Dank eines souveränen Philipp Kohlschreiber darf das deutsche Davis-Cup-Team weiter von einem Überraschungs-Coup im Glutofen von Marbella träumen.
Im Viertelfinale bei Titelverteidiger Spanien sorgte der 25 Jahre alte Augsburger mit einem imponierenden 6:3, 6:4, 6:4 in nur 2:02 Stunden gegen seinen Angstgegner Tommy Robredo für ein 1: 1-Unentschieden nach dem ersten Tag.
Beck überzeugt und verliert
Zuvor hatte Andreas Beck ein phänomenales Debüt in der deutschen Auswahl nur knapp verpasst. Nach einem Wechselbad der Gefühle verlor der 23-Jährige gegen den Weltranglistenneunten Fernando Verdasco nach 3:10 Stunden mit 0:6, 6:3, 7:6 (7:4), 2:6, 1: 6.
"Natürlich überwiegt die Enttäuschung. Ich bin auf den Platz gegangen, um zu gewinnen, und war bei einer 2:1-Satzführung nah dran. Aber dann habe ich den Rhythmus verloren", meinte Beck nach seiner Feuertaufe bei 40 Grad Celsius in der Stierkampfarena.
Im Doppel zwischen Nicolas Kiefer/Mischa Zverev und Verdasco/Feliciano Lopez am Samstag könnte bereits eine Vorentscheidung fallen. Das deutsche Duo hatte zuletzt beim Arag World Team Cup in Düsseldorf mit vier Siegen in vier Matches überzeugt und Weltklasse-Niveau gezeigt, wie Teamchef Patrik Kühnen betonte.
Kohli überzeugt und gewinnt
Nach der Beck-Niederlage zum Auftakt zeigte Kohlschreiber vor 11.000 Zuschauern im Plaza de Toros eine hochkonzentrierte Vorstellung und ließ sich auch von seiner bis dato vernichtenden Bilanz gegen den Weltranglisten-14. Robredo (4 Spiele, 4 Niederlagen) nicht schocken.
"Wir hatten einen guten Plan erarbeitet. Es hat einfach ausgesehen, aber das war es nicht. Ich habe kaum Fehler gemacht", sagte der Weltranglisten-29. Mit sicheren Grundschlägen und einem soliden Aufschlag legte Kohlschreiber den Grundstein zum Triumph gegen den in der Rangliste 15 Plätze höher eingestuften Robredo. Bei Neuling Beck fiel die Entscheidung, als er im fünften Satz ein frühes Break kassierte und ihn zudem bei 40 Grad Celsius immer mehr die Kräfte verließen.
Beck mimt das Stehaufmännchen
Zuvor hatte er nach der 22-minütigen Höchstrafe im ersten Satz im Stil eines Stehaufmännchens zurückgeschlagen. "Von den Emotionen her ging es mir da sehr schlecht. Ich war sehr nervös und habe mir dann vorgenommen, erst einmal ein Spiel zu gewinnen", berichtete Beck, der mit leuchtenden Augen von der einmaligen Atmosphäre schwärmte: 'Einfach unglaublich, das waren die besten Momente meiner bisherigen Karriere."
Nachdem ihm im ersten Durchgang insgesamt nur sechs Punkte gelungen waren, steigerte sich der Linkshänder in eine bestechende Form. Beck entnervte Spaniens Nummer eins mit einem starken Aufschlag und bewahrte im zweiten und dritten Durchgang kühlen Kopf.
Verdasco psychisch fitter
Im fünften Satz war der junge Deutsche dann vor allem psychisch am Ende und hatte dem routinierten Verdasco kaum noch etwas entgegenzusetzen. Im vergangenen Jahr war die deutsche Mannschaft im Viertelfinale in Bremen an Spanien (1:4) gescheitert.
Zuletzt hatte der dreimalige Davis-Cup-Sieger Deutschland 2007 das Halbfinale erreicht, dort allerdings gegen Russland verloren (2:3). In der Vorschlussrunde würde das Kühnen-Team erneut auf die Russen (zuhause) oder Israel (auswärts) treffen.