Der Dresdner patzte beim Viereinhalb-Vorwärtssalto sowie beim Dreieinhalb-Auerbachsalto und machte die WM-Enttäuschung aus deutscher Sicht perfekt. Der Titel ging in der Königsdisziplin an Qiu Bo, der China das zehnte Wassersprung-Gold der WM bescherte. Silber sicherte sich der US-Amerikaner David Boudia vor dem Briten Thomas Daley.
Da wenige Stunden zuvor das junge Mixed-Duo Timo Barthel/Christina Wassen (Dresden/Berlin) vom 3-m-Brett Rang acht belegt hatte, blieb das deutsche Wassersprungteam erstmals seit sechs Jahren ohne WM-Medaille. Mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) war im Vorfeld das Ziel von ein bis zwei Medaillen vereinbart worden. Einzig die beiden Olympiastartplätze durch Klein (Turm) und Patrick Hausding (3 m) stimmten versöhnlich.
"Das kommt ein Jahr vor Olympia natürlich zu einem schlechten Zeitpunkt, aber es motiviert uns auch, es in Rio besser zu machen. Es ist kein Weltuntergang", sagte Hausding dem SID.
Bundestrainer Lutz Buschkow kündigte als Konsequenz für seine Athleten eine Reduzierung des Wettkampfprogramms im Olympiajahr an. Zumal Hausding und Co. schon beim Weltcup im Februar in Rio de Janeiro, bei dem das Team die noch fehlenden sieben Olympiastartplätze holen will, topfit an den Start gehen muss.
"Da haben wir in den sauren Apfel gebissen"
"Uns fehlte etwas die mentale Fitness", sagte Buschkow. Deswegen hätten sich auch bei seinen Topathleten wie Hausding "technische Fehler" eingeschlichen: "Patrick rutscht vom Brett ab, das ist einen halben Meter breit. Das sind Zeichen von Schusseligkeit."
Der Rekord-Europameister hatte bei diesem Unfall im Einspringen eine Knieverletzung und Schürfwunden erlitten, zwei Zehennägel rissen ab. Dennoch war der Berliner ins Finale und zum Olympiaticket gesprungen. Im Endkampf gab er jedoch nach dem ersten Durchgang auf. Zuvor hatte Hausding in den Synchronspringen vom Turm als Titelverteidiger mit Klein und vom 3-m-Brett mit Stephan Feck jeweils nur den sechsten Platz belegt.
Hausding und Co. werden im Olympiajahr auf einige Auftritte in der lukrativen Weltserie verzichten müssen. "Andere Nationen hatten eine andere Vorbereitung, haben zum Beispiel auf die EM in Rostock verzichtet", sagte Buschkow: "Wir als Gastgeber haben viel Engagement und Geld in die EM gesteckt und wollten es dort gut machen. Da haben wir in den sauren Apfel gebissen."
Während sich der Bundestrainer bei den Männern zuversichtlich zeigte, dass sie über den Umweg Weltcup alle Olympia-Quotenplätze erspringen, ist Buschkow bei den Frauen vor allem in den Synchrondisziplinen etwas skeptischer: "Da müssen wir noch ein bisschen mehr Gas geben, um das zu schaffen."