Zum ersten Mal seit 2012 wird Serena Williams nicht im Finale der WTA Finals stehen. Die verletzte US-Amerikanerin dominierte das vergangene Tennisjahr nach Belieben und macht nun eine Vorhersage für den Saisonabschluss zu einem schwierigen Unterfangen. Denn hinter Williams machte sich in dieser Spielzeit absolute Inkonstanz breit. Dabei scheint eine ehemalige Finalistin der Krone am nächsten und gerade die jüngste Spielerin im Feld könnte alle überraschen. SPOX macht den Finals-Check.
8. Lucie Safarova (Weiße Gruppe)
Das Tennis-Jahr begann für Lucie Safarova denkbar schlecht - mit einer Erstrundenpleite in Sidney gegen Samantha Stosur und einer Auftaktniederlage bei den Australian Open gegen Yaroslava Shvedova.
Umso bemerkenswerter war, dass eben jenes Jahr für sie mit der erstmaligen Teilnahme bei den Finals endet. Als achte und letzte Spielerin qualifizierte sich Safarova für Singapur. Letztlich möglich machte es die Viertelfinal-Niederlage ihrer Konkurrentin Carla Suarez Navarro beim WTA-Turnier in Moskau.
Ihren Platz in den Top10 hat sie sich die 28-Jährige aber über das Jahr selbst erarbeitet. Vor allen Dingen durch ihren Lauf bei den French Open, der sie bis ins Finale trug und dem erst Serena Williams ein Ende setzte - ihr erstes Grand-Slam-Finale überhaupt und der größte Erfolg ihrer bisherigen Karriere.
Die Linkshänderin rangierte in der Folge erstmals in ihrer Karriere in den Top 5 und darf sich zum Abschluss des Jahrs im Head-to-Head mit der Weltelite messen. Zum Problem könnte jedoch der Infekt werden, den sich die Tschechin zuzog und die sie sogar ins Krankenhaus brachte. Daher ist schwer abzusehen, wie sehr Safarova seit September aus dem Rhythmus ist. Zumal das Ausscheiden in der ersten Runde der US Open zuvor nicht gerade für ein Formhoch spricht.
7. Angelique Kerber (Weiße Gruppe)
Die Deutsche reist als aktuelle Nummer sieben der Welt nach Singapur. Doch obwohl Kerber in dieser Saison vier Turniere gewann, ist sie im Konzert der Großen doch ein kleiner Underdog, was vor allem auf die Direktvergleiche zurückzuführen ist.
Gegen keine der sechs vor ihr platzierten Damen hat sie eine positive Bilanz aufzuweisen. Sieglos blieb sie bislang aber nur gegen Halep, gegen die sie dreimal antrat - zuletzt bei den Canadian Masters gab es immerhin einen Drei-Satz-Krimi.
Was spricht also für Kerber? Die aktuelle Form ist in Ordnung, sie scheiterte letzte Woche erst im Finale an Jelena Jankovic, die in Singapur gar nicht am Start ist. Zuvor reichte es immerhin zum Viertelfinale von Peking (glatt in zwei Sätzen gegen Radwanska) und zum Halbfinale von Wuhan (zwei Sätze gegen Muguruza).
Ansonsten ist ihre Final-Bilanz in dieser Saison durchaus vorzeigbar. Vor der Niederlage in Hong Kong gewann sie die Finals von Stanford, Birmingham, Stuttgart und Charleston. Zwei davon auf Sand, in Stuttgart auf Rasen und in Stanford auf Hartplatz. Auf Hartplatz in der Halle hingegen bestritt sie dieses Jahr nur drei Spiele, verlor zwei davon. Daher ist selbst die einfache rote Gruppe eine schwere Aufgabe für die deutsche Teilnehmerin.
6. Flavia Pennetta (Rote Gruppe)
Es war das Jahr der Flavia Pennetta - So lange hatte sie auf diesen einen Erfolg hingearbeitet. Im Februar gewann sie zunächst das WTA-Turnier in Doha. Das Highlight folgte aber im Herbst diesen Jahres, dort hatte sie sich ihren Traum vom Grand-Slam-Titel endlich erfüllt: Bei den US Open gewann die 33-Jährige im italienischen Finale gegen Roberta Vinci - und verkündete auf dem Höhepunkt zugleich ihr Karriereende.
Den Saisonabschluss, für den sie sich durch ihren Auftaktsieg beim Kremlin Cup in Moskau qualifiziert hatte, wird sie allerdings noch bestreiten: "Mit der Qualifikation für die WTA Finals in Singapur wird ein Traum wahr. Es ist die perfekte Weise, eine tolle Saison zu beenden. Es wird außerdem eine wundervolle Weise sein, dem Tennis Lebewohl zu sagen.
Es ist eine spektakuläre Bühne, um abzutreten", sagte Pennetta zu ihrem Debüt beim Who-is-who der Tennisszene. Durch den Auftrieb ihres ersten Grand-Slam-Sieges wird Pennetta völlig befreit aufspielen können, auch wenn die Weiße Gruppe eine große Hürde darstellt und es wohl am Ende nicht für einen absolut perfekten Karriereabschluss reichen wird.
5. Agnieszka Radwanska (Rote Gruppe)
Bis Mai tat sich die Polin auf der Tour schwer. Als bestes Ergebnis stand das Halbfinale im heimischen Kattowitz zu Buche, die French Open im Mai endeten hingegen gegen Annika Beck in Runde eins mit einer Farce. In der Folge flog die 27-Jährige aus den Top Ten.
Bei den All England Championships ging ihr Stern kurzfristig wieder auf. Erst im Halbfinale war gegen ein furios aufspielende Garbine Muguruza Sense. Auf das Comeback in der Weltspitze auf Rasen folgte Ernüchterung in der Vorbereitung zu den US Open. Auf US-amerikanischem Grund kam Radwanska nie über das Viertelfinale hinaus, in Flushing Meadows scheiterte die Nummer sechs der WTA-Rangliste an Lokalmatadorin Madison Keys vor der zweiten Woche.
Wesentlich besser lief es dagegen auf der Asien-Tour. Mit Siegen über Karolina Pliskova und Belinda Bencic in Tokio feierte Radwanska den größten Erfolg ihrer Saison und auch der Finaleinzug von Peking wusste zu überzeugen. Zwischen den Turnieren gab es ein Erstrunden-Aus gegen Venus Williams, dass sich die Polin in Südostasien wohl fühlt, kann sie nur bestätigen.
"Als ich nach Asian kam, dachte ich nicht an eine Chance auf das WTA Finale. Doch der Turniererfolg in Tokio hat mir eine Tür geöffnet, die jedes Match wichtiger gemacht hat. Aber ich verspüre keinen Druck, ich kann dort mein bestes Tennis zeigen." Radwanska ist in Singapur nicht nur ob ihrer aktuellen Lockerheit und Formkurve mehr als Geheimfavoritin. Die Polin geht auch als Veteran in Turnier. Seit 2011 ist die Polin stetig beim Saisonfinale am Start, ein Kunststück, das im selben Zeitraum nur Petra Kvitova glückte. Alles in allem fehlen Radwanska eigentlich die Waffen für einen großen Turniersieg.
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4. Petra Kvitova (Weiße Gruppe)
Das Jahr der Tschechin hatte Licht und viel Schatten. Positive Erlebnisse gab es etwa bei den Vorbereitungsturnieren zu den Grand Slams, beim Big Event verzweifelte Kvitova jedoch teils am Gegner, aber insbesondere an ihrer eigenen Gesundheit. So reichte es nach dem Sieg in Sidney nur zur dritten Runde der Australian Open. Im Halbfinale von Madrid Anfang Mai fegte sie dann jedoch wieder Serena Williams mit 6:2 und 6:3 von der sandigen Oberfläche, um drei Wochen später gegen Timea Baczinsky im Achtelfinale zu verlieren.
Vor Wimbledon erkrankte Kvitova nachhaltig und scheiterte stark geschwächt in Runde drei, die Titelverteidigung war dahin, die WTA-Punkte futsch. Im August wurde bekannt, dass die zweimalige Wimbledon-Siegerin unter Pfeifferschen Drüsenfieber leidet. "Ich hatte Halsschmerzen und wollte diese mit Antibiotika loswerden", so Kvitova nach dem Erstrunden-Aus in Toronto: "Leider habe ich es nicht geschafft und mein Immunsystem ging den Bach runter. Dann kam die Diagnose, es wird jetzt ein bisschen schwieriger, auf anständige Weise zu trainieren."
Doch pünktlich zu den US Open fand Kvitova zu ihrem druckvollen Spiel zurück, gewann in New Heaven und verlor erst im Viertelfinale nach "stolzer" Leistung gegen die spätere Siegerin Flavia Pennetta. In den letzten fünf Wochen trat Kvitova in Wuhan und Peking an, ohne durchschlagenden Erfolg. Die Tschechin muss sich regelmäßig Bluttests unterziehen und auf ihr Wohlergehen achten. Als Nummer vier der Road to Singapur ist die Nummer fünf der Weltrangliste gesetzt, doch der ganz große Sprung wird der wahrscheinlich immer noch geschwächten Fed-Cup-Spielern wohl nicht gelingen.
3. Maria Sharapova (Rote Gruppe)
Die vergangenen Monate gehörten mit Sicherheit nicht zu den glücklichsten der Russin. Sharapova musste sich gleich mit mehreren Blessuren herumschlagen. Vor allem eine Beinverletzung im Sommer und eine am Unterarm im Herbst stoppten die 28-Jährige, die seit ihrem Halbfinal-Aus in Wimbledon nur ein einziges Mal auf dem Court stand.
Dennoch war Sharapova mit 25 Wochen auf Platz zwei der Weltrangliste in der Weltspitze vertreten. Und: Sie kommt komplett ausgeruht nach Singapur. "Ganz offensichtlich genießen der Fed Cup und Singapur die größte Priorität", sagte Sharapova. "Ich werde alles tun, um rechtzeitig fit zu sein." An ihren Tennis-Qualitäten gibt es ohnehin keinen Zweifel.
Auch ein Blick auf die Konkurrenz dürfte für gute Laune sorgen - zumindest, wenn man die Vergangenheit als Maßstab nimmt. Gegen alle Gegnerinnen der diesjährigen Finals hat Sharapova im direkten Duell eine positive Bilanz. Sodass trotz der durchwachsenen Saison 2015, selbst ohne Spielpraxis die Chance auf den Titel durchaus vorhanden zu sein scheint.
2. Garbine Muguruza (Weiße Gruppe)
Die Vorzeichen für Muguruza stehen nicht so schlecht. Obwohl die Spanierin die jüngste Spielerin bei den diesjährigen Finals ist, kann sie auf ein Jahr zurückblicken, in dem sie den endgültigen Durchbruch in die Spitze hinter sich hat. Die aktuelle Nummer vier der Welt hat unter anderem den Finaleinzug in Wimbledon sowie den in Wuhan vorzuweisen. Zudem triumphierte sie in Peking.
Abgesehen vom Finale in Wimbledon blieb Muguruza bei den anderen drei Grand Slams allerdings etwas unter ihren Möglichkeiten und den eigenen Erwartungen zurück. Bei den Australian Open war in der vierten Runde Schluss, was gegen eine Gegnerin wie Serena Williams allerdings zu verkraften sein dürfte. Bei den French Open hingegen gab es im Viertelfinale eine Pleite gegen Lucie Safarova und bei den US Open in Runde zwei eine gegen Qualifikantin Johanna Konta.
"Ich war im letzten Jahr bereits wegen dem Doppel in Singapur. Ich kann mich daran erinnern, dass ich unglaublich glücklich war", erinnert sich Muguruza: "Diesmal bin ich allerdings noch glücklicher, denn es ist bereits eine große Auszeichnung unter den besten acht Spielerinnen zu sein. Es ist etwas sehr besonderes."
Vor allem gegen die Top-Spielerinnen zeigte Muguruza 2015 einige starke Leistungen und steht bei einer Bilanz von 7 Siegen und 4 Niederlagen gegen Damen aus den Top 10. Außer gegen Serena Williams, von der sie in Wimbledon eine Niederlage in zwei Sätzen kassierte, gewann die Spanierin bei den restlichen drei Niederlagen immer den ersten Satz. In Singapur wandelt sie auf großen Fußspuren. In den letzten 14 Jahren konnten nur Serena Williams (2001), Maria Sharapova (2004) und Petra Kvitova (2011) bei der Finals-Premiere den Sieg einsacken. Doch die Spanierin scheint dafür absolut gerüstet.
1. Simona Halep (Rote Gruppe)
Der Blick zurück auf die letztjährigen Finals dürfte bei Simona Halep für ein großes Lächeln sorgen - auch wenn das Happy End fehlte. Zwar musste die Rumänin, die sich als erste Frau ihres Landes für die das Turnier in Singapur qualifizieren konnte, sich im Finale Serena Williams geschlagen geben, selbige hatte sie jedoch mit 6:0 und 6:2 während der Gruppenphase geschlagen und damit ein klares Statement abgeliefert.
Dass die Finals für Halep auch in diesem Jahr eine besondere Rolle spielen sollten, bewies sie bereits vor Beginn der Saison. "Mein Ziel ist es wieder in Singapur anzutreten", sagte Halep: "Ich weiß, dass ich deshalb bei jedem Turnier mein Bestes geben muss, dennoch mache ich mich nicht verrückt. Ich denke von Spiel zu Spiel und von Turnier zu Turnier. Hoffentlich reicht es am Ende."
Trotz eher durchwachsener Ergebnisse bei den Grand Slams, bei denen es nur bei den US Open bis ins Halbfinale ging, konnte sie ihr großes Ziel locker verwirklichen und zeigte zuletzt eine stark ansteigende Form. Zusammen mit Serena gewann Halep in Jahr 2015 die meisten Turniere auf Hartplatz (Shenzhen, Dubai und Indian Wells), zudem stehen 40 Siege zu Buche. Zudem schaffte es Halep bereits im letzten Jahr bis ins Finale. Nun soll die Krönung her. Die Voraussetzungen stimmen!
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Die WTA-Tour 2015 im Überblick