"Ich war nie neidisch auf Steffi"

Anke Huber und Steffi Graf gewannen 1992 Seite an Seite den Fed Cup
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SPOX: Lassen Sie uns ein wenig über Ihre Laufbahn sprechen. Sie konnten insgesamt zwölf Turniere auf der WTA-Tour gewinnen, dazu unter anderem der Finaleinzug bei den Australian Open 1996. Haben Sie das Optimum aus Ihren Möglichkeiten herausgeholt?

Huber: Das ist eine schwere Frage, wahrscheinlich hätte ich auch mehr erreichen können. Im Nachhinein denkt man sich immer, dass man gewisse Sachen anders hätte angehen können.

SPOX: Zum Beispiel?

Huber: Im mentalen Bereich hatte ich sicherlich noch Luft nach oben, die eine oder andere Pause mehr hätte mir auch gut getan. Meistens sind es Kleinigkeiten, die aber große Wirkung erzielen. Aber ich bin grundsätzlich ganz zufrieden, wie es gelaufen ist.

SPOX: Wenn man über Anke Huber spricht, fällt zwangsläufig auch der Name Steffi Graf. Wie schwer war es, in ihrem Schatten zu stehen?

Huber: Es war keine einfache Situation. Sie war übermächtig, hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Auf der anderen Seite habe ich mit der Zeit gelernt, auch die Vorteile zu erkennen. Dank Steffi haben wir viel mehr Aufmerksamkeit bekommen, Tennis hat die Massen bewegt. Deswegen sehe ich es nicht so negativ, wie einige vielleicht denken mögen.

SPOX: Spielte Neid eine Rolle?

Huber: Nein, ich war nie neidisch auf Steffi und ihren Erfolg. Ich werde nicht leugnen, dass ich gerne so viele Titel geholt hätte wie sie. Aber das ist auch menschlich. Abgesehen davon hat Steffi mich ja nicht davon abgehalten, ein Grand Slam zu gewinnen. Das hatte ich in meiner eigenen Hand.

SPOX: Sie wurden in den Medien früh als "nächstes deutsches Wunderkind" betitelt. Wie sind Sie mit den Erwartungen umgegangen?

Huber: Es gibt sicherlich ein einfacheres Umfeld, um auf der Tour Fuß zu fassen. Es hatte immer den Anschein, dass meine Erfolge nicht wirklich anerkannt wurden. Wenn ich mal in einem Grand-Slam-Halbfinale stand, dann aber scheiterte, hieß es immer: Warum hat sie das Turnier nicht gewonnen. Von Steffi war man das gewohnt, für die Medien zählten nun mal fast nur Titel.

SPOX: Im Laufe der Karriere wurde das Bild der jungen, braven Anke Huber kreiert.

Huber: Darüber musste ich immer schmunzeln, denn ich habe mich persönlich nie als so brav empfunden.

SPOX: Dennoch gab es Geschichten, wie Ihr erster Trainer Boris Breskvar Ihnen beispielsweise bei den Hausaufgaben half.

Huber: Das sind auch so Geschichten, die ein wenig übertrieben dargestellt wurden. Meine Hausaufgaben habe ich alleine erledigt, auch meine Pullover konnte ich selber waschen (lacht). Aber es ist doch ganz normal, dass er für mich eine Art Vaterrolle eingenommen hat. Ich war zu dieser Zeit als Teenager viel unterwegs und brauchte eine Bezugsperson.

SPOX: Provokant gefragt: Waren Sie zu brav für den Tennissport?

Huber: Das sollen andere entscheiden. Ich wurde nun mal so erzogen, die große Show war nie meine Sache. Man darf dabei aber auch Steffi nicht vergessen. Sie war für alle ein Vorbild, daran musste man sich orientieren, ansonsten hätte man sich automatisch ins Abseits manövriert. So etwas wie Petkos Tanz, den sie eine Zeit lange gezeigt, wäre bei den Medien damals sicherlich nicht gut angekommen.

SPOX: Das Thema Image ist heutzutage noch viel wichtiger als zu Ihrer Zeit. Wobei auch damals mit Anna Kournikova eine Spielerin für Furore sorgte, die nicht unbedingt nur durch ihr Spiel auf dem Court bestach. Wie haben Sie die Russin gesehen?

Huber: Wir haben uns nicht wirklich um sie gekümmert. Das war eine andere Welt. Ich wollte auch nicht mit ihr tauschen. Und trotzdem hat sie ihren Platz gefunden. Man darf nie vergessen, dass sie auch ihren Beitrag geleistet hat. Kournikova war gut für das Tennis - und sie konnte ja auch ganz ordentlich davon leben. (lacht)

SPOX: Bei Kournikova hatte man oft den Eindruck, das hinter der ganzen Maschinerie ein großes Team mit viel Einfluss stand. Wurden die Spielerinnen mit der Zeit immer unselbstständiger?

Huber: Es stimmt, mittlerweile müssen sie kaum noch etwas selber machen. Ich würde aber den Einfluss des Managements nicht zu hoch hängen. Ich habe eher den Eindruck, dass die Berater sehr vorsichtig sind und immer Gefahr laufen, gefeuert zu werden, wenn sie irgendetwas Falsches sagen. Sie haben eher Angst vor den Spielerinnen.

SPOX: Sie bekommen die Creme de la Creme als sportliche Leiterin in Stuttgart hautnah mit. Wie schwer ist es denn, die Maria Sharapovas der Welt zufrieden zu stellen?

Huber: Einfacher als viele denken! Maria ist zum Beispiel sehr umgänglich. Stuttgart ist mittlerweile sehr beliebt, die Sportlerinnen wissen, was sie an unserem Turnier haben. Und wir versuchen natürlich alles, ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.

SPOX: Kann man denn Vergleiche zwischen Ihrer heutigen Aufgabe und der aktiven Karriere ziehen?

Huber: Es ist etwas ganz anderes. Als ich auf der Tour durch die Welt reiste, war ich das ganze Jahr über unter Strom. Für den Porsche Tennis Grand Prix geht es meistens erst in den Wochen davor richtig zur Sache, und natürlich während des Turniers. Aber es ist eine andere Art von Stress.

Seite 1: Huber über den Fed Cup und die zu hohen Erwartungen der Öffentlichkeit

Seite 2: Huber über ihr Image, Steffi Graf und Anna Kournikova

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