Johannes Kühn behält im Nebel von Antholz die Nerven und läuft auf das Podest. Auch ein Debütant überzeugt beim Biathlon-Weltcup.
Auch nach Platz drei in der Nebel-Lotterie von Antholz wollte sich Johannes Kühn nicht mit seinem ganz persönlichen Gegner anfreunden. "Einzel ist entweder super oder richtig schlecht. Heute war es super", sagte der Biathlet mit einem breiten Grinsen im Gesicht am ARD-Mikrofon - bevor er mit Nachdruck ergänzte: "Insgesamt ist es aber nicht mein Favorit."
In seiner ungeliebten Disziplin setzte Kühn aber seinen starken Winter fort und belohnte sich mit dem ersten Podest des Winters. Nur zwei Fehler beim letzten Schießen verhinderten ein noch besseres Ergebnis. "Der letzte Schuss war meilenweit weg", so Kühn, der der vergebenen Chance aber nicht lange nachtrauern wollte. "Wenn der Null schießt, kann man ihn eh nicht schlagen", sagte der 32-Jährige (2/+1:44,0) in Richtung des norwegischen Dominators Johannes Thingnes Bö, der ohne Fehler vor seinem Bruder Tarjei (2/+1:36,1) gewann.
Doch nicht nur Kühn wusste aus deutscher Sicht auf der Olympia-Strecke von 2026 zu überzeugen. Danilo Riethmüller, kurzfristiger Ersatz für den kranken Philipp Horn, lief im dichten Nebel auf einen starken siebten Rang (1/+2:27,6). "Ich war sehr überrascht", sagte der 24-Jährige, der nur wenige Stunden vor dem Rennen von seinem Debüt erfahren hatte: "Ich habe sofort die Chance genutzt, zum Mittagessen war ich da."
Auch seine Teamkollegen verneigten sich vor dem Neuling, der am vergangenen Wochenende noch im zweitklassigen IBU Cup in Ridnaun unterwegs gewesen war. Die Leistung Riethmüllers sei "sehr beeindruckend", sagte der frühere Weltmeister Benedikt Doll: "Der ist um 12.40 Uhr angekommen, dann so einen rauszuhauen - Hut ab. Sehr gut gemacht." Auch Roman Rees, Gewinner im Einzel von Östersund, zeigte sich nach zuletzt schwachen Leistungen deutlich verbessert und wurde Zehnter (2/+2:41,3), musste sein Rotes Trikot in der Wertung aber an Sieger Bö abgeben.
Die weiteren Deutschen enttäuschten dagegen, am Schießstand gingen die Versuche reihenweise daneben. Justus Strelow (3/+3:51,5 Minuten) wurde 30., Philipp Nawrath (5/+4:54,5) 41. Doll (+5:03,6) leistete sich gar sechs Fehler und knüpfte an seine durchwachsenen Leistungen in Ruhpolding an. "Ärgerlich", haderte dieser nach seinem 44. Platz.
Die Männer können sich nun zunächst ausruhen, für sie geht es erst am Samstag in Südtirol mit der Single-Mixed- (12.55 Uhr) und Mixed-Staffel (14.45 Uhr) weiter. Tags darauf steht zum Abschluss der WM-Generalprobe der Massenstart (12.30 Uhr/alle ARD und Eurosport) auf dem Programm. An diesem wird auch Debütant Riethmüller teilnehmen dürfen.