Wenn ihr diese Zeilen lest, werde ich bereits in Stockholm angekommen sein, wo ich am Samstag für die Ultimate Fighting Championship antreten werde. Es hat sich viel getan, seitdem ich das letzte Mal für SPOX geschrieben habe.
Zwei Fragen werden mir immer wieder gestellt, und ich möchte sie heute noch einmal für euch beantworten und auch mit mehr Fakten unterfüttern, als ich es normalerweise in Interviews tue. Die erste Frage: "Hast du schon länger geplant, ins Federgewicht zu wechseln?"
Ich hatte meine Karriere in der UFC ja als Weltergewicht begonnen, also in der Klasse bis 170 amerikanische Pfund oder 77 Kilogramm. Für mich bot sich diese Gewichtsklasse an, weil ich dort fast gar nicht abkochen musste.
Alle Gegner einen Kopf größer
Leider merkte ich recht schnell, dass die Gegner durch die Bank fast einen Kopf größer waren und dass ich echte Schwierigkeiten hatte, mit meiner geringeren Reichweite an sie ranzukommen.
Gleichzeitig war gerade beispielsweise Gray Maynard körperlich so stark, dass er sich anfühlte wie jemand, der zwanzig Kilogramm schwerer ist als ich.
Das motivierte mich, mein Glück in der nächstniedrigeren Gewichtsklasse, dem Leichtgewicht, zu suchen. Dazu musste ich rund sieben Kilo abspecken bzw. abkochen, was mir überhaupt nicht schwerfiel.
Nach meiner Rückkehr zur UFC konnte ich sieben Kämpfe in dieser Gewichtsklasse gewinnen bei nur einer Niederlage, die noch dazu nach Punkten war.
Was war gegen den Cowboy los?
Es dürfte euch aufgefallen sein, dass ich aber auch im Leichtgewicht immer noch zu den kleineren Kämpfern gehörte, weswegen ich schon vor dem Kampf in Sydney gegen George Sotiropoulos mit dem Gedanken spielte, einmal testweise runter ins Federgewicht zu wechseln.
Aber es macht wenig Sinn, die Gewichtsklasse ohne Not zu wechseln, weswegen ich erst einmal so lange bleiben wollte, wie ich gewinne. Gleichzeitig fiel mir aber auf, dass die Kollegen im Leichtgewicht immer massiger und immer länger wurden, womit mein Reichweitennachteil von Jahr zu Jahr deutlicher wurde.
Hier schließt sich nun die zweite Frage an: "Was war denn bitte im Kampf gegen den Cowboy los?"
Ich sage es, wie es ist: Ich nahm während einer Aktion die Deckung herunter, Cerrone hatte das genau einstudiert und darauf gewartet, und er erwischte mich mit einem Kick zum Kopf, nach dem ich erst einmal die Englein singen hörte.
Ein Tag, an dem gar nichts läuft
Ganz offensichtlich hatte er sich viele meiner Kämpfe angesehen und wusste genau, wann ich die Hände runternehmen würde.
Ich spürte noch das Schienbein am Kopf, und dann kam der Nebel. Bevor ich wieder einigermaßen klar im Kopf wurde, fand ich mich aber auch schon im Würgegriff wieder, und ich merkte, dass ich auf dem besten Weg in die Bewusstlosigkeit war. Da war einfach nichts mehr zu machen.
Wie heißt es so schön? Manchmal verliert man, manchmal gewinnt der andere. Man hat ab und an einen Tag, an dem so gar nichts läuft. Der 29. Oktober 2011 war ein solcher Tag für mich.
Als optimistischer Mensch ärgerte ich mich aber weniger über die Niederlage, als dass ich sie als perfekte Chance sah, einmal die Luft im Federgewicht zu schnuppern.
Diego Nunes? Da war ich erst einmal baff
Auf dem Papier sind es gut viereinhalb Kilogramm Differenz zwischen dem Federgewicht und dem Leichtgewicht, aber die machen einiges aus. Ich gebe es ganz unumwunden zu: Ich mag Süßigkeiten. Sehr sogar.
Mir war klar, dass ich meine Ernährung umstellen werden müsste, um den Wechsel ins Federgewicht zu schaffen. Ich esse heute viel mehr Obst und Gemüse, viel weniger Süßkram und abends nach dem Training beispielsweise hauptsächlich Salat. Macht es Spaß? Nein, tut es nicht. Aber es ist auch kein Drama.
Als der Anruf von Matchmaker Sean Shelby kam und er mir mitteilte, dass ich auf Diego Nunes treffen würde, war ich erst einmal baff.
Normalerweise ist es üblich, dass man nach dem Wechsel in eine andere Gewichtsklasse erst einmal einen Aufbaugegner bekommt, also jemanden, der in der Rangordnung deutlich unter einem steht. Mir geben sie dagegen jemanden, der zur Top 5 seiner Gewichtsklasse gehört. Das musste ich erst einmal verdauen.
Einen Schritt nach dem anderen
Im Endeffekt zeigt es mir aber, dass es mir trotz der Niederlage gegen den Cowboy die UFC zutraut, in meiner Gewichtsklasse ganz oben mitzuspielen.
Ein Sieg gegen ihn würde mich gewaltig nach vorn bringen, wenngleich ich meine Augen nicht auf einen Titelkampf gerichtet habe. Einen Schritt nach dem anderen.
Gegen Diego Nunes werde ich nun erstmals der größere Kämpfer sein - und der mit der größeren Reichweite. Ich erhoffe mir vom Wechsel, dass ich nochmals schneller und explosiver werde. Mein Eindruck ist, dass Diego gern mal konditionell einbricht, wenn der Gegner Druck macht.
Seine Bodenarbeit und sein Jiu-Jitsu sind jetzt auch nicht so gut. Dafür ist er ein gefährlicher Striker, der seine Geschwindigkeit zu seinem Vorteil einzusetzen weiß.
Drehkick effektiver ins Ziel
Bei mir ist er mit einem Hang zum Standkampf - wenig überraschend - an der richtigen Adresse. Ich will meinen Drehkick zur Leber diesmal wieder effektiver ins Ziel bringen als in den letzten Kämpfen.
Aber vor allem will ich alles geben, um herauszufinden, ob das Federgewicht meine neue Heimat werden wird.
Natürlich schließe ich es nicht aus, wieder ins Leichtgewicht zurück zu gehen. Jeder Kämpfer hat ein bestimmtes Mindestgewicht, das er ohne gravierende Leistungsnachteile nicht unterschreiten kann.
Ich denke aber, dass ich im Federgewicht gute Karten haben werde. Ich bin schon jetzt bei 69 Kilogramm und muss damit nur noch vier Kilogramm abkochen, um auf mein Zielgewicht zu kommen. Das wird vollkommen unproblematisch.
Am Samstag beginnt die Übertragung von UFC Live: Gustafsson vs Silva um 21 Uhr live und kostenlos auf SPOX.com und UFC.tv. Bis dann!