Djokovic, der nach seinem Olympiasieg in Paris das Pensum dosiert und nur bei den US Open (Drittrunden-Aus) und im Davis Cup gespielt hatte, präsentierte sich spritzig und hochkonzentriert. "Es fühlt sich wie Schicksal an, hier um meinen 100. Titel zu kämpfen", hatte der viermalige Turniersieger vor dem Finale gesagt. Zumindest bis zum Tiebreak hielt der 37-Jährige sein Schicksal auch selbst in der Hand, doch dann zog Sinner das Tempo an.
Mit den Siegen bei den Australian und US Open, den Masters-Triumphen in Miami, Cincinnati und Shanghai sowie den Erfolgen in Rotterdam und Halle ist es für Sinner jetzt schon eine Saison wie aus dem Bilderbuch - wäre da nicht der Dopingschatten, der auf seinen Siegen liegt. Ein Prozess vor dem Sportgerichtshof CAS steht ihm bevor, die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA fordert eine Sperre.
Erstaunlich, wie fokussiert er trotz des Wirbels agiert. In Shanghai verlor Sinner im Turnierverlauf nur einen Satz, zum ersten Mal galt er als Favorit gegen Djokovic und glich in der Bilanz mit dem Serben aus (4:4). Vier der vergangenen fünf Duelle mit seinem Vorgänger an der Spitze der Tenniswelt hat Sinner nun gewonnen.
Weiter geht die Reise für die Rivalen gemeinsam, von Shanghai nach Riad. Mit dabei ist auch "Zuschauer" Alcaraz, in Saudi-Arabien trifft das Trio auf Rafael Nadal, der sich auf seiner Abschiedstour befindet, Daniil Medwedew und Holger Rune. Beim Showevent in der Wüste geht es nicht um Punkte, aber um das höchste Preisgeld in der Tennis-Geschichte: Der Sieger kassiert sechs Millionen Dollar.