Zweikampf um den Königsthron

Von Adrian Fink
Acht Mann, ein Ziel: Wer triumphiert in London?
© getty
Cookie-Einstellungen

Gruppe B

1. Roger Federer

Wie Djokovic in Gruppe A gehört die Favoritenrolle in der zweiten Gruppe ganz klar Roger Federer. Der 33-Jährige befindet sich seit einigen Wochen in absoluter Topform. Zwei der letzten drei Masters entschied FedEx für sich. Ganze 14 Spiele war der Schweizer ungeschlagen, bis er in Paris von Raonic gestoppt wurde.

Dass der Rekordmann noch nicht satt ist und sich über jedes gewonnene Turnier freut, zeigte er nach seinem Triumph in Shanghai: "Das war eine unglaubliche Woche für mich. Es ist traumhaft, solch ein prestigeträchtiges Turnier - das größte in Asien - zu gewinnen."

Theoretisch kann Federer den Djoker an der Spitze der Weltrangliste ablösen. Um seine Chance zu wahren, sollte der Schweizer sowohl in London als auch in beim Davis Cup-Finale alle Spiele gewinnen, hat es aber dennoch nicht in der eigenen Hand. Gewinnt Djokovic seine drei Vorrundenspiele, ist dem Serben der Platz an der Sonne nicht mehr zu nehmen, ganz gleich, was Federer anstellt. "Es wäre etwas sehr Spezielles, die Nummer-eins-Position zurückzugewinnen. Es freut mich, dass ich die Chance darauf habe. Darum geht es in unserem Spiel."

Würde Federer erstmals seit November 2012 wieder die Spitze erklimmen, wäre er der älteste Spieler, dem das gelingt. Betrachtet man die Gruppenkonstellationen darf man davon ausgehen, dass sowohl Djokovic als auch Federer jeweils als Erste weiterkommen und sich dann womöglich im Finale gegenüberstehen.

2. Andy Murray

Erstmals nach sechs Jahren stand Andy Murray 2014 zwischenzeitlich nicht mehr in den Top Ten der Welt. Seit Mitte September feierte der Schotte aber auf Hartplatz drei Turniersiege und eroberte Rang zehn zurück. Im Oktober holte er in Österreich nicht nur seinen zweiten Titel der Saison, sondern gleichzeitig auch den 30. seiner Karriere. Murray hat gerade pünktlich zum Saisonfinale wieder die Kurve bekommen.

2014 wartet Murray noch auf einen Sieg gegen die zwei Favoriten: Alle sechs Partien gegen Djokovic und Federer verlor der Brite. Bleibt abzuwarten, ob es in London anders wird, der Heimvorteil könnte ihm helfen.

"Die Fans haben mich beim ATP-Finale in London beim letzten Mal gut unterstützt. Genauso wie in Wimbledon oder Queens. Ich hoffe es wird in diesem Jahr wieder so sein", sagte Murray.

3. Milos Raonic

Ende Oktober bezwang Milos Raonic erstmals einen der Top-3-Spieler, als er die Serie von Federer stoppte. Damit konnte der Kanadier im siebten Anlauf seinen ersten Erfolg gegen Federer feiern. In Paris musste er sich dann im Finale gegen Djokovic klar geschlagen geben. Es ist die erste Saison, in der der 23-Jährige seine Qualität richtig ausspielen kann und beispielsweise ins Halbfinale von Wimbledon vordringen konnte. Belohnt wurde Raonic mit einem Platz in den Top Ten.

Die Stärke des 1,96-Meter großen Kanadiers ist zweifelsfrei der Aufschlag. Beim Sieg über Federer servierte Raonic 22 Asse - kein Zufall: "In Kanada war auch nicht immer jemand da, mit dem ich trainieren konnte. Ich war auf jeden Fall eines der eifrigsten Kids in der Gegend. Ich wollte immer auf dem Platz sein. Deshalb war ich oft allein auf dem Platz oder mit meinem Trainer und dann haben wir Aufschläge geübt."

Allerdings schafft es der Aufschlagriese bislang noch zu selten, konstant überzeugende Leistungen abzurufen. So musste Raonic sowohl in Shanghai als auch in Moskau bereits nach der ersten Runde die Segel streichen. In London hat Raonic die Chance, sich der Weltspitze weiter anzunähern. Läuft es, darf man ihm auch den zweiten Platz in der Gruppe zutrauen.

4. Kei Nishikori:

Vier Turniersiege feiert Kei Nishikori 2014. Wie Raonic schaffte er in der laufenden Saison erstmals den Sprung in die Top-Ten. "Das war von Beginn an mein Ziel in diesem Jahr. Aber das ist nur der erste Schritt. Ich hoffe, noch eine ganze Weile in den Top 10 zu bleiben."

Auf dem Weg ins Finale der US-Open besiegte er Djokovic, ehe er im Überraschungsendspiel gegen Cilic verlor. Der erste Japaner, der je ein Grand-Slam-Finale erreicht hat, konnte sein Heimturnier in Tokio vor etwas mehr als einem Monat gewinnen. Eine Woche später fiel er wie andere Top-Ten-Spieler dem Favoritensterben in Shanghai zum Opfer und schied bereits in Runde zwei aus.

Beim letzten Formcheck vor dem ATP-Finale in Paris zog er nach Siegen gegen Tsonga und Ferrer wiederum ins Finale ein, scheiterte aber dann an Djokovic. In Gruppe B sind die Qualitätsunterschiede hinter Federer nicht groß. Alle drei Kontrahenten können sich berechtigte Hoffnungen auf das Erreichen des Halbfinales machen, wobei Murray wohl die besten Karten hat.

Seite 1: Gruppe A Der Djoker - und sonst?

Seite 2: Gruppe B: Wer soll Federer stoppen?

Artikel und Videos zum Thema