Alexander Zverev scheint sich wohlzufühlen im Kreise des deutschen Davis-Cup-Teams. Ob beim konzentrierten Training auf dem Platz, beim Mini-Curling mit den Kollegen oder bei der Auslosung - die Laune des Olympiasiegers ist gut in diesen Tagen. Zverev spielt im Duell mit der Schweiz in Trier am Freitag das zweite Einzel gegen Stan Wawrinka, zuvor eröffnen Oscar Otte und Marc-Andrea Huesler die Partie, in der es um die Qualifikation für das Finalturnier im November in Malaga geht.
"Mir geht es wunderbar", sagte Zverev bei der Auslosung am Donnerstag. Nach seiner schweren Fußverletzung im vergangenen Jahr und dem Zweitrundenaus bei den Australian Open gibt der 25-Jährige nun also auch im Nationalteam sein Comeback. "Es wird von Woche zu Woche besser, und ich hoffe, es bleibt auch dabei", so Zverev.
Spätestens seit dem Olympiasieg 2021 ist es für den Hamburger ein besonderes Anliegen, sein Land mit Herzblut zu vertreten. Für das deutsche Tennis ist das sicher eine gute Nachricht, die schlechte ist: Keiner weiß, wie es mit dem traditionsreichen Event weitergeht.
Davis Cup steckt in existenzieller Krise
Der 1900 erstmals ausgetragene Davis Cup steckt in einer existenziellen Krise. Mit dem Einstieg der Investorengruppe Kosmos im Jahr 2018 wurde der Wettbewerb unter großem Protest reformiert, die beliebten Heim- und Auswärtsspiele weitgehend abgeschafft. Die Folge: Fans und Topspieler blieben fern.
Dabei hat gerade der Davis Cup eine Geschichte, die mit ihrer Dramatik oft alles in den Schatten stellte. Unvergessen die Schlachten, die die Generation um den dreimaligen Wimbledonsieger Boris Becker und den "Spieler Stich" in den 1980er- und 90er-Jahren ausfocht. Beckers 6:39 Stunden dauerndes Match gegen John McEnroe im Play-off von Hartford 1987, Michael Stichs neun vergebene Matchbälle gegen den Russen Andrei Tschesnokow im Halbfinale von Moskau 1995, die deutschen Triumphe 1988, 1989 und 1993 - nicht nur bei den deutschen Fans unvergessen.
Anfang des Jahres übernahm der Weltverband (ITF) wieder die Kontrolle über den Davis Cup. Ob eine Rückkehr zum ursprünglichen Modus angedacht ist, ließ man aber bislang offen. "Wir müssen uns schnell Gedanken machen" mahnte DTB-Präsident Dietloff von Arnim zuletzt im SID-Interview zur Eile: "Wir brauchen eine Struktur, die den Sport bestmöglich darstellt und vermarktbar ist."
Für Zverev, der sich ebenfalls bereits kritisch äußerte, liegt der Fokus dieser Tage aber ausschließlich auf dem Sportlichen. "Ich habe die letzten Wochen mit hartem Training verbracht - ich hoffe, dass ich hier besseres Tennis zeigen kann als in Australien", sagte Zverev.
Die deutsche Nummer eins will den nächsten Schritt zurück zur Topform aus dem vergangenen Frühjahr machen - die gute Stimmung dürfte dabei nicht schaden.