These 1: Die Konkurrenz für die USA ist so schwach wie lange nicht.
Haruka Gruber: Absolut: ja. Man sollte sich nur an die WM 2010 erinnern, als das US-Team mit einer wesentlich schlechter besetzten Mannschaft und Kevin Durant als einzigen Superstar souverän Gold geholt hat. Und diese Mannschaft wird jetzt verstärkt mit LeBron, Kobe, Melo und Chris Paul. Wer soll ihnen Schwierigkeiten bereiten? Argentinien ist uralt. Dass selbst an eine Nominierung vom 37-jährigen Fabricio Oberto gedacht wurde, sagt alles. Manu Ginonili hatte mit seinen 34 Jahren in der Saison starke Phasen, aber eben auch Verletzungspausen. Und es kommt von unten fast nichts nach. Griechenland ist wie Serbien nicht mal qualifiziert. Und warum sollte Litauen besser sein als bei der EM, als trotz Heimvorteils im Viertelfinale das Aus kam? Bei Frankreich fehlt der verletzte Joakim Noah und Tony Parker muss mit einer ungewohnten Schutz-Brille spielen, weil bei der Schlägerei in einem New Yorker Club ein Auge fast komplett ausgestochen worden wäre. Das wird sich bemerkbar machen. Daher bleiben nur die Spanier als echte Herausforderer - wobei Ricky Rubio nicht dabei ist. Im Kampf um Gold wird's eine langweilige Angelegenheit.
Dirk Bauermann: Tendenziell stimme ich Herrn Gruber zu. Viele Länder scheinen im Vergleich zu 2008 schwächer zu sein, am offensichtlichsten ist das bei den Griechen, die mitten im Umbruch stecken. Daher sehe ich nur Spanien, das sich im Vergleich zu den letzten Olympischen Spielen auf ein höheres Level verbessert hat. Marc Gasol entwickelt sich seitdem sehr gut und Serge Ibaka wird nach seinen Anpassungsproblemen an den FIBA-Basketball bei der WM 2010 noch stärker sein. Ich rechne außerdem mit Brasilien. Im Grunde ist das alles jedoch nicht so wichtig: Die USA sind haushoher Favorit. Sie werden ohnehin Gold holen und im gesamten Turnier kein einziges Spiel verlieren. Denn: Sie stehen mindestens eine Ebene über allen anderen.
Florian Regelmann: Das kann ich so nicht unterschreiben. Spanien hat zum ersten Mal Ibaka im Kader, wenn es gegen die USA geht. 2010 fehlte bei der WM, wie wir alle wissen, Pau Gasol. Heißt: Die Gasol-Brüder plus Iblocka - Spaniens Frontcourt wird den Amerikanern brutale Probleme bereiten. Frankreich ist meiner Meinung nach so stark wie nie und auf einem Level mit den Spaniern. Vor allem der Parker-De-Colo-Backcourt hat es in sich. Es ist ja ab der nächsten Saison ein reiner San-Antonio-Backcourt. De Colo ist ein explosiver Scorer, ich erwarte, dass er im Popovich-System in der NBA ebenfalls eine gute Rolle spielt. Und Argentinien bleibt Argentinien. Zu alt? Wenn ich das schon höre! Ich kenne keine abgezocktere Truppe als diese Argentinier. Dass Brasilien gefährlich ist, hat man in der Vorbereitung gesehen. Ich gehe zwar schon davon aus, dass die US-Boys Gold gewinnen, klar, dennoch werden wir ein paar richtig enge Spiele sehen.
Philipp Dornhegge: Ich sehe es ähnlich wie Florian. Zunächst einmal haben die USA die eindeutig schwerere Gruppe erwischt. Abgesehen von den beiden afrikanischen Mannschaften sind Frankreich, Argentinien und mit Abstrichen Litauen theoretisch in der Lage, die USA zu schlagen, wenn die nicht voll da sind. Das Viertelfinale wird vermutlich ein Spaziergang, ein Halbfinale gegen Russland kann hingegen eine Herausforderung werden, ein Finale gegen Spanien sowieso. Die Iberer werden hoch motiviert sein, kommen abgesehen von Rubio in Topbesetzung und sind international unglaublich erfahren. Klar: Im Normalfall müssen die Amis jeden Gegner schlagen und Gold holen. Aber das war in den vergangenen Jahren immer so. Die Ausgangssituation ist die selbe und hätte sich auch nicht geändert, wenn die Serben, Türken, Italiener oder Griechen dabei wären.
These 1: Die Konkurrenz für die USA ist so schwach wie lange nicht.
These 2: Team USA soll gleichzeitig mit LeBron/Durant/Melo starten.
These 3: Nigeria wird das Olympia-Überraschungsteam.
These 4: Russlands Andrei Kirilenko wird der Olympia-MVP.
These 5: Das deutsche Team ist wieder auf dem Weg nach oben.