Zverev und Kohli im Halbfinale

SID
Zverev trifft im Semi-Finale auf Dominic Thiem
© getty

Alexander Zverev und Philipp Kohlschreiber sind beim Sandplatzturnier in München ins Halbfinale eingezogen. Zverev bezwang den topgesetzten Belgier David Goffin nach 2:22 Stunden 6:3, 4:6, 6:3, Vorjahresfinalist Kohlschreiber gewann nach 80 Minuten gegen den früheren US-Open-Champion Juan Martin del Potro (Argentinien) 6:4, 6:1.

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Nachdem Alexander Zverev den Top-Favoriten David Goffin aus dem Münchner Sandplatzturnier geschmissen hatte, suchte er sofort Blickkontakt zu seinem Bruder Mischa. Beide strahlten, beide nickten, als wäre ein Plan, den sie gemeinsam ausgeheckt haben, perfekt aufgegangen. Und tatsächlich: Beim 6:3, 4:6, 6:3 gegen die Nummer eins der Setzliste aus Belgien zeigte Zverev reifes Tennis - vor allem für einen gerade 19-Jährigen.

Aus der Ferne lobte Brad Gilbert, Ex-Profi, Ex-Trainer und Buchautor des Werkes "Winning Ugly - Mentale Kriegsführung im Tennis" Zverevs Vorstellung via Twitter als "beeindruckend" - und hatte recht: In 2:22 Stunden entnervte der deutsche Hoffnungsträger auf eine bessere Tennis-Zukunft Goffin, der zuletzt bei den US-Masters in Indian Wells und Miami das Halbfinale erreicht hatte und bis Platz 13 der Weltrangliste geklettert ist.

Beim kleinen, beschaulichen Turnier am Münchner Aumeister reichte es für den aufstrebenden Davis-Cup-Finalisten des Vorjahres jedoch nicht für die Vorschlussrunde, weil Zverev bei endlich traumhaftem Frühlingswetter seine Chancen bis auf einen Durchhänger im zweiten Satz konsequent nutzte. Nie zuvor hatte der Deutsche einen Spieler geschlagen, der höher im ATP-Ranking platziert ist, selten zuvor hatte er neben seinem spielerischen auch sein taktisches Potenzial derart konstant abgerufen.

Halbfinale gegen Thiem

Für Zverev, derzeit die Nummer 49 der Welt, ist es die zweite Halbfinalteilnahme in Deutschland, nach seinem Heimturnier am Rothenbaum vor knapp zwei Jahren. Nun soll es auch mit dem ersten Endspiel auf der Profitour klappen. Nach Goffin wartet jedoch die nächste große Herausforderung auf Zverev: Am Samstag trifft er auf den österreichischen Youngster Dominic Thiem, der in dieser Saison genauso viele Matches (28) gewonnen hat wie Dominator Novak Djokovic.

Thiem ist drei Jahre älter als Zverev, beide gelten als die Stars der Zukunft. In München gewann Thiem, der in Wien vom früheren Boris-Becker-Coach Günter Bresnik trainiert wird, sein Viertelfinale gegen den Kroaten Ivan Dodig 6:4, 4:6, 6:3 und zeigte dabei ebenfalls eine reife Leistung. So ließ er sich nicht verunsichern, als sein Gegner im dritten Satz nach einer umstrittenen Schiedsrichterentscheidung plötzlich das Feld verließ, um das stille Örtchen aufzusuchen.

"War nicht okay von ihm"

Die Notfall-Toilettenpause ist im Reglement der ATP verankert, dennoch wunderte sich Thiem später, weil es offensichtlich keinen Notfall bei Dodig gab. "Es war nicht okay von ihm. Man kann keinen Notfall vortäuschen. So etwas habe ich noch nie erlebt", sagte Thiem, der als erster Österreicher nach Thomas Muster vor 26 Jahren das Endspiel der BMW Open erreichen kann.

Gewinnt Deutschlands Top-Spieler Kohlschreiber gegen Fognini, zieht er am Aumeister bereits zum fünften Mal ins Finale ein. Auch gegen del Potro zeigte er seine derzeit bestechende Sandplatzform. Allerdings - und das weiß auch Kohlschreiber - ist der frühere Top-10-Spieler mit dem Spitznamen "Turm von Tandil" nach jahrelangen Verletzungen, Zweifeln und Depressionen längst noch nicht auf dem Niveau angekommen, das ihn zum ersten Herausforderer für die "Fantastischen Vier" um Roger Federer werden ließ.

In Fognini, München-Finalist von 2014, wartet ein unangenehmer Gegner auf Kohlschreiber, der wie er selbst auf deutschen Sandplätzen oft sein bestes Tennis spielt.

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