Kaltstart zum Serena Slam

Michael Berndt
29. April 201616:44
Serena Williams gewann 2012 das letzte mal in Wimbledon - 2013 und 2014 schied sie früh ausgetty
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Vorhang auf für Wimbledon 2015! SPOX blickt durch das Hawk-Eye auf das Damen-Turnier. Serena Williams geht als Topfavoritin auf den heiligen Rasen, obwohl eine entsprechende Vorbereitung mal wieder auf der Strecke bleibt. Außerdem dabei: Belinda Bencic wandelt auf Martina Hingis' Spuren und Eugenie Bouchard ist trotz Krise herzlich willkommen.

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Die Top-Favoritin: Kein Match bei den Vorbereitungsturnieren auf Rasen - kann das gut gehen? Allerdings! Wie die Siege bei den Australian Open und den French Open bewiesen haben, braucht Serena Williams keine Generalprobe auf dem Weg zum Serena-Slam.

Was der Serena-Slam ist? Das heißt, die Weltranglistenerste spielt Vier gewinnt und das jahresübergreifend. Seit ihrem Triumph bei den US Open 2014 räumte die US-Amerikanerin die Pokale in Melbourne und zuletzt krankheitsgebeutelt in Paris ab, Wimbledon fehlt noch auf der Liste. Dieses Kunststück gelang ihr bereits 2002/2003.

Seit ihrer Rückkehr als Nummer eins 2013 hält sie eine Rekord-Bilanz von insgesamt 150:11 und 34:3 gegen Top-10-Spielerinnen. Doch ein Blick auf die vergangenen beiden Jahre im Londoner Südwesten lassen Williams nachdenklich erscheinen. 2013 kam das Aus im Achtelfinale gegen Sabine Lisicki, 2014 in der dritten Runde gegen Alize Cornet.

"Die letzten zwei Jahre Wimbledon waren nicht gut, deswegen gehe ich 2015 Schritt für Schritt. Ich möchte einfach besser spielen als zuvor. Ich denke, das Spiel auf Rasen passt perfekt zu mir", sagte die US-Amerikanerin. Recht hat sie: Ihre Aufschlaghärte, die Power von der Grundlinie und die Konsequenz am Netz machen sie zur Favoritin.

Die Titelverteidigerin: Wie Serena spielte auch Vorjahressiegerin Petra Kvitova kein Vorbereitungsturnier auf Rasen. Allerdings unfreiwillig: Die Tschechin, die 2014 im Endspiel Eugenie Bouchard mit 6:3 und 6:0 vom Centre Court fegte, musste wegen eines Infekts für Eastbourne absagen.

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Dennoch bleibt die 25-Jährige ruhig und relaxed. Sie weiß aufgrund der Vergangenheit, was sie in Wimbledon zu leisten im Stande ist. Auf die Frage nach ihren Höhepunkten in London antwortet die Fed-Cup-Siegerin: "Es gab zwei". Die Titel 2011 und 2014 im Nacken und ein Spiel, erschaffen für höchste Tennis-Kunst auf dem heiligen Grün, sichern ihr eine gute Ausgangsposition.

Spielt Kvitova ihre krachende Vorhand und ihren harten Aufschlag aus, kann es zum Titel reichen. Mit Jelena Jankovic und Agnieszka Radwanska lauern in Runde drei und vier allerdings knifflige Aufgaben.

Kreis der Herausforderinnen:Wer könnte Queen Petra neben Serena vom Thron schubsen? Nicht viele, aber der Bartoli-Sieg 2013 und die Bouchard-Endspielteilnahme im letzten Jahr machen Außenseitern Hoffnung. Im Falle Kvitova kommt die Gefahr vor allem aus dem eigenen Lager.

So verfügt der tschechische Verband mit French-Open-Finalistin Lucie Safarova - die sich beim Wimbledon-Turnier 2014 im Semifinale gegen ihre Landsfrau ebenfalls nicht schlecht angestellt hat - über ein weiteres Ass im Ärmel. Mit Karolina Pliskova steht eine dritte Option parat, wie sie mit ihrem Finaleinzug Birmingham bewiesen hat.

Vor allem sollte man allerdings Maria Sharapova und Simona Halep auf dem Zettel haben. Und hey: Warum sollten nicht mal Sabine Lisicki oder Angelique Kerber für fette Überraschungen sorgen? Aber dazu gleich mehr.

Die Deutschen: Kerber spielt ein hervorragendes Jahr und hat sich mit den Siegen in Charleston, Stuttgart und allen voran auf dem Rasen von Birmingham in die vordere Reihe gespielt.

Das sieht auch Michael Stich so: "Klar ist Serena Williams die absolute Favoritin, sicherlich auch mit Simona Halep zusammen und zwei, drei anderen Spielerinnen. Aber wenn Angelique gut spielt und ein bisschen Losglück hat, gehört sie immer zum Favoritenkreis."

Losglück hat die an zehn gesetzte Deutsche schon mal: In der ersten Runde kommt es zum norddeutschen Duell gegen Carina Witthöft, im Achtelfinale lauert Caroline Wozniacki, die sie im Finale von Stuttgart schlug. Serena ist weit weg im Tableau, genauso wie Kvitova. Die krankheitsbedingte Absage in Eastbourne sorgt aber für kleine Fragezeichen.

Sabine Lisicki, Wimbledonfinalisten von 2013, macht nicht nur auf dem roten Teppich eine gute Figur, sondern überzeugte zuletzt in Birmingham auch wieder auf dem Court und legte im Erstrunden-Match gegen Belinda Bencic im Bum-Bum-Bine-Style 27 Asse zum Weltrekord auf. Sie startet gegen Jarmila Gajdosova, im Achtelfinale wartet Halep. Funktioniert der Aufschlag, bleibt sie von Nervosität und Gras-Allergie verschont, ist eine Überraschung drin.

Andrea Petkovic patzte zuletzt im Viertelfinale von Eastbourne. Ihr leichtes Programm bis zum einem möglichen Achtelfinale gegen Sharapova geben ihr aber eine faire Gelegenheit, sich für die zweite Woche zu qualifizieren. Eine frühes Ausscheiden ist aber auch nicht auszuschließen.

Ebenfalls am Start: Mona Barthel, Julia Görges, Annika Beck, Tatjana Maria, Anna-Lena Friedsam und Laura Siegemund. Abgesehen von Görges (gegen Timea Bacszinszjy, 15) und Grand-Slam-Debütantin Siegemund, die es mit Svetlana Kusnetsova (28) zu tun bekommt, haben die DTB-Damen gute Chancen auf Runde zwei.

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SPOXDark Horse: Pressekonferenz Hobart, Januar 2015. Schüchtern sitzt sie da, ein leichtes Grinsen auf den Lippen - neben ihr Martina Hingis. Eine der erfolgreichsten Spielerinnen der Geschichte. Hingis' Regiment als Nummer eins begann Ende März 1997, Belinda Bencic, drei Wochen jung, lag gerade in den Armen ihrer Mutter. Vater Ivan - wie Hingis in der Slowakei geboren - wusste zu diesem Zeitpunkt schon, dass seine Tochter ein Tennisstar werden soll. Wenige Wochen später holte Hingis die Wimbledon-Trophäe und eroberte später den Big Apple.

Mit Hingis fing alles an, genauer gesagt mit Hingis' Mutter Monika Molitor. Diese nahm die kleine Belinda mit vier Jahren unter ihre Fittiche. Sie erlernte wie einst Hingis das taktische Spiel und nicht das Powertennis a la Serena. "Weil mir die Kraft fehlte, musste ich schlau spielen. Die Mischung aus einem guten Aufschlag, taktischen und harten Bällen zahlt sich bei mir aus", so die 18-Jährige.

Nach Runde drei im Vorjahr und dem Viertelfinale in Flushing Meadows wird es für die Newcomerin des Jahres 2014 um mehr gehen, als eine Schale Erdbeeren mit Sahne zu ergattern. Eines steht schon fest: Bencic kann es auf grünem Untergrund. Im Finale von 's-Hertogenbosch scheiterte sie erst im Finale an Camila Giorgi, einen Tag vor Wimbledon-Start holte sie ihr erstes WTA-Turnier in Eastbourne sensationell mit 6:0 im Dritten gegen die arrivierte Radwanska.

Eugenie Bouchard gewährt Einblickegetty

Best Dressed: Noch nie war ein Formtief so sexy wie im Falle von Eugenie Bouchard. Die standesgemäße Runde der letzten Acht in Down Under Anfang des Jahres markierte den Beginn einer fast beispiellosen Sinnkrise. Sieben Mal unterlag die Kanadierin seither in der ersten Runde, traf keinen Ball mehr. In Eastbourne gelang immerhin mal wieder ein Sieg gegen Alison Riske.

Seien wir ehrlich: Trotzdem ist die 21-Jährige auch in Wimbledon herzlich willkommen. Die Frage nach dem Warum beantwortet das Foto von der Eröffnungsfeier (siehe rechts).

Schwerster Draw: Schwer wird es sicherlich für Titelverteidigerin Kvitova und auch Topfavoritin Serena hat es nicht ganz leicht. Die Tschechin stünde in Runde drei Jelena Jakovic gegenüber, im Achtelfinale träfe sie auf eine formverbesserte Agnieszka Radwanska.

Für Serena kann es im Achtelfinale zum erneuten Sister-Act mit Venus kommen, danach wäre Sharapova diejenige, die es zu schlagen gilt.

Caroline Wozniacki steht ebenfalls vor einem heftigen Tableau. Runde drei gegen 's-Hertogenbosch-Siegerin Camila Giorgi, im Anschluss ein harter Kampf mit Kerber ums Viertelfinale. Dann als Fünftgesetzte gegen die Nummer drei Simona Halep - wahrlich kein Zuckerschlecken für die Dänin.

Leichtester Draw: Alte Tennis-Weisheit. Wer gut spielt, hat immer eine gute Auslosung. Das trifft teilweise auf Serena Williams zu. Doch eine wirklich lösbare Aufgabe hat Angelique Kerber erwischt. Scheitert sie nicht vorher an den vermeintlich leichten Gegnerinnen, steht einem Achtelfinale gegen Wozniacki nichts im Wege. In der zweiten Woche ist für Angie alles drin.

Geschichtsstunde: Serena mag die amtierende Rasenkönigin sein. Von Martina Navratilova ist die US-Amerikanerin aber noch ein gutes Stück entfernt. Vor 25 Jahren setzte die heute 58-Jährige zu ihrem neunten Streich an. Und das im Eiltempo: Sie gab keinen Satz im Turnier ab, ihre Gegnerinnen bekamen zusammen nur 29 Mal den Aufschlag durch.

"Ich war schon im Herbst meiner Karriere und habe die letzten Finals gegen Steffi Graf knapp verloren. Zugegeben, in diesem Jahr war es wirklich leicht. Ich war konzentriert, mein Spiel zündete. Allerdings hatte ich Knieprobleme, manchmal für Minuten, einmal über Tage."

Ein weiteres Traumfinale gegen Graf verhinderte Zina Garrison in der Vorschlussrunde. "Ich hatte Steffi erwartet, aber dann kam Zina. Ich muss mich schnell umstellen, war plötzlich sehr nervös", so die 18-fache Grand-Slam-Sieger. "Am Ende habe ich durchgezogen, mich nicht mit Umgebung beschäftigt. Nach Satz eins war ich gelöst."

Navratilova gewann mit 6:1 und 6:1 und sprach in der Rückschau von einem goldenen Tag: "Ich wusste nicht, dass dies mein letzter Grand-Slam-Titel sein sollte, aber rückblickend war es ein wundervoller Abschluss.

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