Viel Zeit zum Feiern blieb dem Hamburger Milliardär Günter Herz nach seinem bisher größten Erfolg als Traber-Besitzer und -Züchter am Sonntag nicht. Der 70-Jährige, der aus einer Kaffee-Dynastie stammt und zu den reichsten Deutschen gehört, musste seinen Flieger Richtung Heimat erwischen.
Kurz zuvor hatte sein Paradepferd Brioni für eine Sternstunde des deutschen Trabrennsports gesorgt. Auf der Bahn im schwedischen Solvalla triumphierte der achtjährige Hengst im mit rund 590.000 Euro dotierten Finale um den "Elitloppet", einem der weltweit bedeutendsten Rennen. Ein Triumph, der zumindest mit einem Champions-League-Sieg im Fußball vergleichbar ist.
270:10-Außenseiter setzt sich durch
Mit seinem schwedischen Trainer Joakim Lövgren im Sulky setzte sich der deutsche Superstar Brioni in diesem Meilen-Klassiker als 270:10-Außenseiter gegen einige der besten Pferde Europas durch. Hauchdünn nach Zielfoto-Entscheid verwies der Herz-Hengst den 21:10-Favoriten Rapide Lebel mit dem Franzosen Eric Raffin nach einem dramatischen Endspurt auf Rang zwei.
Unmittelbar nach der Zieldurchfahrt waren die über 20.000 Zuschauer auf der Nobelpiste im Stockholmer Vorort noch still. Kaum jemand war sich sicher, wer nun gewonnen hatte. Brioni-Trainer Lövgren wusste jedoch genau, dass er soeben seinen größten Karriere-Erfolg perfekt gemacht hatte. "Wir haben es geschafft", sagte Lövgren noch vor dem offiziellen Urteil. Der überglückliche Besitzer Günter Herz schwärmte: "Ich liebe dieses Pferd."
Sensationeller Triumph
Mit seinem sensationellen Sieg sorgte Brioni für den größten internationalen Erfolg eines deutschen Trabrennpferds seit über acht Jahren. Im Januar 2003 hatte Abano As mit dem belgischen Hexenmeister Jos Verbeeck im Sulky den in Paris-Vincennes gelaufenen Prix d'Amerique, das bedeutendste und wohl schwerste Trabrennen der Welt, zuletzt nach Deutschland geholt.
Den Elitloppet hatten vor Brioni in Sea Cove (1993), Eidelstedter (1962), Io d'Amour (1958) und Permit (1952) nur vier für Deutschland startende Pferde gewonnen. Aus deutscher Zucht stammten nur Eidelstedter und Permit.
Gewinnsumme 1,2 Millionen Euro
Für Günter Herz und sein Traber-Gestüt Lasbek war der Triumph in der wohl wichtigsten Sprinter-Prüfung überhaupt ein Meilenstein. Brioni schraubte seine Gewinnsumme auf etwa 1,2 Millionen Euro. Fast die Hälfte dieser Summe verdiente er allein in diesem Jahr. Nur wenige Wochen zuvor hatte Brioni bereits im mit 300.000 Euro dotierten "Olympiatravet" im schwedischen Aby triumphiert.
Der Elitloppet-Traum wäre allerdings beinahe schon im Vorlauf geplatzt. Brioni war in der ersten von zwei Qualifikationen nur als Fünfter ins Ziel gekommen und hätte damit das Finalticket verpasst. Erst durch die Disqualifikation des viertplatzierten Define The World erreichte der Lasbek-Hengst doch noch das Finale - und ließ dort alle hinter sich.