Grant Dalton hatte blendende Laune. "Was für ein großartiger Tag für uns alle", sagte die Segelikone im neuseeländischen Auckland. Und dann verkündete der 60-Jährige nicht weniger als eine Revolution. "Back to the roots", heißt es künftig beim America's Cup, der Regatta um die älteste Sporttrophäe der Welt. Mehr Segeln, weniger Hightech-Experimente.
In der Nacht zu Freitag stellte Dalton, Boss des Titelverteidigers Emirates Team Neuseeland, das Protokoll für die 36. Ausgabe des Cups vor. In der ganzen Welt verfolgten Segelfans die Rede per Livestream. "Das ist neu für mich", sagte Dalton und lächelte. Doch dann wurde sein Blick schnell ernster.
"Von dem Moment unseres Sieges an habe ich eine große Verantwortung dafür gefühlt, dass wir dieses Dokument so schnell wie möglich veröffentlichen", sagte Dalton: "Damit potenzielle Teilnehmer vor einer Herausforderung die Details kennen." Denn die haben es durchaus in sich. Der America's Cup im März 2021 vor Auckland wird ein völlig anderes Gesicht haben als das spektakuläre Event in diesem Sommer vor Bermuda.
Einrumpfjachten, Nationenregel, Kostensenkung: Eine Rückkehr zum "wahren Spirit" der wichtigsten Regatta der Welt soll unter der Führung der "Kiwis" gelingen, die seit Jahren mit dem großen Konkurrenten Oracle USA im Clinch liegen. Durch den 7:1-Sieg im Juni darf nun Neuseeland die Regeln bestimmen. Der Wettbewerb soll sich künftig wieder mehr in der Tradition der 166 Jahre langen Cup-Geschichte bewegen.
2021 ohne Katamarane
Wichtigste Neuerung des Protokolls, das Dalton und Co. mit dem offiziellen Herausforderer Luna Rossa verhandelt haben, ist die Abkehr von den Hightech-Katamaranen. Künftig werden die Teams auf 75 Fuß (22,86 m) langen und "kraftvollen" Einrumpfjachten ins Duell gehen.
Dies sagt Deutschlands Segel-Idol Jochen Schümann zu. "Der letzte Cup war ohne Frage spektakulär, aber auch ein Stück weit vom Segeln entfernt", sagte der 63-Jährige dem SID: "Das war die Formel 1 auf dem Wasser in Reinkultur, und die Zuschauer konnten bei all den Hydrauliksystemen kaum nachvollziehen, wo die Kraft herkommt und was die Segler gerade machen."
Ein Einschnitt ist auch die Nationenregel. Künftig müssen 20 Prozent der Crewmitglieder demselben Land entstammen wie ihr Jachtklub. Gerade die USA hatten zuletzt mit viel Geld immer wieder Topkräfte aus Australien und Neuseeland abgeworben - dem schieben Dalton und Co. nun zumindest einen kleinen Riegel vor.
Zudem soll Schluss sein mit explodierenden Kosten. Zuletzt war der America's Cup immer mehr zu einem Spielplatz für Milliardäre geworden.