Judo: Zweiter Gegner von Israeli Butbul tritt nicht an

SID
Zum zweiten Mal hat ein Gegner des israelischen Judoka Tohar Butbul bei den Olympischen Spielen in Tokio auf einen Kampf verzichtet.
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Erneut tritt ein Judoka nicht gegen seinen israelischen Konkurrenten an. Es könnte sich eine brisante politische Affäre anbahnen.

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Der Palästina-Konflikt hat wohl endgültig die olympische Bühne erreicht: Gleich zwei Gegner des israelischen Judoka Tohar Butbul traten in Tokio nicht an. Während die Absage des Algeriers Fethi Nourine eindeutig politisch motiviert war, gibt der Fall des Sudanesen Mohamed Abdalrasool noch Rätsel auf.

Der 28-Jährige, als 469. der Weltrangliste ohnehin ein krasser Außenseiter, hätte am Dienstag in der ersten Runde der Klasse bis 73 kg gegen Nourine kämpfen sollen, war durch den Rückzug des Algeriers aber kampflos in die Runde der letzten 32 eingezogen und damit zu Butbuls Gegner geworden. Obwohl Abdalrasool noch zum offiziellen Wiegen erschienen war, stand kurz vor dem geplanten Kampf ein "DNS" für "Did Not Start" hinter seinem Namen.

Weder das IOC, noch der Judo-Weltverband und schon gar nicht das sudanesische Team konnten oder wollten Licht ins Dunkel bringen. Vier Tage nach dem frühzeitigen Verzicht von Nourine lag daher beim völkerverbindenden Sportfest eine unschöne Boykott-Stimmung in der Luft des altehrwürdigen Nippon-Budokans. Butbul durfte schließlich im Achtelfinale seinen ersten Kampf bestreiten, blieb aber ohne Medaille.

Judo: Konflikte zwischen muslimischen Ländern und Israel keine Seltenheit

Nourine und Trainer Amar Benikhlef hatten ihre Entscheidung am Donnerstagabend einem algerischen Fernsehsender mitgeteilt und mit ihrer politischen Unterstützung für Palästina begründet. Das Olympische Komitee Algeriens entzog den beiden die Akkreditierung für die Spiele.

Dass Sportler aus gewissen muslimischen Ländern nicht gegen israelische Kontrahenten antreten, ist vor allem im Kampfsport keine Seltenheit. Die Situation wurde durch die jüngsten Spannungen zwischen jüdischen Israelis und Palästinensern noch verschärft.

Im Judo soll der Iran regelmäßig Druck auf seine Kämpfer ausgeübt haben, damit diese nicht gegen Israelis antreten. Der Weltverband IJF hatte den Iran deswegen für vier Jahre gesperrt. Bei der WM 2019 wurde Saeid Mollaei von Irans Verband durch Drohungen gegen seine Familie dazu gezwungen, absichtlich zu verlieren, um im Finale nicht gegen den Israeli Sagi Muki antreten zu müssen. Mollaei flüchtete und tritt in Tokio am Mittwoch für die Mongolei an.

Die IJF hatte bei der Begründung der Sperre Irans klargestellt, "gegen jede Form von Diskriminierung im Judosport zu kämpfen". Ein Boykott israelischer Kämpfer verstoße "gegen die olympischen Grundprinzipien".

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