Vor neun Jahren war der Name Zabel letztmals Teil der Großen Schleife. Rick wird nun vom 1. bis zum 23. Juli an der Seite von Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin und dem Kölner Nils Politt erstmals die Straßen befahren, auf denen sein Vater einst zur Sprinter-Legende wurde, als er insgesamt sechs Mal das Grüne Trikot gewann.
Nicht immer nur mit Wasser und Brot, wie bekannt ist. Doch die Vergangenheit von Erik Zabel mit dem ersten halbherzigen Geständnis vor zehn Jahren hat beim Sohn keine Spuren hinterlassen. "Ich verurteile meinen Papa nicht", sagt Rick, der dem Senior fast zum Verwechseln ähnelt: "Erstens: Er ist mein Papa! Und zweitens: Die Zeit damals war einfach so. Fast jeder hat gedopt."
Rick redet mittlerweile sehr offen und unbelastet über das, was sein Vater erlebte. Es ist Teil seines Reifeprozesses, der aus ihm nicht nur sportlich einen bemerkenswerten Typ gemacht hat. Rick Zabel ist "heilfroh", dass er in einer anderen Zeit Radprofi wurde. Er hält das Peloton für "sehr sauber" und hebt die vergleichsweise strengen Kontrollen hervor. Er betont, dass es "schwarze Schafe eben immer und überall gibt". Dem SID sagte er, Doping sei für ihn, "als würde ich über Atomphysik reden, ich habe da keine Ahnung von".
Rick Zabel: "Werde den Ball flach halten"
Rick Zabel schreibt gerade an seiner eigenen Geschichte, und die wird von Jahr zu Jahr besser. Bereits im Winter nannte der sprintstarke Allrounder die erstmalige Tour-Teilnahme als Ziel, der Grand Départ in zehn Tagen in Düsseldorf war für ihn wie für jeden deutschen Profi stets ein besonderer Anreiz. Seine Ambitionen untermauerte er in einem starken Frühjahr dann auch mit Leistung. "Ich habe gute Argumente geliefert", sagte Zabel etwa nach einem zweiten Platz am 1. Mai in Frankfurt.
Dort pilotierte er den Norweger Alexander Kristoff zum Sieg, und das wird bei der 104. Frankreich-Rundfahrt ebenfalls seine Hauptaufgabe sein. "Bei meiner ersten Tour werde ich den Ball schön flach halten", betont Zabel junior. Was aber nicht heißt, dass er freiwillig eine Chance sausen lässt, so sie sich bietet. Für die Zukunft gilt das ohnehin: "Wenn meine Entwicklung so weitergeht, will ich selbst einmal der Kapitän sein und bei den großen Rennen um Siege fahren." Das Podium in Paris dürfte es dann ja noch immer geben.
SID sr ab