Viktoria Rebensburg lag auf Rang eins, Kathrin Hölzl auf Rang zwei - doch dann schlug die Vorfreude über einen möglichen Doppelsieg der deutschen Ski-Rennläuferinnen jäh um in Ernüchterung.
Olympiasiegerin Rebensburg landete beim Weltcup-Riesenslalom in St. Moritz nach einer verkorksten Fahrt im zweiten Lauf gerade noch auf Rang zehn, Weltmeisterin Hölzl schied sogar aus. "Das ist mal richtig enttäuschend, wenn man bei so einer Ausgangssituation das Rennen so versemmelt", sagte der deutsche Sportdirektor Wolfgang Maier genervt. Hölzl formulierte es noch drastischer: "Wir haben' verkackt."
Maria Riesch konnte auch nicht helfen. Die Doppel-Olympiasiegerin belegte Rang 19, und die Erfolgsserie der deutschen Ski-Rennläuferinnen ist damit erst mal gerissen. In den bisherigen sieben Saisonrennen hatte mindestens eine Dame des Deutschen Skiverbandes (DSV) auf dem Siegertreppchen gestanden, am Sonntag in St. Moritz deutete zunächst wenig daraufhin, dass sich das ändern würde.
Rebnsburg und Hölzl im ersten Lauf überlegen
Im ersten Lauf waren Rebensburg und Hölzl der Konkurrenz deutlich überlegen. Aber dann: "So souverän, wie sie im ersten Lauf waren, so schlecht sind sie im zweiten gefahren", sagte der gefrustete Maier. Und dabei hatte den zweiten Lauf auch noch der deutsche Techniktrainer Christian Schweiger ausgeflaggt.
Von den Patzern der deutschen Damen profitierte zuallererst Tessa Worley. Die Französin hatte schon den Riesenslalom in Aspen zwei Wochen zuvor mit einer Hundertstelsekunde Vorsprung auf Rebensburg und Hölzl gewonnen, diesmal siegte sie erneut mit dem knappsten aller Abstände vor Tanja Poutiainen aus Finnland (0,01 Sekunden zurück) und Tina Maze aus Slowenien (0,31).
Zweitbeste Deutsche hinter Rebensburg wurde Maria Riesch. Die Doppel-Olympiasiegerin hatte bereits den ersten Durchgang verpatzt: "Klar ärgere ich mich, aber das muss ich jetzt abhaken", sagte die Partenkirchnerin und ergänzte lapidar: "Es war klar, dass es auch mal wieder so ein Rennen gibt."
Auch Rebensburg und Hölzl versuchten, das Rennen möglichst als einmaligen Betriebsunfall zu werten. "Das ist kein Beinbruch. Die Saison ist noch lang, und die wichtigsten Rennen kommen erst noch", sagte Rebensburg mit Blick auf die WM in Garmisch-Partenkirchen in zwei Monaten (7. bis 20. Februar 2011).
Rebensburg: "Die Bedingungen waren anders"
Auch eine Erklärung für ihren missglückten zweiten Lauf hatte sie schnell parat. "Die Bedingungen waren anders, die Piste war aggressiver", sagte sie, wollte das aber nicht als Ausrede gelten lassen: "Ich hätte mich darauf einstellen müssen." Weltmeisterin Hölzl klang ähnlich, und auch Maria Riesch bekannte: "Ich bin mit den Bedingungen nicht zurecht gekommen."
Für Maria Riesch war es somit ein Wochenende zum Vergessen, nachdem am Samstag bereits der Super-G in St. Moritz wegen starken Windes nach nur sechs Läuferinnen abgebrochen war.
"Es können ja nicht alle Rennen perfekt laufen", sagte sie gelassen.
Im Gesamtweltcup hat sie nur ein wenig von ihrer Führung eingebüßt, 145 Punkte liegt sie vor Dauerrivalin Lindsey Vonn (USA). Dagegen hat Viktoria Rebensburg das Rote Trikot der Führenden im Riesenslalom-Weltcup abgeben müssen: Sie liegt nun 26 Punkte hinter Tessa Worley. Aber das sei halb so schlimm, versicherte Kathrin Hölzl: "Wir wissen, dass wir stark sind." Ein Ausrutscher, mehr soll es nicht gewesen sein.