Karriereende vertagt: Grandiose Angelique Kerber siegt und versöhnt sich mit Paris

SID
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Angelique Kerber dreht auf den letzten Metern ihrer Karriere noch einmal auf - und schließt dabei Frieden mit dem von ihr hassgeliebten Paris.

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Angelique Kerber lächelte, ihre Augen glänzten. Sie holte tief Luft und gestand der Stadt, die ihr so oft so manchen Ärger bereitet hatte, ihre Liebe. "Als alle während des Matches 'Les Champs-Elysees' gesungen haben... Das habe ich natürlich mitbekommen, für so etwas bin ich zurückgekommen", sagte Kerber im nachtdunklen Stade Roland Garros: "Es war nie mein Lieblings-Grand-Slam. Aber am Ende werden werden Paris und ich dann doch noch Freunde."

Dass die Kielerin Olympia und damit den Ort ihrer vielleicht kompliziertesten Sportbeziehung für den Karriere-Schlussakt ausgesucht hat, könnte eine goldrichtige Entscheidung sein. So gut wie beim 7:5, 6:3 im Erstrunden-Duell zweier einstiger Weltranglistenerster gegen die favorisierte Japanerin Naomi Osaka spielte Kerber seit ihrem Comeback nach der Babypause nicht, so gelöst zeigte sich die 36-Jährige selten. Kerber hat für sich klare Verhältnisse geschaffen. Und sie ist absolut fein damit.

"Ich habe das hier extrem genossen", sagte sie nach der formidablen Vorstellung gegen Osaka: "Mir bedeutet dieser Sieg sehr viel, denn er zeigt, dass ich immer noch gegen Topspielerinnen gewinnen kann."

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Angelique Kerber jetzt gegen Adina Cristian

Es wäre die allerletzte abenteuerliche Wendung in einer ohnehin märchenhaften Karriere: Ausgerechnet in Paris, wo Kerber nicht einmal das French-Open-Halbfinale erreicht hatte, während sie die anderen drei Grand-Slam-Turniere gewann, noch einmal einen Lauf zu starten. Gegen das Gefühl, das so schnell alles vorbei sein könnte.

"Natürlich hat man im Kopf, dass das hier dein letztes Match sein könnte", sagte Kerber. Jenes gegen Osaka war dann doch nicht das finale Einzelmatch, vielleicht wird es das kommende gegen die Rumänin Adina Cristian, vielleicht auch nicht. Und dann gibt es ja noch den Doppel-Wettbewerb mit Laura Siegemund.

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Andrea Petkovic: "Das ist für mich die 27-jährige Angelique Kerber"

Kerber ist kurz vor Ultimo leistungsmäßig dort, wo sie seit ihrer Babypause hinwollte, sie kann mindestens mithalten, aber auch wie gegen Osaka - die ebenfalls 2023 Mutter einer Tochter wurde - selbst gestalten. Teilweise sprühte sie auf dem riesigen Court Philippe Chartrier vor Spielwitz, schien die Uhr um Jahre zurückgedreht zu haben. "Das ist für mich hier die 27-jährige Angelique Kerber", sagte Weggefährtin Andrea Petkovic am ARD-Mikrofon.

Kerber hat sich auf Paris eingelassen, auf ein letztes Olympia-Abenteuer. Bei der Eröffungsfeier harrte sie "neun Stunden im Regen" aus, um erleben zu dürfen, wie Celine Dion vom Eiffelturm den Piaf-Klassiker "Hymne a l'amour" in die Pariser Herzen sang: "Das war sehr emotional, auch für mich mit all den Gedanken an den vergangenen Tagen."

Für ihre definitiv letzten Tage als Tennisprofi - "ich bin mit der Entscheidung absolut glücklich" - hat Kerber einen klaren Plan. Und der hat mit Vermächtnis zu tun. "Alles auf dem Platz zu lassen, Extraprozente zu geben", sagte sie: "Das hat mich ausgezeichnet, so will ich weitermachen, bis es zuende ist. So möchte ich in Erinnerung bleiben."

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