Mit einem letzten Platz lief Claudia Pechstein in die Geschichtsbücher des olympischen Sports. In Peking stieg sie zur Rekord-Olympiasiegerin auf.
Claudia Pechstein glitt weit abgeschlagen ins Ziel und breitete dennoch jubelnd die Arme aus - Zeit und Platzierung spielten für sie keine Rolle. Die Berliner Eisschnellläuferin ist trotz sportlicher Chancenlosigkeit in Peking zur Rekord-Olympionikin aufgestiegen.
"Es werden wenige verstehen, dass ich mit dieser Platzierung noch strahlen kann. Aber das tue ich, weil ich ganz stolz darauf bin", sagte Pechstein: "Es war ein Sieg für mich."
Einen Tag nach ihrem Auftritt als deutsche Fahnenträgerin bei der Eröffnungsfeier verfehlte die 49-Jährige im 3000-m-Rennen die Top 10 erwartbar deutlich. Pechstein belegte in ihrem 20. olympischen Rennen in 4:17,16 Minuten den 20. und letzten Rang.
Grund zur Zufriedenheit hatte die fünfmalige Olympiasiegerin dennoch. Bereits die Qualifikation für Peking war ein Erfolg, in China nimmt sie zum achten Mal an Winterspielen teil.
Pechstein schließt damit zum bislang alleinigen Rekordhalter, dem japanischen Skispringer Noriaki Kasai, auf. Älter war zudem nie eine Teilnehmerin an Winterspielen.
Niederländerin Irene Schouten holt Gold
Das erste Gold in der modernen Pekinger Arena "Ice Ribbon" sicherte sich die Niederländerin Irene Schouten. Die 29-Jährige verbesserte in 3:56,93 Minuten Pechsteins 20 Jahre alten olympischen Rekord (3:57,70).
Silber ging an Francesca Lollobrigida aus Italien (3:58,06) vor der Kanadierin Isabelle Weidemann (3:58,64). Bis zum Abschluss der Winterspiele stehen 13 weitere Entscheidungen an.
Pechstein eröffnete 30 Jahre nach ihrem Debüt in Albertville die Eisschnelllauf-Wettbewerbe von Peking. Im ersten von zehn Duellen über die kurze Langstrecke trat sie gegen die 22-jährige Chinesin Ahenaer Adake an - und wurde schnell abgehängt. Das Tempo der ersten vollen Runde (32,31 Sekunden) konnte sie nicht lange halten. Der Rückstand auf Adake betrug am Ende knapp fünf Sekunden. Nach dem Zieldurchlauf winkte Pechstein trotzdem lächelnd in Richtung der spärlich besetzten Tribünen.
"Es hat im Kopf schon eine Rolle gespielt. Deshalb konnte ich gar nicht laufen, was ich kann. Das hat man glaube ich auch gesehen", sagte Pechstein: "Es spielt keine Rolle. Aus dem Strahlen komme ich heute gar nicht mehr raus."
gettyPechstein erlebt eine kurze Nacht
Pechstein, die in ihrer Glanzzeit die Langstrecke dominierte, hat inzwischen einen großen Rückstand auf die Weltspitze. Um Medaillen geht es zumindest international nicht mehr.
Hinter Pechstein lag zudem eine kurze Nacht. Am Freitagabend hatte sie an der Seite von Bob-Ass Francesco Friedrich das deutsche Team als Fahnenträgerin bei der frostigen Eröffnungsfeier angeführt.
"Ich weiß nicht, wann ich geschlafen habe. Ich genieße den Moment immer noch", sagte Pechstein. Olympiasieger gebe es ganz, ganz viele: "Fahnenträger nicht so viele. Ich bin ganz stolz, dass ich in dem erlesenen Kreis dabei sein darf."
Am Sonntag greifen die Männer der kleinen deutschen Eisschnelllauf-Delegation in den Wettkampf ein. Über 5000 m (9.30 Uhr MEZ) kämpfen der Erfurter Patrick Beckert und Olympia-Debütant Felix Rijhnen um die Medaillen.