bisher wohl größten Erfolg feierten und schon als Rookie überzeugten. Wie ist es, wieder zurück zu sein?

Paul di Resta: Ich bin unglaublich aufgeregt, zurück zu sein und endlich wieder richtige Rennen zu fahren. Es war ein sehr langer Winter seit dem Ende der Formel-1-Saison im November in Brasilien. Jetzt zum selben Team zurückzukommen, mit dem ich Champion geworden bin - das ist perfekt. Wir waren schon eine erfolgreiche Kombination, bevor ich in der Formel 1 gefahren bin. Wenn wir wieder hinbekommen, was wir damals geleistet haben, dann wird das ein richtig erfolgreiches Jahr.

SPOX: Seit Sie sich nach Ihrer Meisterschaft in Richtung Force India verabschiedet haben, hat sich allerdings einiges verändert. Mit BMW gibt es zusätzlich zu Audi wieder einen dritten Hersteller in der DTM. Auch die Autos haben sich entwickelt. Welche Unterschiede haben Sie bemerkt?

di Resta: Es sind ziemlich viele. Es sind definitiv zwei ganz verschiedene Generationen von Rennwagen, auch wenn sie ein ähnliches Performance-Level haben. Die Regeln und damit auch die Autos haben sich mittlerweile geändert. Daran musste ich mich bei den Preseason-Tests anfangs gewöhnen. Ich habe etwas Zeit gebraucht, um mit dem Speed der anderen mitzugehen. Das aktuelle Auto begeistert mich genauso beim Fahren wie mein Meisterauto, es fordert mich genauso. Unter anderem durch die Einführung von DRS und den weicheren Options-Reifen haben sich die Bedingungen aber geändert.

SPOX: Hand aufs Herz: Hatten Sie Probleme mit der Umstellung vom offenen Formelwagen zum Auto mit einem Dach über dem Kopf, bei dem sie auch die Reifen nicht sehen können?

di Resta: Das Auto fährt sich mit Sicherheit anders als ein Formel-1-Wagen. Ich versuche derzeit, meinen Speed zu steigern. Die Umstellung ist nicht einfach. Das habe ich nie behauptet. Ich habe riesigen Respekt vor meinen Gegnern und meinen Teamkollegen. Sie sind schon in Bestform. Ich muss jetzt beweisen, dass ich's immer noch kann.

SPOX: Sie sprechen die Konkurrenz selbst an. Pünktlich zum 30-jährigen Jubiläum der Serie gehen sieben Champions an den Starts. Zudem stehen mit Vitali Petrov und Timo Glock zwei weitere frühere Formel-1-Piloten in der Startaufstellung. Ist das Fahrerfeld 2014 aus Ihrer Sicht das beste der Geschichte?

di Resta: Das Fahrerfeld war schon immer eng beieinander, die Konkurrenz riesig. Die Ausgeglichenheit war und ist eine der besten Eigenschaften der DTM. Seit ich in die Formel 1 gewechselt bin, kamen immer mehr junge Fahrer nach, gleichzeitig sind viele mit Erfahrung geblieben. Das alles in einer Startaufstellung mit drei gleichwertigen Herstellern, das ist die Stärke dieser Serie.

SPOX: Bei den Tests waren Sie zumindest nicht ganz vorn. Glauben Sie, direkt beim ersten Saisonrennen in Hockenheim am Sonntag um den Sieg zu fahren?

di Resta: Ich hoffe es. Ich liebe es einfach, der Champion zu sein. Und ich will bei meinem Comeback in der DTM direkt wieder um den Titel kämpfen. Natürlich hängt das auch von den Herstellern ab, wie sie ihre Hausaufgaben bei der Entwicklung der Autos im Winter gemacht haben. Wir bei Mercedes und ich persönlich haben richtig hart gearbeitet. Ich glaube an das Team und dass der Titel drin ist. Bis zum Qualifying in Hockenheim haben aber sämtliche Zeiten keine wirkliche Aussagekraft.

SPOX: Bei Ihrem ersten Run war die DTM eine Zwischenstation. Planen Sie jetzt länger zu bleiben oder wollen Sie wieder zurück in die Formel 1?

di Resta: Mein Plan ist, Rennen zu fahren. Nichts anderes. Ich konzentriere mich auf die DTM, freue mich auf die anstehende Saison und konzentriere mich darauf, dass sie positiv in Erinnerung bleibt. Ich liebe aber auch die Formel 1 und hatte dort drei großartige Jahre. Wenn die richtige Chance käme, würde mich Mercedes sicher nicht aufhalten. Aber ich will hier den bestmöglichen Job machen. Damit kann ich mich empfehlen und abwarten, wohin die Reise geht. Ich will es genießen und habe mich deshalb bewusst für die DTM entschieden, weil es mir hier gefällt.

Seite 1: di Resta über die Umstellung und seine Pläne

Seite 2: di Resta über die Rückkehr und sein Dasein als "Partytier"

SPOX: Ihr Comeback kam ein wenig überraschend. 2013 war aus Punktesicht Ihre beste Saison für Force India, sie haben in Bahrain ihren ersten Podestplatz nur um zwei Sekunden verpasst. Nachdem Pirelli die Reifenkonstruktion angepasst hatte, fiel Ihr Team allerdings zurück. Hat diese Änderung Ihnen am Ende das Cockpit für die neue Saison gekostet?

di Resta: Wir waren 2013 anfangs wirklich stark. Force India war ein echter Gegner. Die Umstellung war einfach schade, weil sie riesige Auswirkungen hatte und wir davor einen richtigen Lauf hatten. Danach wurde es sehr schwer für uns. Wir haben das Beste daraus gemacht und das Maximale herausgeholt. Das Team war aber das Opfer. Wir hätten in der Konstrukteurswertung weiter vorn landen können.

SPOX: Als Schotte hatten Sie große Fußstapfen auszufüllen: Jim Clark, Jackie Stewart oder auch David Coulthard, der bei vielen Motorsport-Fans bis heute außerordentlich beliebt ist. Denken Sie, dass Ihre Leistungen im unterlegenen Auto gebührend gewürdigt wurden?

di Resta: Auch ich kann wirklich stolz auf meine Ergebnisse sein. Drei Jahre in der Formel 1 zu sein, schafft heute nicht mehr jeder. Es geht darum, die Gelegenheiten zu nutzen, die sich bieten. Seit ich ein kleiner Junge war, habe ich das Ziel, das Maximum herauszuholen. Genau das habe ich gemacht. Im Endeffekt geht es nur darum, zur richtigen Zeit im richtigen Auto zu sitzen. Deshalb bin ich froh, wieder in der DTM zu sein. Hier hat jeder die Chance, zu gewinnen und um den Titel zu kämpfen.

SPOXSPOX: Es gab auch Gerüchte, dass Sie in die USA wechseln würden und ein IndyCar-Cockpit bekommen. Ihr Cousin Dario Franchitti war dort sehr erfolgreich und musste seine Karriere nach einem schrecklichen Unfall in Houston 2013 auf Rat der Ärzte beenden. Hat das Ihre Entscheidung beeinflusst?

di Resta: Ein wenig schon. Dario ist wirklich erfolgreich gewesen und wir stehen uns sehr nahe. Er unterstützt mich weiterhin und ich ihn ebenso. Ich habe den Crash wenig später gesehen, will darüber aber nicht zu viel reden. Ich bin glücklich, wie sich die Situation nach dem Unfall entwickelt hat, dass Dario den Mut nicht verloren hat. Letztlich habe ich mich wegen der Verbundenheit zur Mercedes-Familie für die DTM entschieden. Sie wollten mich wiederhaben und ich wollte zurück zu ihnen.

SPOX: Es gibt auch einen eher unbekannteren Aspekt Ihrer Familie. Sie waren bis vor kurzem Teilhaber einer Disco im schottischen Bathgate. Sie wirken in TV-Interviews manchmal etwas zurückhaltend. Gibt es eine bisher versteckte Seite ihres Charakters?

di Resta: Ich bin alles in allem wirklich ziemlich vernünftig. Ich habe genug betrunkene Leute gesehen und vor allem gesehen, wie sie sich verändern, wenn sie zu viel getrunken haben. Da bin ich das genaue Gegenteil. Ich bin kein Partytier, eher ruhig und reflektierend. Trotzdem war es ein wichtiger Teil meines Lebens. Es ist schön, sich zu amüsieren. Man sollte aber aus den richtigen Gründen feiern.

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