"Bulle" Andreas Tölzer hüllte sich eine schwarz-rot-goldene Fahne und warf seinen Trainer in die Luft, als er seinen letzten Fall erfolgreich gelöst hatte.
GettyDer 135-Kilogramm-Mann holte sich beim dritten Olympiastart mit Bronze seine erste Medaille und krönte den starken London-Auftritt der deutschen Judoka von insgesamt vier Podestplätzen. Eine bessere Bilanz hatte es letztmals vor 16 Jahren gegeben.
"Wahnsinnig stolz auf Bronze"
"Ich bin wahnsinnig stolz auf Bronze. Jetzt habe ich endlich eine Olympiamedaille. Ich fühle mich wie ein Sieger. Und das werde ich entsprechend feiern", sagte der Schwergewichtler. Der Mann, der von der Statur dem "Bullen aus Tölz" aus der gleichnamigen Fernsehserie gleicht, hatte im Bronzekampf den Weißrussen Ihar Makarau vorzeitig mit einer Festhalte besiegt. Gold ging an den Franzosen Teddy Riner. Der Franzose gewann das Finale gegen Alexander Michailin aus Russland.
"Das ist eine kleine Krönung seiner Karriere", sagte Bundestrainer Detlef Ultsch. Der Mann, der 1980 selbst Olympia-Bronze gewonnen hatte, war zuvor vom "Bullen" durch die Luft gewirbelt worden.
Zurück mit der MS Deutschland
Der Chefcoach hatte Tölzer nach der völlig unnötigen Halbfinal-Niederlage gegen Europameister Alexander Michailin aus Russland zuvor noch in der Aufwärmhalle angebrüllt: "Er hat da schlecht gekämpft und eine Chance vertan."
Nach nur fünf Minuten Pause war Tölzer wieder wach und am Ende mit Bronze glücklicher als mit den zwei WM-Silbermedaillen der letzten beiden Jahre: "Natürlich ist es ärgerlich, dass ich den Griff nach ganz oben verpasst habe. Aber irgendwie ist es schöner, wenn du deinen letzten Kampf gewinnst."
Für Bronze gibt es nach dem Ausruhen in London und der Heimfahrt mit der MS Deutschland gleich eine doppelte Urlaubsbelohnung: Nach den Sommerspielen geht es zum Regenerationstraining und Feiern nach Ibiza. Außerdem wurde Tölzer für seine "besonderen Leistungen" noch auf ein Wochenende nach Bad Tölz eingeladen: "Er hat gekämpft wie ein Bulle!"
Das galt für das gesamte deutsche Judoteam. "Wir können stolz sein. Wir sind der stärkste deutsche Kampfsportverband", sagte Ultsch. Zwei Medaillen hatte sich der Deutsche Judo-Bund (DJB) für die Sommerspiele öffentlich als Ziel gesetzt - am Ende wurde sogar die Vorgabe des DOSB von drei Plaketten übertroffen.
"Werbung für den Judosport in Deutschland"
"Es ist optimal, was das Team hier geleistet hat. Zwei Medaillen hatten wir kalkuliert, wir waren viel besser", sagte Präsident Peter Frese der Nachrichtenagentur dapd: "Kompliment an die Mannschaft. Sie hat hier Werbung für den Judosport in Deutschland gemacht."
Besonders überraschend sei die Silbermedaille von Kerstin Thiele gewesen, die nach dem Aus der anderen Frauen grandios in die Bresche gesprungen sei. "So muss das sein in einem gut funktionierenden Team" sagte Frese. Peking-Olympiasieger Ole Bischof hatte zudem Silber gewonnen, Dimitri Peters erkämpfte Bronze.
Nach der Enttäuschung von Peking, als es nur eine Medaille durch Bischof gegeben hatte, wurde diesmal die Bilanz von vier Medaillen von Athen 2004 eingestellt. Mehr olympische Podestplätze für deutsche Judoka - damals waren es fünf - hatte es zuletzt 1996 in Atlanta gegeben.