Wer krönt sich zum König von Nove Mesto?

Von Michael Stadtler / Christoph Köckeis
Wer krönt sich bei der Biathlon-WM im tschechischen Nove Mesto zum Weltmeister?
© Getty

Nach dem Karriereende von Magdalena Neuner und Michael Greis hält DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller "fünf bis sechs Medaillen" bei der Biathlon-WM für ein realistisches Ziel. Wer sind die WM-Favoriten? Und welche deutschen Athleten haben die besten Chancen auf Edelmetall? Der SPOX-Favoritencheck vor dem WM-Start (Mixed-Staffel, 17.30 Uhr im LIVE-TICKER).

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Damen im Check: Die besten Vier der Welt

Tora Berger: Berger ist momentan das Maß aller Dinge im Damen-Biathlon-Zirkus. Die Norwegerin führt den Gesamtweltcup deutlich vor Darja Domratschewa an und steht auch in allen Disziplinen-Weltcups an der Spitze. Bereits sechs Weltcup-Rennen gewann Berger in diesem Winter - so viele wie keine andere Biathletin. Läuferisch gehört sie zu den besten der Welt und auch am Schießstand trifft sie konstant gut. Keine andere Skijägerin vereint beide Aspekte ähnlich stark wie die Norwegerin. Dementsprechend geht Berger auch in allen Einzel-Wettbewerben als Favoritin an den Start.

Fazit: Berger hat das Zeug, die WM zu dominieren. Läuft alles nach Plan, dann ist die Norwegerin sogar in der Lage, in allen vier Einzel-Wettbewerben Gold abzustauben. Allerdings hat eine WM oft ihre eigenen Gesetze, die Tagesform wird entscheidend sein. Bei der WM 2012 in Ruhpolding holte sie zweimal Einzelgold und wurde zur erfolgreichsten Athletin der Titelkämpfe. Eine ähnliche Leistung ist auch in Nove Mesto zu erwarten.

Prognose: Berger holt zweimal Gold und eine weitere Medaille in Einzelwettbewerben. In der Staffel und der Mixed-Staffel könnte weiteres Edelmetall folgen.

Darja Domratschewa: Domratschewa gehört schon den ganzen Winter über zu den konstantesten Biathletinnen im Weltcup. Ausreißer nach unten wie bei Miriam Gössner haben bei der Weißrussin eher Seltenheitswert. Nur einmal war Domratschewa diesen Winter, sofern sie an den Start ging, nicht unter den besten zehn Athletinnen zu finden. Sechs Mal stand sie auf dem Podest, konnte aber auch nur einen Weltcup-Sieg einfahren. Vor allem im Einzel und im Sprint gehört die Weißrussin zu den Mitfavoritinnen. Auch wenn sie bei der WM 2012 in Ruhpolding in der Verfolgung Gold gewann, stand sie in dieser Disziplin in der aktuellen Saison erst einmal auf dem Treppchen.

Fazit: Domratschewa hat die Qualität, in jeder Einzeldisziplin um eine Medaille mitzulaufen. Besonders im Sprint und im Einzel muss man sie auf dem Zettel haben. Um aber den ganz großen Wurf - eine Goldmedaille - landen zu können, benötigt sie angesichts der starken Konkurrenz einen nahezu perfekten Tag.

Prognose: Domratschewa holt sich in Nove Mesto zweimal Edelmetall. Über die Farbe werden ihre eigene Tagesform und die ihrer Kontrahentinnen entscheiden. Für eine Goldmedaille wird es aber wohl eher nicht reichen.

Miriam Gössner: Gössner ist das heißeste Eisen des DSV in Nove Mesto. Drei Weltcupsiege hat die 22-Jährige bisher in diesem Winter vorzuweisen. Auch wenn sie sich selbst keine konkrete Zielvorgabe für die WM setzt, so ruhen die deutschen Gold-Hoffnungen fast komplett auf ihren Schultern. Gössner, die voraussichtlich auch bei der Nordischen Ski-WM im Langlauf an den Start gehen wird, ist in der Loipe kaum zu schlagen. Selbst Berger ist nur an einem sehr guten Tag läuferisch mit der Deutschen auf einer Höhe. Das große Problem Gössners kommt bekanntlich am Schießstand zum Tragen. Fast jede Schießeinheit wird zur Lotterie. Ein fehlerfreier Anschlag ist bei ihr genauso möglich wie fünf verballerte Scheiben. In diesem Winter zeigte sie aber schon das ein oder andere Mal, dass sie sich beim Schießen deutlich verbessert hat. Kann sie sich weiter steigern, hat sie das Potenzial, die neue Magdalena Neuner zu werden.

Fazit: Alles hängt bei Gössner vom Erfolg am Schießstand ab. Bleibt sie fehlerfrei, holt sie Gold. Bleibt sie nahezu fehlerfrei, ist ein Podestplatz fast sicher. Läuferisch wird sie auch bei der WM die Nummer eins sein.

Prognose: Gössner wird sich und dem DSV den Traum von einer Einzel-Goldmedaille erfüllen. Die besten Chancen hat sie wohl im Massenstart. Um mehr als einmal ganz oben zu stehen, ist sie am Schießstand aber noch zu unkonstant. Weitere Podestplätze liegen aber im Bereich des Möglichen.

Andrea Henkel: Henkel liegt im Gesamtweltcup auf dem dritten Platz. Dieser ist jedoch mehr ihrer Konstanz und weniger absoluten Topplatzierungen geschuldet. Zweimal schaffte es die mittlerweile 35-Jährige aufs Podest, acht Mal in die Top 10. Die WM-Generalprobe in Antholz verpatzte sie mit Platz 25 im Sprint völlig. Immerhin lief sie in der Verfolgung noch bis auf Position zwölf nach vorne. Henkel hat diesen Winter vor allem mit ihrer Laufleistung zu kämpfen. Aufgrund ihres hohen Biathlon-Alters kann sie läuferisch nicht mehr mit der Topgruppe mithalten. Ihre immer noch teils sehr guten Schießleistungen könnten sie aber auch bei der WM noch einmal auf das Treppchen spülen.

Fazit: Henkel ist zweifelsohne in die Jahre gekommen. Dennoch gehört sie im Gesamtweltcup noch immer zu Besten der Welt. Sollte die eine oder andere Topathletin patzen, könnte Henkel davon profitieren und noch einmal ganz weit vorne landen.

Prognose: Eine Einzel-Gold-Kandidatin ist Henkel wohl nicht. Dafür ist sie läuferisch im Vergleich zu schwach. Bestätigt sie ihre Leistungen am Schießstand, dann ist aber vor allem im Sprint eine Medaille möglich. Die Farbe dürfte dann von den Leistungen der anderen Top-Biathletinnen abhängen.

Die weiteren Medaillen-Kandidaten

Kaisa Mäkäräinen (FIN): Mäkäräinen liegt im Gesamtweltcup auf Rang fünf. Beim letzten Weltcup vor der WM in Antholz wurde sie Zweite im Sprint und Dritte in der Verfolgung. Die Formkurve der Finnin zeigt nach oben. Für eine Medaille müsste es reichen. An einem guten Tag ist auch Gold nicht auszuschließen.

Marie Dorin Habert (FRA): Sie ist die stärkste Französin im Biathlon-Zirkus. Ein Weltcupsieg und eine Einzel-WM-Medaille fehlen ihr aber nach wie vor. Die besten Aussichten auf Edelmetall hat Habert im Sprint. Für eine Überraschung ist die Französin allemal gut.

Olga Zaitsewa (RUS): Sie gehört vor allem im Massenstart zu den Mitfavoritinnen. Im Disziplinen-Weltcup liegt sie auf Platz zwei hinter Berger. Beim letzten Massenstart vor der WM belegte sie Rang drei.

Vita Semerenko (UKR): Ihr werden im Massenstart die größten Chancen eingeräumt. Auch wenn die Ukrainerin keine Gold-Kandidatin ist, könnte es durchaus für Bronze reichen.

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