Gelb, Grün, Rot sind alle meine Kleider

Von Stefan Petri
Die Gewinner 2011: Pierre Rolland, Samuel Sanchez, Mark Cavendish und Cadel Evans (v.l.n.r.)
© Getty
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Grünes Trikot: Die Sprintwertung

Kurze Rekapitulation: Im vergangenen Jahr wurde nur noch ein Zwischensprint pro Etappe mit 20 Punkten für den Sieger eingeführt und die Punkte im Zielsprint in drei Kategorien eingeteilt: 45 Punkte für den Sieg auf einer Flachetappe, 35 bei mittelschweren, hügeligen Streckenabschnitten und 25 pro Bergetappe. Dann kann der Kampf um das Erik-Zabel-Gedächtnisjersey ja losgehen: SPOX stellt die besten Sprinter vor.

Mark Cavendish (27, GBR / Team Sky): Der Unbesiegbare

Was kann man zur Überlegenheit von Mark Cavendish sagen? Wie wäre es damit: Vier Etappensiege 2008. Sechs Etappensiege 2009. Fünf Etappensiege 2010. Fünf Etappensiege inklusive Grünes Trikot 2011. Von den 13 Giro- und Vuelta-Erfolgen mal ganz zu schweigen. Klare Sache: Der Brite ist immer noch der schnellste Mann im Feld und dürfte seiner Sammlung an Etappensiegen noch den einen oder anderen Erfolg hinzufügen.

Nachdem er letztes Jahr noch für das Team HTC-Highroad an den Start ging, wechselte er nach dessen Auflösung zum Team Sky. Er hat mit Bernhard Eisel immer noch einen starken Anfahrer an seiner Seite, der Fokus des Teams liegt aber auf Wiggins: Ein Nachteil, wenn es darum geht, vorwitzige Ausreißer an die Kette zu legen. Zudem fährt sein vormals bester Mann mittlerweile gegen ihn (siehe unten).

Trotzdem: Mit knackigen 27 Jahren ist immer noch genug Saft im Oberschenkel, der Speed von Cavendish bleibt unerreicht. Anfahrer hin oder her: Drei Etappensiege im diesjährigen Giro sprechen eine deutliche Sprache. "Ich weiß, dass es der Angriff auf das Tour-Podium mir schwerer machen wird, die Erfolge aus den vergangenen Jahren zu wiederholen. Aber es ist ein Traum, in einem britischen Team zu fahren, dass die Chance hat, das Gelbe Trikot zu gewinnen", gibt sich Cavendish selbstbewusst.

SPOX-Prognose: 1,2, 4, 5, 6, 13, 15, 18, 20: Das sind die neun ausgewiesenen Flachetappen der diesjährigen Tour, und man kann davon ausgehen, dass sie auf dem Kalender von Cavendish rot umkringelt sind. Zu Recht: Im Massensprint geht der Sieg nur über den Briten. Die Etappensiege von Cavendish wird man an einer Hand abzählen können - aber man wird (fast) alle Finger brauchen.

Andre Greipel (29, GER / Lotto Belisol): Der Mann im Windschatten

Die deutsche Sprinthoffnung der diesjährigen Tour kennt Mark Cavendish nur zu gut: Mehrere Jahre waren sie zusammen bei T-Mobile und HTC unter Vertrag. Auf seinen Erzrivalen ist Greipel heute nicht besonders gut zu sprechen, was bedeutet, dass bei den Duellen auf den letzten Metern richtig Zunder drin sein wird!

Kann er Cavendish gefährden? Im Kampf um Grün dürfte es schwer werden, aber den einen oder anderen Zielsprint sollte er dem Briten entreißen können. Den Beweis trat er bei der letztjährigen Tour, seiner ersten überhaupt, an. Auf der 10. Etappe hieß der Sieger Andre Greipel. Der geschlagene Zweite: Mark Cavendish.

Außerdem reist Greipel mit ordentlich Selbstvertrauen im Gepäck an: Dieses Jahr feierte er bereits 13 Saisonsiege - kein anderer Fahrer hat mehr. Die zweite Tour sollte überdies leichter zu bestreiten sein als die erste, auch hier hilft die Erfahrung. In Bezug auf das Grüne Trikot wird die Frage sein: Gibt Greipel alles, oder kokettiert er mit dem einen oder anderen Etappensieg, spart dafür aber Körner für Olympia?

SPOX-Prognose: Mit dem Grünen Trikot wird es am Ende nichts, dafür ist Cavendish zu konstant. Das eine oder andere Mal wird Greipel ihn aber ärgern: Sein Etappensieg von 2011 steht am Ende der Tour nicht mehr alleine da. Vergessen darf man auch nicht den anderen deutschen Sprinter Marcel Kittel (24 / Argos). Vielleicht schmieden sie eine Allianz gegen Cavendish.

Alessandro Petacchi (38, ITA / Lampre): Der Altmeister

Petacchi hat mit 38 Jahren seinen Zenit zwar überschritten (seine ersten Tour-Etappen gewann er 2003), der alte Haudegen aus Italien hat es aber immer noch drauf. Es dürfte schwer für ihn werden, über drei Wochen konstant hohe Leistungen zu bringen, also ist er vor allem ein Kandidat für die ersten zehn Tage, bei denen er versuchen wird, der Konkurrenz noch einmal ein Schnippchen zu schlagen.

Petacchi, der in den letzten Jahren mit Doping-Vorwürfen zu kämpfen hatte (2008 wurde er für zehn Monate gesperrt), bringt die geballte Erfahrung von 48 Etappensiegen bei den drei großen Rundfahrten mit. Außerdem hat er mit Danilo Hondo (38) einen starken Anfahrer an seiner Seite.

SPOX-Prognose: Mit dem Grünen Trikot wird es nichts, Petacchi wird froh sein, an einem Stück in Paris anzukommen. Aber der Altmeister ist unheimlich erfahren und weiß, wie im Zielsprint der Hase läuft: Ein letzter Etappensieg ist nicht auszuschließen.

Mark Renshaw: (29, AUS / Rabobank): Der Schüler gegen den Meister

In den letzten Jahren war der kontroverse Aussie wahrscheinlich der weltbeste Anfahrer: Wenn er die Sprints für Mark Cavendish oder Thur Hushovd lancierte, mussten die am Ende nur noch gemütlich über die Ziellinie radeln, so schien es manchmal. Keine Frage: Mark Renshaw weiß, wie man die Ziellinie eines Tour-Abschnittes angreift.

Diesmal fährt er auf eigene Rechnung und soll für Rabobank Etappen gewinnen. "Etappensiege gehören zu unseren großen Zielen bei der Tour", so Erik Breukung, der sportliche Leiter des Teams. Der einstige Edel-Domestike von Cavendish sprintet nun also gegen ihn - und kämpft mit harten Bandagen: 2010 wurde er wegen eines Kopfstoßes gegen Tyler Farrar aus der Tour geworfen. Hat er sich diesmal im Griff, wenn es gegen seinen Ex-Kapitän geht?

SPOX-Prognose: Es wird unheimlich interessant zu sehen sein, wenn plötzlich nicht mehr Cavendish am Hinterrad von Renshaw sitzt, sondern der plötzlich hinter dem Briten lauert. Ein oder zwei Mal wird er am Ende auch vor Cavendish landen - aber ob er auch den Rest der Weltelite distanzieren kann? Für das Grüne Trikot ist er erst einmal Außenseiter.

Peter Sagan (22, SLO / Liquigas): Der Jungspund mit Ambitionen

Wer sich als Radsport-Fan vor allem über die Tour definiert, wird mit Peter Sagan nicht wirklich viel anfangen können, schließlich startet der Slowake am Samstag in seine erste Tour. Aber das wird den unbekümmerten Jungstar nicht groß kümmern: "Ich hab vor nichts Angst. Ich bin hier, um zu gewinnen", so Sagan. Und gewinnen, das macht er meistens ganz gut.

Seit er vor zwei Jahren Profi wurde, hat er jede Menge Etappensiege bei Rundfahrten gesammelt, darunter drei Vuelta-Abschnitte im letzten Jahr. Dieses Jahr ist die Form des Allrounders, der auch sehr gut über die Berge kommt, beeindruckend: Fünf Siege bei der Kalifonien-Rundfahrt, vier bei der Tour de Suisse.

SPOX-Prognose: Den Namen Peter Sagan wird man sich merken müssen, er kann durchaus für Überraschungen sorgen. Die Tour ist zwar ein Haifischbecken, wie es kein zweites gibt, aber für Sagan spricht, dass ihm auch die hügeligen Etappen nicht zu schwer sind, und er sogar als Ausreißer punkten könnte. Für das Grüne Trikot ist er noch zu grün, aber einen Etappensieg wird er landen.

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