Ein Jahr Leidenszeit, nicht einmal eine Woche Euphorie nach dem vielversprechenden Comeback - und nun macht Rafael Nadal der Körper schon wieder einen Strich durch die Rechnung. Statt der lang ersehnten Rückkehr auf die Grand-Slam-Bühne beginnt die mutmaßliche Abschiedssaison des Tennis-Superstars mit einem weiteren Verletzungsschock, der Spanier wird die Australian Open verpassen. Und die Fragezeichen hinter einem Happy End der ruhmreichen Karriere werden wieder größer.
Nach einjähriger Pause hatte der 22-malige Grand-Slam-Champion in Brisbane sein vielbeachtetes Comeback gefeiert, im Viertelfinale zog er sich aber eine Muskelverletzung zu. Nadal flog zwar nach Melbourne weiter - statt beim ersten Majorturnier des Jahres (14. bis 28. Januar) aufzuschlagen, trat er jedoch nach einer MRT-Untersuchung die rasche Heimreise an. Den neuerlichen Rückschlag spielte der verletzungsgeplagte 37-Jährige trotzdem herunter.
"Auch wenn es für mich traurig ist, dass ich nicht vor den fantastischen Zuschauern in Melbourne spielen kann, ist das keine sehr schlechte Nachricht", schrieb Nadal am Sonntag auf Instagram: "Und wir sind alle positiv gestimmt, was die weitere Entwicklung in dieser Saison angeht."
Für Nadal hatte nach den Australian Open im Januar 2023 eine lange Leidenszeit begonnen, im Sommer unterzog er sich einer Operation am schmerzenden Hüftbeuger. Der nun aufgetretene Mikroriss in einem Muskel sei allerdings nicht an der Stelle, an der er seine schwerwiegende Blessur hatte. "Das ist eine gute Nachricht", meinte Nadal.
Rafael Nadal peilt historischen Titel an
Dann beginnt seine geliebte Sandplatzsaison, in der er noch einmal richtig angreifen will. Bei seinem Lieblingsturnier, den French Open, peilt Nadal im Juni den historischen Titel Nummer 15 an. An gleicher Stelle steigen im Stade Roland Garros zudem Ende Juli auch die Tenniswettbewerbe der Olympischen Spiele von Paris.
Doch die Fragezeichen, ob Nadal sein Topniveau nochmals erreichen wird, sind durch den Rückschlag Down Under nicht kleiner geworden. In Brisbane hatte er zunächst gegen den früheren US-Open-Sieger Dominic Thiem und den Australier Jason Kubler zwei überzeugende Siege gefeiert. Im Viertelfinale gegen den Lokalmatadoren Jordan Thompson vergab Nadal aber erst drei Matchbälle, ehe er sich im dritten Satz abseits des Courts vom Physiotherapeuten behandeln lassen musste.
Die guten Eindrücke will Nadal aber in die Rehabilitationsphase mitnehmen. "Ich hatte die Chance, ein paar Spiele zu bestreiten, die mich sehr glücklich und positiv gestimmt haben", schrieb er. Nun gilt es, sich zurückzukämpfen - wie so oft in Nadals Karriere.