Kniet nieder vor dem König!

Von Arne Pieper
Novak Djokovic will sich in Melbourne erneut die Krone aufsetzen
© getty
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All eyes on

Ein letztes Mal wird die Rod Laver Arena zur Bühne für einen ganz Großen: Nach 20 Jahren auf der Tour nutzt Lleyton Hewitt sein Heimturnier, um sich von der Tenniswelt zu verabschieden. Der 34-Jährige kann auf eine einzigartige Karriere inklusive zwei Grand-Slam-Titeln zurückblicken. Nur ein Sieg in seinem Wohnzimmer war ihm leider nicht vergönnt. 2005 reichte es zumindest für die Finalteilnahme, nachdem er zuvor in zwei epischen Schlachten David Nalbandian und den damals 18-jährigen Nadal niedergekämpft hatte.

Sein Debüt in Melbourne feierte "Rusty" bereits 1997 als 15-Jähriger. Zwei Jahrzehnte und insgesamt 80 Wochen als Nummer eins später ist Hewitt zwar nicht einmal mehr in den Top 300, zu einem großen Kampf ist er aber noch immer in der Lage. Im vergangenen Jahr stellte er eindrucksvoll unter Beweis, warum ihn nicht nur in seiner Heimat die Fans lieben: Im Generationenduell mit Bernard Tomic holte er einen 0:2-Satzrückstand auf und musste sich am Ende nur äußerst unglücklich mit 5:7 im fünften Satz geschlagen geben.

Zum Auftakt bekommt es Hewitt ebenfalls mit einem Landsmann zu tun. Gegen den elf Jahre jüngeren James Duckworth (ATP: 134) ist für den Altmeister auch durchaus ein Sieg drin. Danach wird die Reise wohl zu Ende gehen, in der zweiten Runde wartet der an Position acht gesetzte David Ferrer. Die Konstellation gegen den spanischen Grundlinienwühler verspricht allerdings noch ein letztes großes Gefecht.

Das Baby des Turniers

Wenn es der Zufall so will, könnte es im Verlauf des Turniers zu äußerst kuriosen Szenen kommen. Grund dafür ist das Baby, welches Adny Murray und seine Frau Kim erwarten. Die hochschwangere Gattin des Schotten bereitet sich in der Heimat auf die Geburt vor, die für Anfang Februar erwartet wird.

Da eine Geburt natürlich nur schwer planbar ist, könnte es auch während des Turniers bereits so weit sein. "Ich werde nach Hause fliegen, wenn es losgeht. Das steht fest", ließ Murray die Presse vor wenigen Tagen wissen. Soll heißen: Kommt das Kind, setzt er sich in den nächsten Flieger nach Hause - koste es, was es wolle. Wir freuen uns schon mal auf die Szene: Aufschlag Murray zum Matchgewinn, ein Handy klingelt: "Sorry guys, that's it for me!"

Einfachster Draw

Sollte Murray im ganzen Trubel um die Geburt die Zeit finden, auf die Auslosung zu blicken, wird er sich mit Sicherheit freuen. Den meisten der Big Names geht der Schotte bis kurz vor Schluss aus dem Weg. Nach dem Auftakt gegen Zverev wartet mit Mannarino oder Groth zwar kein Fallobst, ernsthafte Gefahr ist aber auch nicht zu erwarten. Joao Sousa wäre in Runde drei der erste gesetzte Gegner, mit dem Portugiesen hatte Murray aber in der Vergangenheit nahezu keine Probleme.

In der Runde der letzten 16 wäre Bernard Tomic eine ebenso angenehmer Worst Case, wie Ferrer oder John Isner im Viertelfinale. Falls sich das Baby bis dahin in Geduld übt, könnte Murray auf Dominator Djokovic erst im Finale treffen.

Schwerster Draw

Nach einem verhältnismäßig leichtem Start kommt es für Tomas Berdych knüppeldick: In Runde drei könnte dem Tschechen mit Bad Boy Nick Kyrgios bereits ein echtes Schwergewicht gegenüberstehen, anschließend wird es mit mit Cilic, Coric oder dem auf Hardcourt gefährlichen Bautista Agut nicht einfacher.

Um ins Finale zu kommen, müsste der 30-Jährige auf dem Weg auch noch Federer und Djokovic aus dem Weg räumen. Bevor man den Wimbledon-Finalisten von 2010 schon vorzeitig abschreibt, sollte man allerdings bedenken, dass er in den letzten fünf Jahren immer mindestens im Viertelfinale stand.

Geschichtsstunde

Es war das Turnier seines Lebens: Im Jahr 2003 mischte der damals 26-jährige Rainer Schüttler das Turnier auf und spielte sich bis ins Finale. Zuvor hatte der "Shaker" bis auf eine Achtelfinalteilnahme noch nie die zweite Woche eines Grand Slams erreicht, die Erwartungshaltung war für den an 31 gesetzten Korbacher entsprechend gering.

Schüttler, auf dem Court eher Arbeiter als Ästhet, startete gegen Albert Portas gleich stark ins Turnier und ließ dem Spanier keine Chance. Nach einem ebenfalls glatten Sieg über den Aufschlag-Gott Richard Krajicek profitierte der Deutsche von der verletzungsbedingten Absage Safins. Was Schüttler im Anschluss an den Walkover auf den australischen Hardcourt zauberte, war nicht weniger als das mit Abstand beste Tennis seiner Karriere.

Im Achtelfinale fegte er zunächst James Blake vom Platz und war im anschließenden Viertelfinale gegen den an zehn gesetzten Nalbandian klarer Außenseiter. So richtig in Fahrt gekommen konnte sich Schüttler sogar noch einmal steigern und nahm den Argentinier ebenso in vier Sätzen aus dem Turnier wie den damals aufstrebenden Shootingstar Andy Roddick im Halbfinale. Zur ganz großen Sensation reichte es letztlich aber nicht. Der sichtlich nervöse Schüttler fand ausgerechnet im Finale einfach nicht zu seinem Spiel und wurde von Andre Agassi beim 2:6, 2:6 und 1:6 phasenweise auseinandergenommen. Unter dem Strich stand am Ende trotzdem der größte Erfolg seiner Karriere.

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