Eine "riesengroße Ehre" bei ihren achten Olympischen Winterspielen, ein "absoluter Ritterschlag" vor der nächsten Gold-Jagd: Claudia Pechstein und Francesco Friedrich tragen bei der Eröffnungsfeier in Peking (Freitag, 13.00 Uhr MEZ) die deutsche Fahne. Die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin aus Berlin und der Bob-Dominator aus Oberbärenburg erhielten bei der Abstimmung unter Sportlern und Fans die meisten Stimmen. Das gab der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Donnerstag bekannt.
"Es ist eine riesen Ehre für mich, das deutsche Team als Fahnenträgerin ins Stadion zu führen", sagte Pechstein: "Ich habe in meiner Karriere alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt und jetzt als Olympia-Rekordteilnehmerin die Fahne für Team Deutschland tragen zu dürfen, macht mich sehr stolz." Und Friedrich meinte: "Das ist mindestens gleichzusetzen mit der Goldmedaille, die wir hier gewinnen können."
Zum zweiten Mal nach den Sommerspielen in Tokio 2021, wo Beachvolleyballerin Laura Ludwig und Wasserspringer Patrick Hausding bei der Eröffnungsfeier das deutsche Team ins Stadion geführt hatten, wurden eine Frau und ein Mann ausgewählt. Das deutsche Team will damit ein Zeichen für die Gleichberechtigung setzen.
Zuvor hatten bei den bisherigen Spielen im Sommer und Winter seit der Wiedervereinigung zehn Männer, aber nur fünf Frauen das deutsche Team bei der Eröffnungsfeier angeführt. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte allen Mannschaften diese Möglichkeit freigestellt.
Pechstein, die schon vor 30 Jahren in Albertville dabei war, hat damit schon vor Beginn der Wettkämpfe ihren ganz großen Auftritt. Die streitbare Berlinerin ist die erfolgreichste deutsche Winter-Olympionikin (5x Gold, 2x Silber, 2x Bronze), in China nimmt die Altmeisterin zum achten Mal an Winterspielen teil. Sie schließt damit zum bislang alleinigen Rekordhalter, dem japanischen Skispringer Noriaki Kasai, auf. Älter war zudem nie eine Teilnehmerin an Winterspielen.
Pechstein: "Eine riesengroße Ehre"
Und deshalb wird es wohl auch nichts mit einer weiteren Medaille. "Ich bin das erste Mal unter dem olympischen Motto 'Dabei sein ist alles' unterwegs", hatte Pechstein, die schon am Samstag über 3000 m sowie später im Massenstart antritt, gesagt. Umso mehr freut sie sich auf Freitag: "Eine riesengroße Ehre".
Friedrich ist in Peking hingegen wieder voll auf Sieg gepolt. Nach seinem Doppelsieg vor vier Jahren in Pyeongchang will der 31 Jahre alte Rekordweltmeister in China den Olympia-Rekord von Andre Lange mit vier Goldmedaillen einstellen. An der Seite von Pechstein ins Vogelnest zu laufen, dürfte ihm noch einmal einen Schub geben.
"Die Fahne zu tragen, wäre ein absoluter Ritterschlag. Das wäre richtig genial", hatte er im Vorfeld dem Münchner Merkur und der tz gesagt. Für den großen Auftritt nimmt Friedrich auch logistische Hürden in Kauf. Sein Quartier ist in Yanqing, An- und Abreise sind mit einigem Aufwand verbunden. Die Rolle als Fahnenträger ist ihm jede zusätzliche Belastung wert: "Das Team Deutschland anzuführen und mit der Fahne in das Stadion zu marschieren - das ist das I-Tüpfelchen auf jeder Sportlerkarriere. Und eine wahnsinnige Ehre."