"Ich war nie neidisch auf Steffi"

Anke Huber und Steffi Graf gewannen 1992 Seite an Seite den Fed Cup
© getty

Zwölf Turniersiege auf der WTA-Tour. Dazu der Titel im Fed Cup 1992. Und trotzdem stand Anke Huber während Ihrer Karriere immer im Schatten von Steffi Graf. Im Interview spricht die 39-Jährige über das Verhältnis mit der übermächtigen Landsfrau, Anna Kournikova und nimmt die aktuelle Generation um Andrea Petkovic, Angelique Kerber und Sabine Lisicki vor dem Fed-Cup-Finale gegen Tschechien in Schutz.

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SPOX: Frau Huber, am Wochenende steht das Fed-Cup-Finale zwischen Deutschland und Tschechien an. Ihr Rücktritt liegt mittlerweile 13 Jahre zurück. Kribbelt es bei Ihnen trotzdem noch?

Anke Huber: Natürlich, das gehört einfach dazu, auch wenn meine aktive Karriere schon längst beendet ist. Aber ich habe den Fed Cup 1992 ja selber mal gewonnen, deswegen weiß ich ungefähr, wie sich unsere Mädels derzeit fühlen. Ich freue mich riesig auf das Finale und bin optimistisch, dass der Titel nach Deutschland geht.

SPOX: Sie sprechen Ihren Erfolg 1992 an der Seite von Barbara Rittner und Steffi Graf an. Wie hat sich das Renommee des Fed Cups über die Jahre verändert?

Huber: Der Fed Cup ist viel wichtiger geworden. Das liegt auch an der kompletten Struktur. Zu unserer Zeit wurden die Partien innerhalb einer Woche über die Bühne gebracht. Man hatte den Eindruck, dass es einfach schnell wieder vorbei sein soll. Das ist heutzutage ganz anders. Die Matches sind über das Jahr verteilt und bekommen zu Recht mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.

SPOX: Was macht den Fed Cup besonders?

Huber: Es ist dieses ganz spezielle Gefühl, in einer Einzelsportart auf einmal auf andere Leute angewiesen zu sein. Normalerweise schaut man auf sich und das reicht. Doch das ist beim Fed Cup eben nicht der Fall. Daran muss man sich erst gewöhnen, weil man sein Schicksal nicht selber in der Hand hat und ein wenig abhängig ist. Auf der anderen Seite ist eine Niederlage noch kein Weltuntergang, weil die Kolleginnen es besser machen können.

SPOX: Wie groß war das Teamgefühl 1992?

Huber: Das ist natürlich schon lange her, ich war mit meinen 17 Jahren sehr jung und kann mich kaum noch erinnern. Aber wir hatten sicherlich nicht dieses Teamgefühl. Steffi hat meistens separat trainiert, das war schon etwas anderes. Es freut mich, dass sich unsere Mädels mehr miteinander beschäftigen.

SPOX: Beim deutschen Team sorgte vor allem die Nominierung von Sabine Lisicki für einige Diskussionen. Immerhin ist sie zum ersten Mal in diesem Jahr dabei und hatte dadurch keinen Anteil am Finaleinzug.

Huber: Das mag schon sein, aber sie ist nun mal die drittbeste Spielerin, die wir haben. Es wäre fährlässig gewesen, auf sie zu verzichten. Barbara (Teamchefin Rittner, Anm. d. Red.) wird sich sicherlich etwas dabei gedacht haben. Deswegen stellt sich für mich nicht die Frage, ob sie es verdient hat oder nicht. Am Ende kommt es auf den Erfolg an.

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SPOX: Wie schätzen Sie das Trio Lisicki, Angelique Kerber und Andrea Petkovic grundsätzlich ein?

Huber: Sie spielen alle relativ konstant. Natürlich sehnt sich jeder nach einem Grand-Slam-Sieg, aber das ist nun mal noch eine ganz andere Sache. Dafür muss so viel passen. Aber ich sehe die Situation nicht so schwarz, wie sie von manchen beschrieben wird. Sabine war in Wimbledon wieder gut dabei, Petko hat bei den French Open überzeugt und ist immerhin bis ins Halbfinale gekommen.

SPOX: Trotzdem hat man den Eindruck, dass es für den ganz großen Wurf nicht reichen wird.

Huber: Aber genau das ist das Problem. Die Öffentlichkeit muss aufhören, der guten, alten Zeit mit Graf, Becker und Stich nachzutrauern. Das wird nicht mehr wiederkommen, wir können die Zeit nicht zurückdrehen. Man sollte vielmehr das zu schätzen wissen, was wir haben.

SPOX: Macht denn die nächste Generation in Deutschland Hoffnung?

Huber: Nun ja, es ist schwer, bei jeder Generation eine Top-Ten-Spielerin dabei zu haben. Da muss man realistisch bleiben. Aber mit Carina Witthöft, Anna-Lena Friedsam und Antonia Lottner stehen wir sicherlich nicht so schlecht da.

SPOX: Zumindest scheint der DTB aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben, als nach Steffi Grafs und Ihrem Rücktritt das Damen-Tennis brach lag.

Huber: Zu unserer Zeit hat man es verschlafen, mehr für die Jugendarbeit zu tun, das steht außer Frage. Die 90er Jahre wären prädestiniert dafür gewesen. Wer weiß, vielleicht würde jetzt vieles ganz anders aussehen. Aber die letzten Jahre machen wieder mehr Hoffnung.

SPOX: Man merkt, dass Ihnen der Tennissport weiterhin am Herzen liegt, auch durch Ihr Engagement beim WTA-Turnier in Stuttgart. Fühlten Sie sich nach Ihrem Rücktritt verpflichtet, dem Sport etwas zurückzugeben?

Huber: Verpflichtet ist das falsche Wort. Tennis war und ist nun mal mein Leben. Ich habe es immer geliebt, auf dem Platz zu stehen. Damit habe ich mein Geld verdient, deswegen bestand für mich kaum ein Zweifel, dass ich mich auch nach der Karriere engagieren will.

Seite 1: Huber über den Fed Cup und die zu hohen Erwartungen der Öffentlichkeit

Seite 2: Huber über ihr Image, Steffi Graf und Anna Kournikova

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