Novak Djokovic war völlig geflasht. Der Ausnahmeathlet, der 18 Grand-Slam-Titel in seiner Karriere gewonnen hat, der länger an der Spitze der Weltrangliste steht als jeder andere Profi zuvor, bekam sein seliges Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Djokovic befand sich im siebten Himmel, nachdem ihm tatsächlich das eigentlich Unmögliche gelungen war - er hatte Sandplatzkönig Rafael Nadal in dessen Pariser Reich gestürzt.
"Es war definitiv mein bestes Match, das ich jemals in Paris gespielt habe, und eines der besten drei meiner gesamten Karriere", sagte Djokovic: "Es war eine dieser Nächte, die man nicht vergisst. Gegen ihn hier zu gewinnen ist, als ob man den Mount Everest besteigt."
Der prestigereiche Triumph über den spanischen Dauerrivalen brachte ihm in einem atemberaubenden Match fast nebenbei auch noch das Ticket fürs Finale gegen Stefanos Tsitsipas am Sonntag (15.00 Uhr im Liveticker) ein. Der Grieche hatte die deutsche Nummer eins Alexander Zverev in fünf Sätzen ausgeschaltet.
Djokovic und Nadal, der 13-malige Paris-Champion, duellierten sich anschließend 4:11 Stunden nach allen Regeln der Kunst. Sie spielten unglaubliche Winkel, konterten sich gegenseitig aus und entzückten die Sportfans in aller Welt an den Bildschirmen. Und die 5000 Zuschauer am Court Philippe-Chatrier, die trotz Ausgangssperre aufgrund der "außergewöhnlichen Umstände" kurzfristig doch noch bis zum Ende nach 23 Uhr bleiben durften.
French Open: "Der dritte Satz war für die Ewigkeit"
"Der dritte Satz war für die Ewigkeit", schrieb die New York Times - allein der Durchgang dauert 92 Minuten. "Besser kann man Sandplatztennis nicht spielen. Es ist perfekt", twitterte Andy Murray, selbst dreimaliger Grand-Slam-Sieger, bei Twitter.
Nadal blieb am Ende nur, die schwere Niederlage zu akzeptieren. "Natürlich ist es ein sehr wichtiges Turnier für mich. Ich bin mir aber bewusst, dass man es nicht 15 oder 16 Mal gewinnen kann", sagte der 35-Jährige, für den es bei 105 Siegen erst die dritte Niederlage bei den French Open war: "Nächstes Jahr werde ich wieder kommen, so Gott will, mit dem Glauben und mit der nötigen Arbeit, um mir eine weitere Chance zu gegen."
Djokovic hat nun schon am Sonntag die Gelegenheit, mit seinem 19. Grand-Slam-Triumph auf die Rekordchampions Roger Federer (Schweiz) und Nadal (beide 20 Titel) zu verkürzen. Unterdessen wartet der Hamburger Zverev weiter ungeduldig auf seine erste Trophäe bei einem Majorturnier - die nächste Chance besteht in Wimbledon ab dem 28. Juni.
Es fiel Zverev schwer, die 3:6, 3:6, 6:4, 6:4, 3:6-Niederlage auf der roten Asche von Paris gegen Tsitsipas zu akzeptieren. "Ich hatte während dieses Turniers, während der ganzen Sandplatzsaison, das Gefühl, dass ich gut genug gespielt habe, um weit zu kommen", sagte Zverev.
Der Halbfinaleinzug machte ihn dabei nicht mehr glücklich. Er wollte um den Titel kämpfen - doch das machen nun Tsitsipas und Djokovic.