SPOX: Sie sind in einer sportverrückten Familie groß geworden, Ihr Vater Piotr war Fußballer und ist bekanntlich Ihr Coach, Ihr Bruder Patrik war auch als Fußballprofi aktiv. Sie gelten als großer Liverpool-Fan, warum die Reds?
Wozniacki: Zum einen war es so, dass mein Bruder ein großer ManUnited-Fan war, als ich noch ganz klein war. Ich wollte unbedingt anders sein als er, also habe ich mir Liverpool ausgesucht. Später habe ich dann mal ein Exhibition-Match in Liverpool gespielt und hatte die Möglichkeit, zum Stadion zu gehen und mehr über die Geschichte des Klubs zu erfahren. Wenn man dann einmal an der Anfield Road war und die Gänsehaut bei "You will never walk alone" gespürt hat, der muss Reds-Fan werden. Dazu haben ja auch einige Dänen bei Liverpool gespielt über die Jahre. Mein Lieblingsspieler ist aber natürlich Stevie Gerrard, zu seinem letzten Heimspiel habe ich jetzt auch voller Stolz sein Trikot angezogen. Aber ich mag generell auch ein paar eurer deutschen Fußballer, Bastian Schweinsteiger zum Beispiel. Ich liebe es, den Namen zu sagen, Schweinsteiger. (lacht)
SPOX: Sie verfolgen nicht nur intensiv Fußball, Sie sind im vergangenen Jahr auch den New York Marathon gelaufen. Und das in einer sehr ansprechenden Zeit von 3:27 Stunden, Respekt! Dabei war Ihre Vorbereitung nicht so ideal, oder?
Wozniacki: (lacht) Das stimmt. Ich war ein paar Tage davor noch bis 4 Uhr morgens auf einer Halloween-Party. Ich bin den Marathon gelaufen, weil es schon lange auf meiner Liste an Dingen stand, die ich im Leben einmal gemacht haben will. Es war ein wahnsinniges Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Wenn ich daran zurückdenke, war es zwar definitv ein harter Test, sowohl physisch als auch psychisch, aber es war vor allem eine atemberaubende Atmosphäre. Wenn die ganzen Massen am Straßenrand dich anfeuern und deinen Namen schreien, ist es ein ziemlich unglaubliches Gefühl. Direkt danach habe ich zwar gesagt, dass ich es nie wieder machen würde, weil ich so fertig war. Aber so langsam ändert sich meine Meinung wieder, vielleicht tue ich es mir doch noch mal an. (lacht)
SPOX: Den Marathon zu laufen, war aber nicht das Einzige, was Sie neben dem Court so gemacht haben. Eine andere Geschichte waren die Aufnahmen für die Sports Illustrated Swimsuit Issue. Wie kam es dazu?
Wozniacki: Ich wollte schon immer Teil der Sports Illustrated Swimsuit Issue sein. Es war schon immer ein Traum von mir. Nur sehr wenige kriegen ja die Chance, deshalb habe ich mich extrem gefreut, als ich den Anruf und das Angebot bekam. Ich mache einige Fotoshootings im Jahr, aber das war aufgrund des Prestiges etwas Spezielles. Es war wirklich eine große Geschichte für mich. Ich habe die Aufnahmen und die Zeit mit dem ganzen Team sehr genossen.
SPOX: Sind diese Möglichkeiten, die sich neben der Karriere ergeben, eine der großen Vorteile des Star-Daseins?
Wozniacki: Oh ja. Das Beste am Leben als Tennisspielerin ist für mich der Wettbewerb, weil ich es so liebe, mich mit den anderen Mädels zu messen und gegen sie zu fighten. Aber abseits des Courts hat man dann noch die Gelegenheit, tolle Dinge zu machen, die Welt zu bereisen und dabei sehr interessante und coole Persönlichkeiten zu treffen. Da kann man dann auch locker über die paar Schattenseiten wie die viele Reiserei locker hinwegsehen.
SPOX: Sie sprechen interessante Persönlichkeiten an. Sie haben zum Beispiel US-Präsident Barack Obama treffen dürfen. Hat er Tennis-Talent?
Wozniacki: Ich habe ein bisschen mit ihm gespielt und festgestellt, dass er ein ganz ordentlicher Tennisspieler ist. Er hat auch erzählt, dass er früher regelmäßig gespielt hat. Ins White House eingeladen zu werden, war eine große Ehre. Wäre ich nicht Tennisspielerin geworden, würde ich so etwas kaum erleben.
SPOX: Es gibt aber auch die negativen Seiten des Geschäfts. Jeder hat es mitbekommen, als Sie mit Rory McIlroy verlobt waren und kurz vor der Hochzeit standen, jeder hat es mitbekommen, als die Beziehung in die Brüche ging, jetzt werden Ihnen neue Partner angedichtet. Wie gehen Sie damit um, dass das alles so in der Öffentlichkeit stattfindet?
Wozniacki: Ehrlich gesagt versuche ich, überhaupt gar nichts über mich zu lesen. Ich weiß, was ich mache und was Sache ist, das reicht mir eigentlich. Den Rest kann ich eh nicht beeinflussen. Sollen die Leute schreiben, was sie wollen. Sollen sie ihre Meinungen haben. Du hast keine andere Wahl, als es so zu akzeptieren, wie es ist und dich einfach nicht damit zu beschäftigen.
SPOX: Aber so leicht ist es ja nicht immer. Als Sie nach seinem überragenden Masters-Triumph per Twitter Jordan Spieth gratulierten, wurde es so interpretiert, dass Sie Ihrem Ex Rory damit eine mitgeben wollten...
Wozniacki: Nur weil ich einem anderen Golfer gratuliere, denken leider Gottes einige Leute, dass eine versteckte Message dahinter steckt, wo überhaupt keine ist. Ich gratuliere häufig anderen Sportlern zu ihren Erfolgen. Jordan Spieth hatte eine unglaubliche Leistung vollbracht, also habe ich ihm gratuliert, das ist alles. Die Zeit nach der Trennung war nicht leicht für mich, aber ich habe sehr viel über mich gelernt und bin definitiv erwachsener geworden. Ich bin davon überzeugt, dass alles im Leben so kommt, wie es kommen soll. Es hat alles seinen Grund. Ich bin dadurch jetzt ein stärkerer Mensch.
SPOX: Serena Williams ist Ihnen als Freundin die ganze Zeit zur Seite gestanden. Was macht Ihre Freundschaft aus?
Wozniacki: Serena ist einfach eine tolle Frau. Wenn wir zusammen sind, haben wir immer eine großartige Zeit. Wir lachen zusammen und haben viel Spaß, wir sprechen aber auch ehrlich über alles. Serena ist eine großartige Freundin und immer für dich da, wenn du sie brauchst.
SPOX: Leider ist Sie auf dem Court keine so gute Freundin und hat Sie bis jetzt praktisch jedes Mal geschlagen, die Bilanz steht bei 10-1...
Wozniacki: Wir hatten aber viele enge Matches. Aber es stimmt, sie hat so gut wie immer das bessere Ende für sich. Sie ist ja auch nicht umsonst die Nummer eins, hat so viele Grand Slams gewonnen und ist eine der größten Spielerinnen aller Zeiten. Gegen Steffi Graf habe ich zum Beispiel nicht selbst gespielt, aber in meiner Generation ist Serena auf jeden Fall die Größte. Ich haben großen Respekt vor ihr, aber jedes Mal, wenn wir gegeneinander spielen, will ich gewinnen. Beim nächsten Mal werde ich es wieder versuchen.
SPOX: Gerade im Damentennis sind enge Freundschaften nicht extrem häufig. Maria Sharapova sagt, dass sie nicht mit einer anderen Spielerin befreundet sein und abends zum Essen gehen kann, wenn sie genau diese Spielerin am nächsten Tag auf dem Court fertig machen will. Warum geht es bei Ihnen doch?
Wozniacki: Ich bin eine sehr offene Person, die auf Menschen zugeht, sich gerne unterhält und eine gute Zeit hat. Tennis könnte ziemlich einsam sein, wenn du keine Freundinnen auf der Tour hast. Es gibt einige Mädels, zu denen ich außerhalb des Courts einen sehr engen Kontakt habe. Wenn es dann ins Match geht, gibt es natürlich keine Freundschaften mehr. Aber das kann man doch wunderbar trennen.
SPOX: Noch haben Sie viele Jahre vor sich auf der Tour, aber wie stellen Sie sich eigentlich Ihr Leben in zehn Jahren vor?
Wozniacki: Ich hoffe auf jeden Fall, dass man sich dann gerne an mich und mein Tennis erinnert, das wäre toll. Außerdem bin ich dann nicht mehr aktiv und habe hoffentlich einen netten Ehemann, zwei nette Kinder, für die ich eine gute Mama bin und lebe ein ganz normales ruhiges Familienleben.
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Caroline Wozniacki im Steckbrief