Maria ist auch nur eine exotische Tänzerin

Alexander Mey
29. Juli 201200:00
Maria Scharapowa führte die gigantische russische Delegation ins Olympic StadiumGetty
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Wie jede Eröffnungsfeier bei Olympia war auch die in London voll von großen Gesten. Alles nur Quatsch und Feelgood-Therapie für die Zwerge der Sportwelt? SPOX-Redakteur Alexander Mey weiß aus hautnaher Erfahrung: Olympia lässt nicht einmal den größten Superstar kalt. Es können sogar gerne noch mehr werden.

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Man kann diesen ganzen olympischen Kram, diese Hymne, diese Flagge, diesen Eid und all das Brimborium rund um die Spiele ja übertrieben, altbacken oder gar albern finden.

Fakt ist aber, dass kein Sportereignis auf der Welt auch nur annährend an das herankommt, was Olympia mit Menschen in aller Welt macht. Auch keine Fußball-WM. Die ist in den Ländern, die mitspielen, eine riesige Nummer, keine Frage, aber es spielen eben nur 32 mit.

In London sind sage und schreibe 204 Nationen ins Olympiastadion einmarschiert. Darunter Großmächte wie die Marshall Islands oder die Vereinigten Staaten von Mikronesien, die kaum ein normal Sterblicher auf der Landkarte findet.

Die exotische Tänzerin von den Cook Islands

Da steht dann eben auch mal ein weiblicher Funktionär von den Cook Islands beim Einmarsch ihres Landes völlig überdreht von der Ehrentribüne auf und tanzt sich vor Begeisterung vor 62.000 Menschen - und mir, der zufällig ein paar Plätze weiter saß - einen Wolf.

Ja, ja, Olympia ist eben etwas für die Kleinen, die sonst im Sport nichts zu melden haben und einmal in vier Jahren ein Lebenszeichen von sich geben dürfen.

Gasol? Scharapowa? Bryant? Keinen lässt das kalt

Kann man, wenn man böse ist, so sehen. Tut man aber nicht mehr, wenn man wie ich in der zweiten Reihe gesessen hat und in die Gesichter sämtlicher Athleten blicken konnte.

Da hat dann nämlich nicht mehr nur Rahman Mahfizur aus Bangladesch selig in die Menge gestrahlt, sondern auch ein Pau Gasol hat das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen, so stolz wie Oscar war er, die spanische Fahne ins Stadion tragen zu dürfen. Könnte einem Multimillionär und NBA-Star doch eigentlich schnuppe sein, dieses Olympia. Ist es aber nicht.

Die Liste der Superstars mit glänzenden Augen könnte ich fast unendlich fortsetzen. Kobe Bryant, LeBron James, Maria Scharapowa, Tyson Gay. Die französischen Basketball-Stars Tony Parker und Ronny Turiaf waren so aufgedreht, dass sie unaufhörlich miteinander herumalberten.

Djokovic: Olympia besser als Grand-Slam-Titel

Ganz besonders ergriffen war Tennis-Star Novak Djokovic, der Fahnenträger der Serben. Er sagte: "Das ist das beste Gefühl, das du als Sportler in deiner Karriere haben kannst. Besser als jeder Grand-Slam-Titel. Denn dabei geht es nur um Tennis. Hier geht es aber um jeden Sport und jeden Sportler."

Okay, so beseelt klangen nicht alle Stars. Aber sie waren sich einig, dass man nicht erfolgreich, berühmt oder reich genug sein kann, um Olympia nicht mehr als besonderen Kick zu empfinden.

Alle Profis auch im Fußball und Boxen zulassen

Deshalb bin ich der Meinung, dass endlich auch die letzten Bastionen des Aussperrens von Profis von Olympia fallen sollten. Golf steht für 2016 schon auf der Liste, aber auch Fußball oder sogar Boxen sollten sich ernsthaft mit der Möglichkeit auseinandersetzen, alle Profis bei Olympia antreten zu lassen.

Es müsste schon verdammt viel schief laufen, wenn nicht jeder Profi mindestens zu dem Urteil über eine Eröffnungsfeier kommt wie Jamaikas Sprint-Ikone Usain Bolt.

Der sagte nach seinem Einmarsch als Fahnenträger so lässig, wie es ein Jamaikaner einfach tun muss: "Gute Vibrations hier. Ich liebe es. Ich bin froh, dass ich gekommen bin."

Yo Man, ich auch.

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