Wir haben über Ihren College-Weg gesprochen. Welche Vorteile sehen Sie denn in der amerikanischen Talentförderung gegenüber der deutschen?
Koepfer: Universitäts-Sport gibt es in Deutschland einfach nicht, das ist in den USA ganz anders, da ist so viel Geld im Sport. Das war eine sehr professionelle Umgebung. Wir hatten Trainer, Physiotherapeuten und Krafttrainer für das gesamte Team. Außerdem hat es geholfen, zu acht mit Gleichaltrigen in einer Teamatmosphäre zu trainieren, was für mich in Deutschland nicht möglich gewesen wäre. Ich hätte studieren oder Futures für mich alleine in Antalya oder Ägypten spielen müssen.
Warum wurden Sie vom DTB nie groß gefördert?
Koepfer: Ich bin persönlich früher nie wirklich in den Mittelpunkt gerückt, weil ich selber nicht so viel gespielt habe. Die meisten anderen Jungs trainieren in jungen Jahren schon jeden Tag, ich habe dann aber viele andere Sachen gemacht und wurde vom DTB auch nie wirklich gefördert, weil ich im Ranking nie gut genug war. Ich bin bei meinen ersten deutschen Meisterschaften ins Finale gekommen, habe Europameisterschaften in Moskau gespielt, aber sonst war ich einfach weit davon entfernt, gefördert zu werden.
Sehen Sie die fehlende Unterstützung als Kritikpunkt?
Koepfer: Nein. Irgendwie müssen sie ja ihre Kriterien setzen und wenn ich mich dagegen entscheide, jedes Turnier zu spielen, dann ist das mein Problem. Aber gerade in jungen Jahren kann man selten abschätzen, wer es mal nach oben schaffen wird. Alle damaligen Top-5-Spieler aus meinem Jahrgang haben aufgehört, außer Daniel Masur und ich. Wenn du die Junioren-Nr. 1 bist, heißt das nicht, dass du bei den Herren in die Top 100 kommst. Da hat man viele Fälle gesehen, wo das nicht der Fall war. Es ist schwer, für die Verbände zu entscheiden, wen sie supporten, weil die Entwicklung der jungen Spieler schwer vorherzusagen ist. Deswegen kann ich ihnen persönlich keine Vorwürfe machen.
Ist die Entscheidung für eine professionelle Tenniskarriere für einen jungen Menschen heute zu riskant?
Koepfer: Auf jeden Fall. Das war auch ein Grund, warum ich dann an die Uni gegangen bin und den Bachelor machen wollte. Es hat mir den Druck genommen. Die meisten machen mit 15 oder 16 Jahren Homeschooling und setzen alles auf Tennis. Doch wenn das nicht klappt, haben sie nach dem Tennis nichts. Dann ist meistens die einzige Option, Tennistrainer zu werden. Viele wollen das, aber ich wollte es nicht. Tennis war vordergründig mein Hobby. Ich hatte immer den Traum, Profi zu werden, aber es war einfach unrealistisch, weil ich nicht gut genug war und nicht genügend gespielt habe, um eine Chance zu haben.
Welches Mindset muss man als junges Talent heute mitbringen, um im Profigeschäft bestehen zu können?
Koepfer: Ich denke, es ist hilfreich, wenn man eine breite Faszination für Sport mitbringt. Wenn man mit 14 Jahren schon sieben Mal die Woche Tennis spielt, dann glaube ich nicht, dass man noch mit 18 Jahren Bock hat, Tennis zu spielen. Das ist einfach sehr selten. Viele Jungs aus meinem Jahrgang hatten mit 17 oder 18 Jahren einfach keine Lust mehr oder keine Motivation mehr, besser zu werden. Deswegen ist es wichtig, als Jugendlicher Sachen zu machen, die einem Spaß machen. Natürlich gibt es Tage, an denen ich Tennis hasse, ich denke das ist ganz normal, aber im Großen und Ganzen bin ich trotzdem froh, dass ich noch Tennis spielen kann.
Am Ende geht sicher auch jeder Sportler seinen eigenen Weg.
Koepfer: Genau. Natürlich gibt es Leute wie Sascha Zverev, bei dem man schon mit 15 Jahren gesehen hat, dass er es ganz nach oben schafft. Aber das sind Ausnahmen. Am College konnte jeder einfach spielen und es wurde viel trainiert. Aber ich denke der College-Weg ist in Deutschland noch nicht so respektiert.
Dominik Koepfer: "Spätzle und Schnitzel sind noch ganz oben"
Zu Beginn Ihrer Karriere hatten Sie immer wieder Probleme mit der Ernährung. Kommen Sie heute besser damit klar?
Koepfer: Spätzle und Schnitzel sind auf jeden Fall noch ganz oben und Hersheys schmeckt mir immer noch. Generell hat es sich aber ein bisschen geändert. Ich muss sehr darauf achten, was ich esse. Je weiter oben ich im Ranking stehe, desto mehr kommt es auf Kleinigkeiten an. Der Körper ist mein Kapital - ohne ihn kann ich nicht spielen.
Nach einem guten Turnier belohnen Sie sich dennoch mit einer Tafel Schokolade.
Koepfer: Ja, nach einem guten Turnier gibt es auch mal einen Burger oder so. Ich versuche, auf die Ernährung zu achten, hundert Prozent streng bin ich da aber nicht.
Abschließend: Welche Ziele haben Sie sich für die anstehenden French Open gesetzt?
Koepfer: Ich habe auf jeden Fall den Anspruch, ein paar Runden zu gewinnen. Es kommt natürlich immer auf die Auslosung drauf an, aber ich kann eigentlich mit allen mitspielen. Wenn ich körperlich fit bin, ist auf jeden Fall etwas drin. Die dritte oder vierte Runde ist das Ziel.
Wenn es um Erwartungen geht: Inwieweit hängt Ihnen Ihr US-Open-Run von 2019 noch nach?
Koepfer: Ich denke auf jeden Fall noch manchmal daran, aber es gibt mir eher den Glauben daran, dass ich es nochmal schaffen kann. Es hilft mir in den entscheidenden Situationen, wieder den Glauben zu finden. Der Erfolg war damals natürlich ziemlich unerwartet. Danach war vieles neu und ich habe mehr Aufmerksamkeit bekommen, aber wenn man sich im Ranking weiter nach oben schiebt, kommt das automatisch.
Dominik Koepfer: Seine ATP-Karriere in Zahlen
Statistik | Wert |
ATP-Ranglistenplatz | 57 (beste Platzierung: 50) |
Preisgeld | 1,3 Millionen Euro |
Siege | 21 |
Niederlagen | 24 |