Eigentlich wollte das Team in Sofia Selbstvertrauen für den Saisonhöhepunkt im Januar tanken, doch das ging schief. "Wir waren im entscheidenden Moment nicht da", sagte Kapitän Jochen Schöps nach dem bitteren Viertelfinal-Aus: "Wenn wir im Januar so spielen, dann schlägt uns jedes Team."
Der WM-Dritte war erstmals als Mitfavorit zu einem EM-Turnier gereist, doch augenscheinlich kam die Mannschaft mit der Rolle nicht zurecht. "Der mentale Druck war zu hoch", sagte Bundestrainer Vital Heynen. Der Belgier hatte vor Turnierbeginn die Finalteilnahme als Ziel ausgegeben - es wäre die erste deutsche EM-Medaille gewesen.
Viele Fragezeichen im Gepäck
Stattdessen reist sein Team mit leeren Händen nach Hause - und mit vielen Fragezeichen im Gepäck. Drei Monate bleiben bis zum Saisonhöhepunkt, dem Olympia-Qualifikationsturnier in Berlin (5. bis 10 Januar). Acht Mannschaften nehmen daran teil, nur der Sieger bekommt das Ticket für die Sommerspiele in Rio de Janeiro. Die Plätze zwei und drei berechtigen zur Teilnahme an einem weiteren Turnier, der Rest geht leer aus.
"Olympia ist unser großes Ziel. Wir wollten hier eine Medaille holen, um uns für die Quali besser zu fühlen. Und jetzt bekommen wir ein Problem, weil die Mannschaft ein Stück weit verunsichert ist", sagte Heynen. Der Trainerfuchs hat nun viel Arbeit vor sich.
Dabei hätten die Vorzeichen für die erste deutsche Medaille besser nicht sein können. Die Vorbereitung lief sehr gut, der WM-Dritte fühlte sich bereit. Doch mit der Niederlage gegen Co-Gastgeber Bulgarien zum EM-Auftakt kamen die Probleme.
"Wir haben uns selbst geschlagen"
In den weiteren Spielen ließ das Team seine Klasse allenfalls kurz aufblitzen. Nach einer Niederlage gegen die Niederlande und einem Sieg gegen Tschechien zog man mit einem Erfolg gegen Belgien in die Runde der letzten Acht ein. Doch die Mannschaft blieb auch im zweiten Duell mit Bulgarien weit unter ihren Möglichkeiten.
"Wir haben uns selbst geschlagen", sagte Schöps. Sein Trainer konstatierte trocken: "Unser Niveau hier hat nicht gereicht, um eine Medaille zu holen." Nach nur zwei Siegen aus fünf Spielen beendeten die Deutschen das Turnier auf dem achten Platz und verpassten zu allem Überfluss auch noch die direkte Qualifikation für die EM 2017.
Während die Spieler noch über den rätselhaften Leistungseinbruch grübeln, ist Heynen bereits einen Schritt weiter. Obwohl die Mannschaft bei der EM ihre Klasse nicht unter Beweis stellen konnte, glaubt der Belgier an seine Schützlinge: "Dass wir zur Weltspitze gehören, müssen wir jetzt bei der Olympia-Quali zeigen. Das ist doch der schönste Moment dafür."